Viele Bremsen für den Bergbau

von | 6. Okt 2023 - 11:19 | Wirtschaft

Steigender Rohstoffbedarf trifft auf lange Genehmigungsverfahren und Umweltbedenken.

Mehrere für die Energiewende wichtige Rohstoffe, darunter Lithium und Kobalt, werden in den kommenden Jahren ein Angebotsdefizit aufweisen, so S&P Global Market Intelligence. Der steigende Bedarf treffe jedoch auf Widerstand gegen neue Bergbauprojekte in der Bevölkerung. Ein Umstand, an dem die Branche nicht unschuldig sei, da lange wenig Rücksicht auf Mensch und Umwelt genommen worden sei, zitiert S&P eine Studie der Colorado School of Mines. Die Liste der Projekte, die aufgrund von Umweltbedenken auf Eis gelegt worden sind, wächst. Von den USA über Grönland bis Spanien und Schweden. Hinzu kämen die langwierigen behördlichen Genehmigungsverfahren für neue Projekte, die in den USA mit sieben bis zehn Jahren nochmal deutlich mehr Zeit in Anspruch nähmen als etwa in Australien oder Kanada, so die Studie. Die zeitintensiven Prozesse hatten auch in Europa, namentlich Schweden, die erste Euphorie über die Entdeckung eines gewaltigen Seltenerdvorkommens gebremst, denn hier wird ebenfalls mit bis zu 15 Jahren gerechnet, bis die Förderung beginnen kann. Möglicherweise zu spät, um im Kampf gegen den Klimawandel entscheidend beizutragen oder Europa weniger abhängig vom Quasimonopolisten China zu machen. Mit dem Abbau alleine ist es zudem auch nicht getan, denn die Weiterverarbeitung ist noch stärker zu Gunsten der Volksrepublik konzentriert.

Wenn die Branche auch stark von politischen Entscheidungen abhängig ist, sieht S&P Global noch ein anderes hausgemachtes Problem: unzureichende Finanzmittel. Darunter würde die Exploration, also die Suche nach Rohstoffvorkommen, leiden. Die Zahl der hierfür notwendigen Bohrungen sei in den letzten Monaten zurückgegangen. Statt Reinvestition in das eigene Geschäft hätten Unternehmen vielmehr die Interessen der Aktionäre, etwa durch die Ausschüttung von Dividenden priorisiert, wird Mitchell Krebs, CEO des Edelmetallproduzenten Coeur Mining, zitiert. Wie gewaltig der Investitionsbedarf ist, um die Klimaziele zu erreichen, führte Mike Henry, Vorstandsvorsitzender des Bergbaukonzerns BHP, vor einigen Monaten aus: 100 Milliarden US-Dollar zusätzlich, jährlich.

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