EY-Report sieht Branche als entscheidenden Hebel für einen weltweit schnelleren Übergang zu klimafreundlichen Energien.
Die Energiewende nimmt an Fahrt auf und verläuft derzeit schneller als erwartet – zu diesem Ergebnis kommt ein neuer Report der Unternehmensberatung EY. Grüne Energie werde bis 2038 dominieren und bis 2050 bereits 62 Prozent am globalen Strommix ausmachen, prognostizieren die Autoren. Diese Dynamik sollte genutzt und noch beschleunigt werden, denn aktuell reiche sie nicht aus, um die globale Erwärmung auf das Ziel von 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Dafür sei ein Umdenken erforderlich, so EY weiter. Eine Führungsrolle sollten hier Energie- und Bergbauunternehmen einnehmen, für die sich neben Risiken vor allem große Chancen böten.
Der Report zeigt auf, dass der weltweite Weg in eine neue Energiezukunft nicht linear verlaufe. Volkswirtschaften wie das Vereinigte Königreich, Europa und die USA bescheinigt die Unternehmensberatung ausreichend Möglichkeiten für eine schnellere Transformation, da sie unter anderem über die nötigen politischen Maßnahmen, das Kapital und die Infrastruktur verfügen. Im Nahen Osten hingegen spiele Öl noch eine zentrale Rolle, eine große Herausforderung auf dem Weg zu Klimaneutralität, obwohl einige Länder wie Saudi-Arabien auch nach neuen Wegen suchen. Selbst innerhalb eines Landes könne die Entwicklung unterschiedlich verlaufen, wie in China, das weltweit führend in der Windenergie sei, aber zugleich global gesehen die meiste Kohle verbrenne.
Als enorme Herausforderung auf dem Weg in eine nachhaltigere Zukunft sehen die Autoren die Dekarbonisierung der Industrie an. Ehrgeiziger Ausbau Erneuerbarer Energien reiche nicht aus, es müsse auch eine entschiedene Abkehr von fossilen Brennstoffen stattfinden, die sich jedoch je nach Markt länger hinziehen und teurer sein werde als erwartet. Nötig seien neben gezielten politischen Maßnahmen wie Subventionen auch technologische Innovationen. Hier empfiehlt der Report Öl- und Gasunternehmen voranzugehen und Lösungen zu entwickeln, etwa zur Abscheidung, Nutzung und Speicherung von Kohlenstoff oder bei Alternativen wie Wasserstoff und Ammoniak.
Bergbau als entscheidender und unterschätzter Faktor für saubere Energie
Einen entscheidenden – und unterschätzten – Hebel sieht EY auch im Bergbau. Ohne diesen Sektor sei die Energiewende schlicht nicht zu schaffen, da er die nötigen Rohstoffe wie Kupfer, Lithium und Nickel für den Bau neuer Energieanlagen und -infrastrukturen liefere. Nationaler Protektionismus bei Ressourcen und geopolitische Spannungen gefährden die Versorgung jedoch, es drohen steigende Kosten und eine erhöhte Marktvolatilität.
Eine weitere Herausforderung sei fehlendes Kapital: Die Investitionen in die Exploration und Erschließung von Bergbaugebieten würden bis 2030 voraussichtlich rund 200 Milliarden Dollar erreichen – nötig sei jedoch EY zufolge das Doppelte. Um Kapital, aber auch Fachkräfte und die Wertschätzung von Regierungen und Gemeinden zu gewinnen, sollten Bergbauunternehmen sich auf gezielte Umwelt-, Sozial- und Governance-Initiativen (ESG) konzentrieren und so ihren Wert für Investoren und Gesellschaft gleichermaßen demonstrieren. Nachhaltigere Lieferketten seien immer gefragter – dies zahle sich bereits jetzt für Bergbaukonzerne aus, die in diesen Bereich investiert hätten, so der Report. Zur Verringerung des Investitionsrisikos könnten dabei Partnerschaften eingegangen werden, etwa mit Autoherstellern und Batterieproduzenten, um die Lieferketten zu stabilisieren, oder mit Universitäten, um umweltfreundliche Gewinnungsmethoden für Rohstoffe zu entwickeln.
Mehr zur Rolle des Bergbaus in der Energiewende: Warum der Sektor derzeit wenig attraktiv für Anleger, aber unverzichtbar für den Kampf gegen den Klimawandel ist, zeigte erst kürzlich auch die Investmentgesellschaft BlackRock auf. Weitere Herausforderungen der Bergbaubranche in ihrer neuen Rolle innerhalb der Energiewende beleuchtet unser Hintergrundbericht.
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