„Europas Abhängigkeit bei kritischen Rohstoffen gefährdet den Wohlstand“

von | 21. Feb 2023 - 10:50 | Wirtschaft

Fehler bei der Beschaffung von Erdgas dürfen nicht wiederholt werden – Wirtschaftsexpertinnen fordern Diversifizierung von Lieferketten und Ausbau eigener Kapazitäten.

Der Ukrainekrieg und die damit einhergehende Energiekrise haben auch Europas Abhängigkeit bei kritischen Rohstoffen wie Seltenen Erden ins Blickfeld gerückt. Diese Abhängigkeiten bedrohen nicht nur Europas Wohlstand und Wettbewerbsfähigkeit, sondern machen es auch erpressbar, schreiben die Wirtschaftsexpertinnen Veronika Grimm (Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung) und Christina von Rüden (Verband der Elektro- und Digitalindustrie ZVEI) in Table.Media. Jetzt sei die Zeit zu handeln, wenn die Fehler bei der Beschaffung von Erdgas nicht wiederholt werden sollen, fordern die Autorinnen im Hinblick auf den geplanten EU Critical Raw Materials Act.

Zunächst müsse die Beschaffung kritischer Rohstoffe diversifiziert werden; durch die richtigen Rahmenbedingungen könnten Regierungen die Bemühungen von Unternehmen unterstützen. Die Autorinnen empfehlen einen sogenannten Critical Raw Materials Club, ein globales Bündnis gleichgesinnter Partner, wie ihn etwa schon EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen vorgeschlagen hat. Denn auch gleichgesinnte Länder würden wahrscheinlich künftig um kritische Rohstoffe konkurrieren, so Grimm und von Rüden, ein spezieller Kooperationsrahmen könnte jedoch gegenseitige Hilfe bei lokalen Engpässen ermöglichen.

Sie fordern auch die Abschließung neuer Handelsabkommen, um Zugang zu noch unerschlossenen Lagerstätten vor allem in Afrika und Lateinamerika zu erhalten. Zentral seien dabei Partnerschaften auf Augenhöhe und die Einhaltung lokaler Umwelt- und Sozialstandards. 

Europas Bergbauindustrie wiederbeleben

Daneben sollte Europa jedoch auch selbst Rohstoffe abbauen und verarbeiten, um die Auslandsabhängigkeit zu verringern. Für eine erfolgreiche Wiederbelebung der europäischen Bergbauindustrie raten die Autorinnen zur Einbeziehung der lokalen Bevölkerung. Sie verweisen auf eine Gesetzesänderung in Portugal, nach der nun auch Anwohner und nicht wie bislang allein der Staat von Gewinnen aus dem Bergbau profitieren könnten. Bezüglich möglicher Umweltbelastungen durch den Bergbau sollten die Kosten „sorgfältig“ gegen die Vorteile einer globalen Emissionsreduzierung abgewogen werden.

Als mögliches Instrument zur Verringerung der Importabhängigkeit gelte es schließlich auch die europäische Recycling-Infrastruktur für kritische Rohstoffe zu stärken.

Photo: iStock/Baloncici

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