Seltene Erden: US-Regierung fördert Gewinnung aus Minenabfällen

von | 21. Sep 2022 - 12:44 | Politik

156 Millionen Dollar für den Bau einer Anlage, die Rohstoffe aus Bergbaurückständen recyceln soll.

Mit bis zu 156 Millionen Dollar will die US-Regierung den Bau einer Raffinerie für Seltene Erden und kritische Mineralien fördern. Die Anlage soll die wirtschaftliche Tragfähigkeit der Rohstoffgewinnung aus „unkonventionellen Quellen“ wie Minenabfällen demonstrieren. Als Grundlage für die Finanzierung dient das überparteiliche Infrastrukturgesetz, das auch Milliarden-Investitionen in saubere Energietechnologien umfasst. Kritische Mineralien werden unter anderem für Elektromotoren und Windkraftanlagen benötigt.

Mehr als 80 Prozent ihres Bedarfs an Seltenen Erden decken die Vereinigten Staaten derzeit über Importe, heißt es in der Mitteilung des Ministeriums. Zugleich fallen im ganzen Land Milliarden Tonnen an Rückständen aus Bergbau und Energieerzeugung an, wie Kohleabfälle und -aschen sowie saure Grubenabwässer. Diese enthalten eine Vielzahl wertvoller Seltenerdelemente und anderer wichtiger Mineralien. Eine Wiederverwendung würde nicht nur die heimischen Versorgungsketten stärken und Komponenten für saubere Energie liefern, so die US-Energieministerin Jennifer Granholm, sondern auch zu einer gesünderen Umwelt beitragen.

„Die erste Anlage ihrer Art“

Der US-Regierung zufolge soll die Anlage die erste ihrer Art in den Vereinigten Staaten sein. Akademische Einrichtungen sind nun aufgerufen, Anträge für eine technische Vorstudie mit anschließender Planung, Bau und Betrieb der Raffinerie einzureichen.

Auch das heimische Bergbauunternehmen MP Materials – Betreiber der bislang einzigen US-amerikanischen Seltenerdmine – und der australische Seltenerdproduzent Lynas bauen Anlagen zur Weiterverarbeitung der Rohstoffe (wir berichteten). Beide Projekte werden vom US-Verteidigungsministerium gefördert. Bislang müssen Seltenerdmetalle zur weiteren Aufbereitung überwiegend nach Asien verschifft werden.

Bergbau nach dem Bergbau zunehmend gefragt

Angesichts des weltweit steigenden Rohstoffbedarfs, der stark mit dem Ausbau von Klimaschutzmaßnahmen zusammenhängt, geraten alternative Quellen zunehmend in den Fokus. In den USA haben die Sandia National Laboratories ein Verfahren entwickelt, das Seltene Erden aus Flugasche löst. Diese entsteht, wenn Kohle für die Energieerzeugung verbrannt wird. Wissenschaftler der Rice University stellten eine Methode vor, mit der die kritischen Mineralien aus Abfällen wie Elektroschrott und Rotschlamm extrahiert werden können. Auch in Deutschland befassen sich Forschungsprojekte mit der Rohstoffgewinnung aus Bergbaurückständen, etwa am Forschungszentrum Nachbergbau der Technischen Hochschule Georg Agricola in Bochum sowie am Helmholtz-Institut Freiberg für Ressourcentechnologie und der TU Bergakademie Freiberg.

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