Energiewende und Mineralien: Habeck setzt auf Afrika

von | 8. Dez 2022 - 14:02 | Politik

Wirtschaftsminister in Namibia und Südafrika. Neue Partnerschaften sollen Deutschlands Energie- und Rohstoffversorgung diversifizieren.

Robert Habeck sieht Afrika als wichtigen Partner, um die Energiewende voranzubringen und die deutsche Energie- und Rohstoffversorgung zu diversifizieren. Diese Themen standen dementsprechend im Fokus seines fünftägigen Besuchs in Namibia und Südafrika. Begleitet wird der Wirtschafts- und Klimaschutzminister von Führungskräften deutscher Unternehmen hauptsächlich aus dem Energiesektor.

Gerade angesichts der Klimakrise, die das südliche Afrika besonders zu spüren bekomme, sei eine Zusammenarbeit von enormer Bedeutung, sagte Habeck. Zugleich liege hier ein Teil der Antworten, denn die sonnen- und windreichen Länder bieten großes Potenzial für Erneuerbare Energien. Diese könnten nicht nur Afrika mit klimafreundlicher Energie versorgen und somit Kohle und Gas ersetzen, sondern auch zur Erzeugung von Grünem Wasserstoff genutzt werden, der Schwerindustrie und Schwerverkehr dekarbonisieren soll.

Namibia als künftiger Lieferant von H2 und Rohstoffen

Mit Namibia, Habecks erster Reisestation, verbindet Deutschland bereits eine Wasserstoffpartnerschaft (wir berichteten). Im wüstengleichen Nationalpark Tsau Khaeb entsteht derzeit für zehn Milliarden Euro und unter Beteiligung der deutschen Firma Enertrag eine Produktionsanlage. Ab 2027 soll Grüner Wasserstoff, der über Namibias Eigenbedarf hinausgeht, per Schiff in die Bundesrepublik exportiert werden, umgewandelt in Grünes Ammoniak, das sich leichter transportieren lässt.

Namibia, das über Bodenschätze wie Seltene Erden verfügt, bietet sich auch als alternativer Rohstofflieferant zu China und Russland an und unterzeichnete kürzlich ein vorläufiges Abkommen mit der EU. Mit einem Anteil von knapp zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts und zuletzt über 50 Prozent der Exporterlöse sei der Bergbau einer der bedeutendsten Wirtschaftsbereiche des afrikanischen Landes, so die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR). Bislang seien die Produktbandbreite und Wertschöpfung jedoch eher gering, da es an einer verarbeitenden Industrie sowie notwendigen Investitionen fehle. Über entsprechende Kooperationsmöglichkeiten informierte sich die mitgereiste Wirtschaftsdelegation vor Ort.

Ein Containerschiff verlässt den Hafen von Kapstadt in Südafrika.

Photo: iStock/~UserGI15667539

„Kontinent der Chancen“ – doch bislang wenig deutsche Investitionen in Afrika

Nach den Gesprächen in Namibia nahm Robert Habeck am German-African Business Summit (GABS) in Südafrika teil, Deutschlands wichtigster Wirtschaftsveranstaltung auf dem afrikanischen Kontinent. Der Bundesminister warb für mehr deutsche Investitionen in den Staaten südlich der Sahara und machte sich für den Ausbau Erneuerbarer Energien stark. Bislang setzt Südafrika mit seinen großen Kohlevorkommen fast ausschließlich auf diese fossilen Ressourcen zur Energiegewinnung und Stromerzeugung. Ähnlich wie in Namibia liegen hier jedoch große Potenziale für Wind- und Solarparks, zudem verfügt auch Südafrika über viele kritische Mineralien und eine bedeutende Bergbauindustrie. Das Land gehört zu den weltweit führenden Produzenten von Platingruppenmetallen, die als Katalysatoren wichtig für die Wasserstofferzeugung sind, sowie Vanadium und Mangan für die Batteriespeicherung. 

Von einem „Kontinent der Chancen“ sprach Dirk Jandura, Präsident des Außenhandelsverbandes BGA, im Vorfeld des GABS. Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) sieht Afrika gar als „ein Muss“, um sich stärker zu diversifizieren. Wirtschaftsverbände fordern seit Jahren mehr Engagement auf dem Nachbarkontinent, getan hat sich bislang jedoch wenig. Investitionen seien schwierig, solange Kapitalgeber afrikanische Länder als besonders riskant einstufen, so die Tagesschau. Zum anderen haben Länder wie Russland und vor allem China einen massiven Vorsprung aufgebaut: Die Volksrepublik investiert seit Jahrzehnten in Afrikas Wirtschaft, Infrastruktur und Entwicklungshilfe, sicherte sich so auch den Zugriff auf Rohstoffe für den eigenen Produktionssektor

Die Einflussnahme ist jedoch nicht ohne Kritik, etwa aufgrund von Umweltschäden oder fehlender Transparenz für die afrikanischen Partner. Hier könnte eine Chance für deutsche Unternehmen liegen. Der BDI fordert neben mehr Präsenz vor Ort vor allem einen Neustart der Beziehungen mit dem Ziel einer Partnerschaft auf Augenhöhe – ein Anspruch, den auch Habeck auf seiner Reise betonte.

Photo: iStock/fivepointsix

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