Chinas eigenes Rohstoffdilemma

von | 13. Okt 2021 - 14:02 | Wirtschaft

Chinas Rohstoffdominanz wird immer wieder thematisiert. Dabei wird oft übersehen, dass China selbst große Mengen Seltener Erden importiert.

Viel war in den letzten Monaten über Maßnahmen zu lesen, mit denen sich die USA und andere Staaten unabhängiger vom Import Seltener Erden aus China machen wollen. Von Recycling über Steuererleichterung bis zur Erschließung neuer Rohstoffvorkommen reichen die Projekte. Sogar eine Untersuchung des US-Handelsministeriums zur Gefährdung der nationalen Sicherheit durch die Abhängigkeit von Magnetimporten aus China wurde eingeleitet.

Übersehen wird dabei mitunter, dass China ebenfalls Maßnahmen ergreifen muss, um die eigene Versorgung zu sichern. Denn spätestens seit 2018 ist das Land der weltweit größte Importeur Seltener Erden, wie Daten der Nachrichtenagentur Reuters zeigen. Deutlich wird das vor allem bei den Schweren Seltenen Erden, von denen 50 Prozent aus dem Nachbarland Myanmar importiert werden.

Entsprechend anfällig sind also auch Chinas Versorgungsketten, wie sich im Sommer dieses Jahrs zeigte. Corona-bedingt wurde die Grenze zwischen den beiden Ländern gesperrt, der Rohstoffimport kam weitestgehend zum Erliegen (wir berichteten). Bereits im Frühjahr hatte der Militärputsch in Myanmar zur Unterbrechung der Belieferung mit Seltenen Erden geführt, wie der Branchendienst Roskill damals berichtete.

USA fördert, China produziert

Große Mengen Seltener Erden nach China exportieren auch die USA. Beinahe 98 Prozent des dort geförderten Materials werden laut Daten der United States International Trade Commission nach China verschifft. Hier zeigt sich Chinas wirkliche Bedeutung für die Industrie, denn das Land hat sich neben der Förderung vor allem auf die Aufbereitung und Verarbeitung der Seltenerden spezialisiert. Hierfür fehlen in den USA und anderen Ländern die notwendigen Anlagen.

Die enormen Kapazitäten und das Knowhow, das China bei der Weiterverarbeitung mittlerweile hat, zeigt sich vor allem bei der Produktion von Permanentmagneten aus Seltenen Erden wie Neodym und Praseodym. China steht laut der European Raw Materials Alliance (ERMA) für 90 Prozent der weltweit produzierten Menge dieser Bauteile, die für Elektroautos, aber auch für Windkraftanlagen benötigt werden. Zwei Bereiche, die auch in China immer wichtiger werden.

2020 hat das Land so viele Windkraftanlagen gebaut wie der Rest der Welt zusammen: 100 Gigawatt Leistung gingen in China ans Netz. Auch die Elektromobilität ist inzwischen ein großer Faktor im Land. Gemessen an der Anzahl der Elektroautos ist China der größte Markt und das Wachstumspotential noch längst nicht ausgeschöpft, wie die Unternehmensberatung McKinsey jüngst mitteilte. Die Nachfrage deckt das Land weitgehend selbst ab. Chinas beliebtestes E-Auto, der Wuling HongGuang Mini EV, stammt aus heimischer Produktion. Wie andere Länder will natürlich auch die Volksrepublik am Boom dieser und anderer Zukunftstechnologien profitieren. Das große Interesse an der Sicherung der dafür notwendigen Rohstoffe ist daher kaum verwunderlich.

Photo: iStock/SeanPavonePhoto

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