Kobalt, Palladium, Europium und Co. könnten die Antwort auf das zunehmende Problem arzneimittelresistenter Pilze sein.
Antibiotikaresistente Bakterien zählen zu den größten Herausforderungen der modernen Medizin. Weniger bekannt ist, dass auch Pilze resistent gegen gängige Medikamente werden können – mit teils gefährlichen Folgen. Denn obwohl Pilzinfektionen meistens harmlos verlaufen, haben sie schätzungsweise jedes Jahr 1,5 Millionen Todesfälle zur Folge, besonders unter immungeschwächten Personen, weiß Dr. Mark Blaskovich vom Institut für Molekulare Biowissenschaften der University of Queensland (UQ), Australien. Neue antimykotische Medikamente würden jedoch kaum noch entwickelt; es brauche dringend mehr Optionen, um eine Resistenzkrise zu verhindern.
Zusammen mit anderen Forschern der UQ und Dr. Angelo Frei von der Universität Bern leitet Blaskovich daher ein Team, das 21 Metallverbindungen auf ihre antimykotische Wirkung testete. Mit Erfolg: 21 Prozent der Verbindungen, die unter anderem Kobalt, Nickel, verschiedene Platingruppenmetalle und das Seltenerdelement Europium enthalten, erwiesen sich als hocheffektiv gegen Pilzinfektionen. Zum Vergleich: Bei den zuvor untersuchten 300.000 Nicht-Metallverbindungen war es nur ein Prozent, erklärt Blaskovich.
Der weit verbreitete Glaube, Metalle seien für den Menschen grundsätzlich schädlich, stimme nur bedingt, sagt Frei: „Ausschlaggebend ist, welches Metall in welcher Form angewendet wird.“ In ersten Tests an Larven hätten die Verbindungen mit der höchsten antimykotischen Aktivität zugleich eine geringe Toxizität gezeigt, was ermutigend sei, so Blaskovich. Er hebt zudem die dreidimensionale Struktur der Metallkomplexe hervor; sie könnten dadurch auf andere Weise wirken als bestehende Antimykotika und Resistenzen überwinden.
Die Forschungsgruppe hofft nun, dass ihre Arbeit andere Gruppen motiviert, das große, aber noch relativ unerforschte Feld von Metallen in der medizinischen Anwendung weiter zu erkunden.
Mehr über Metalle in der Medizin: Gallium zeigt in klinischen Studien ermutigende Erfolge gegen den häufigsten bösartigen Hirntumor bei Erwachsenen.
Statt auf OP oder Bestrahlung setzt eine neue Therapie eine Paste mit Rhenium-Isotopen gegen Hautkrebs ein.
Photo: iStock/yalax