Rohstoffversorgung in Europa: Die Zeit drängt

von | 26. Apr 2022 - 15:10 | Wirtschaft

Die Energiewende geht mit einem massiven Rohstoffbedarf einher. Einer neuen Studie zufolge drohen der EU mittelfristig sogar Versorgungsengpässe bei kritischen Metallen wie Lithium und Seltenen Erden.

Europa muss die Versorgung mit kritischen Rohstoffen zügig ausbauen, um seine Klimaziele zu erreichen – zu diesem Ergebnis kommt eine Studie (PDF) der Katholischen Universität (KU) Leuven in Belgien. Denn die meisten Technologien und Produkte, die für eine nachhaltige Energie- und Verkehrswende nötig sind, basieren auf kritischen Mineralien und Metallen. Für den Bau von Windrädern und Elektroautos etwa werden unter anderem Aluminium, Kupfer und Permanentmagneten aus Seltenerdmetallen wie Neodym und Praseodym benötigt. Bei E-Fahrzeugen kommen noch Batterierohstoffe wie Lithium und Kobalt hinzu.

Der Bedarf an entsprechenden Rohstoffen wachse und die globale Energiewende schreite schneller voran als die Zahl der Bergbauprojekte zur Gewinnung der nötigen Metalle, heißt es in der Untersuchung. Ab 2030, so schätzen die Autoren, könnte es zu globalen Versorgungsengpässen vor allem bei Lithium, Kobalt, Nickel, Seltenen Erden und Kupfer kommen. Europa werde im Vergleich zum heutigen Verbrauch 35-mal mehr Lithium benötigen, um sein Ziel der Klimaneutralität bis 2050 zu erreichen, sieben- bis 26-mal mehr Seltenerdmetalle und 3,5-mal mehr Kobalt.

Europa muss neue nachhaltige Rohstoffquellen erschließen

Zwar kommt die Studie auch zu dem Ergebnis, dass Europa seinen Bedarf ab 2040 zu einem großen Teil durch Recycling decken könnte – entsprechende Investitionen vorausgesetzt. Doch bis dahin würden steigende Mengen an Primärrohstoffen benötigt. Um drohenden Engpässen vorzubeugen und keine erneute Abhängigkeit von nicht-nachhaltigen Lieferanten zu riskieren, könnte Europa die heimische Rohstoffproduktion ausbauen. Gegen entsprechende Projekte regt sich jedoch meistens Widerstand, etwa in Matamulas in Spanien. Möglich seien auch Investitionen in Minen außerhalb Europas, unter Einhaltung hoher Umweltstandards.

Aktuell bezieht Europa den Großteil seiner Seltenen Erden und Batterierohstoffe wie Lithium und Kobalt aus China. Fertige Bauteile wie Solarzellen werden ebenfalls überwiegend aus der Volksrepublik importiert. Bei der Versorgung mit Aluminium, Nickel und Kupfer ist Europa stark von Russland abhängig. Die Studie nennt neue Rohstoffquellen, die Importdefizite verringern könnten, falls sie realisiert werden, wie Norra Kärr in Schweden, wo unerschlossene Seltene Erden lagern. Die Vorkommen könnten 2030 80 Prozent des Dysprosiumbedarfs und 40 Prozent des Neodym- und Praseodymbedarfs in Europa decken. Um entsprechende Projekte voranzutreiben, bleibe jedoch nur ein kleines Zeitfenster von zwei Jahren.

In Auftrag gegeben wurde die Studie von dem europäischen Verband Eurometaux, einem Zusammenschluss von Erzeugern und Recyclern von Nichteisenmetallen. Sie nimmt Bezug auf die Warnung der Internationalen Energieagentur aus 2021 vor drohenden Versorgungsengpässen und liefert EU-spezifische Zahlen für Metalle, die für den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen benötigt werden.

Photo: iStock/Hello my names is james,I’m photographer.

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