Das asiatische Land gilt als Vorreiter bei der Diversifizierung der Rohstoff- und Energieversorgung.
Deutschland und Japan wollen politisch wie wirtschaftlich enger zusammenarbeiten und ihren Austausch intensivieren. Das ist das Ergebnis der ersten Regierungskonsultationen der beiden Länder, für die Bundeskanzler Olaf Scholz am Freitag mit einem Großteil seines Kabinetts nach Übersee gereist war.
Wie wir berichteten, waren resiliente Lieferketten ein Kernthema – Japan gilt hier als führend, richtete 2021 sogar das weltweit erste Ministerium für Wirtschaftssicherheit ein. Die Bundesrepublik, die wie der Inselstaat stark von Rohstoff- und Energieimporten abhängig ist, mit ihrer Diversifizierungsstrategie aber erst am Anfang steht, will sich in einigen Bereichen am japanischen Vorbild orientieren. Zur Sicherung der Lieferketten werden die staatliche Japan Organization for Metals and Energy Security (JOGMEC) und die Bundesagentur für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) ihren technologischen Austausch vertiefen.
Bezüglich der möglichen Zusammenarbeit deutscher und japanischer Unternehmen und gemeinsamer Investitionen in die Rohstoffexploration sprach Scholz sich dafür aus, nicht nur den Abbau in verschiedenen Ländern zu fördern, sondern auch die erste Weiterverarbeitung vor Ort. Bislang besitzt China 80 bis 90 Prozent der weltweiten Verarbeitungskapazitäten für Seltene Erden.
Auch in den strategisch wichtigen Bereichen Wasserstoffwirtschaft, Erneuerbare Energien, Halbleiter und Batterien wollen Deutschland und Japan kooperieren.
Scholz: Partnerschaften in Asien auch außerhalb Chinas ausbauen
Die Regierungskonsultationen markieren eine gewisse Neuausrichtung in der deutschen Außenpolitik in Asien, da der Fokus bislang auf China lag. Die Volksrepublik bleibe ein wichtiger Partner, doch sei zugleich Wettbewerber und systemischer Rivale, sagte Scholz der japanischen Zeitung Nikkei, daher würden die Beziehungen zu anderen Partnern in Asien ausgebaut. Die künftige Weltordnung werde seiner Überzeugung nach multipolar sein, darauf gelte es sich einzustellen.
Japan ist nach China der zweitgrößte Handelspartner Deutschlands in Asien, mit einem bilateralen Handelsvolumen von 45,7 Milliarden Euro. Mit der EU besteht seit 2019 ein Freihandelsabkommen. Die Wirtschaftssicherheit wird auch ein zentrales Thema bei den G7-Treffen sein, die dieses Jahr unter japanischem Vorsitz stehen, kündigten Kishida und Scholz auf der gemeinsamen Pressekonferenz an.
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