Prognose: Weltweite Nachfrage nach fossilen Brennstoffen sinkt ab 2025. Warnung vor neuen Anfälligkeiten bei kritischen Mineralien und Lieferketten.
Die globale Energiekrise wird tiefgreifende Veränderungen auslösen, die langfristig den Übergang zu sauberen Energietechnologien beschleunigen könnten. Das geht aus dem neuesten World Energy Outlook der Internationalen Energieagentur (IEA) hervor. Zunächst aber soll die weltweite Nachfrage nach fossilen Brennstoffen und der damit verbundene CO2-Ausstoß 2025 einen Höhepunkt erreichen.
Der russische Einmarsch in die Ukraine habe die Energiemärkte und -politik auf Jahrzehnte hinaus verändert, so IEA-Exekutivdirektor Fatih Birol. Die politischen Reaktionen rund um den Globus könnten zu einem „historischen und endgültigen Wendepunkt hin zu einem saubereren, erschwinglicheren und sichereren Energiesystem“ führen. Beispielhaft hebt die IEA hier unter anderem den Inflation Reduction Act in den USA, das Fit-for-55-Paket und REPowerEU in der EU sowie die Ziele für saubere Energie in China und Indien hervor. Basierend auf diesen politischen Rahmenbedingungen wurde errechnet, dass der Anteil aller fossilen Brennstoffe am internationalen Energiemix bis 2050 von rund 80 auf knapp über 60 Prozent sinken wird. Für die globalen CO2-Emissionen wird ein langsamer Rückgang von einem Höchststand von 37 Milliarden Tonnen pro Jahr auf 32 Milliarden Tonnen bis 2050 vorausgesagt.
1,5-Grad-Ziel wird dennoch verfehlt
Trotz dieser positiven Entwicklung steuere die Welt weiterhin auf eine Erderwärmung um 2,5 Grad bis 2100 zu – bei weitem nicht ausreichend, um schwerwiegende Auswirkungen des Klimawandels zu verhindern, so die IEA. Um das 1,5-Grad-Ziel gemäß des Pariser Klimaabkommens einzuhalten und die menschengemachten Treibhausgasemissionen bis 2050 auf null zu reduzieren, müssten die Investitionen in saubere Energien bis 2030 auf vier Billionen US-Dollar pro Jahr ansteigen, statt wie aktuell prognostiziert auf zwei Billionen Dollar.
Ein wesentlich schnellerer Wandel wäre sogar möglich, glaubt die IEA, wenn die heutigen Wachstumsraten beim Einsatz von Photovoltaik, Windkraft, Elektroautos und Batterien beibehalten würden. Das Tempo, mit dem die Lieferketten für einige dieser Schlüsseltechnologien derzeit expandieren, unterstütze größere globale Ambitionen. Voraussetzung sei jedoch auch eine entsprechende weltweite Politik.
Rohstoffe: Energiekrise könnte neue Anfälligkeiten schaffen
Zugleich warnt der Bericht davor, beim Bewältigen der Energiekrise neue Anfälligkeiten zu schaffen, die sich aus hohen und volatilen Preisen für kritische Mineralien oder stark konzentrierten Versorgungsketten für saubere Energie ergeben könnten. Seltene Erden etwa – wichtige Rohstoffe für grüne Technologien wie Elektromobilität und Windkraft – werden überwiegend in China gefördert und weiterverarbeitet. Auch Bauteile wie Photovoltaikmodule und Permanentmagneten für Elektromotoren stammen zum Großteil aus der Volksrepublik.
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