EU: Aus für den Verbrennungsmotor rückt näher

von | 9. Jun 2022 - 12:19 | Politik

Das EU-Parlament hat ein künftiges Verkaufsverbot für Neuwagen mit Verbrennungsmotoren auf den Weg gebracht. Damit wird der Bedarf an Rohstoffen für Elektroautos wie Seltenen Erden und Lithium noch um ein Vielfaches steigen.

Ab 2035 dürfen Autohersteller in der EU nur noch Fahrzeuge auf den Markt bringen, die keine klimaschädlichen Treibhausgase ausstoßen. Das hat das EU-Parlament am gestrigen Mittwoch mit einer Mehrheit von 339 Ja- zu 249 Neinstimmen (bei 24 Enthaltungen) beschlossen. Damit tritt Mitte des nächsten Jahrzehnts ein faktisches Verkaufsverbot für neue Autos und Transporter mit Verbrennungsmotoren, also Benzin- und Dieselantrieben, in Kraft. Auch synthetische Treibstoffe, mit denen ein klimaneutraler Betrieb von klassischen Verbrennungsmotoren möglich wäre, sollen nicht angerechnet werden können. Letzteren Punkt kritisieren Verbände der Automobilbranche wie VDA und ACEA, aber auch Wissenschaftler. Zukunftstechnologien für die Autoindustrie, wie Wasserstoff-Motoren und CO2-neutrale Kraftstoffe, würden damit ausgebremst, sagte Thomas Koch, Leiter des Instituts für Kolbenmaschinen am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), gegenüber dem WDR.

Bevor die Regelung umgesetzt wird, werden die Abgeordneten als Nächstes mit den EU-Mitgliedsstaaten verhandeln. Der Gesetzesentwurf ist Teil des EU-Klimapakets „Fit for 55“, das die EU-Kommission vorgelegt hat. Dieses hat zum Ziel, klimaschädliche Emissionen bis 2030 um 55 Prozent zu senken, im Vergleich zu 1990, und Europa bis 2050 klimaneutral zu machen. Einen anderen Teil dieses Klimapakets, darunter die geplante Ausweitung des Emissionshandels mit CO₂-Zertifikaten auf Verkehr und Gebäude, hatte das EU-Parlament am Mittwoch zunächst abgelehnt. Dagegen sprach es sich für eine stärkere Reduzierung von Flugzeug-Emissionen aus.

Elektromobilität treibt Rohstoffbedarf

Mit dem beschlossenen Verbrenner-Aus wird die Umstellung auf Elektromobilität forciert. Bereits jetzt ist ein stetiges Wachstum des weltweiten Umsatzes von Elektroautos zu verzeichnen (wir berichteten). Damit geht ein steigender Bedarf nach bestimmten Rohstoffen einher, darunter Batterierohstoffe wie Kobalt, Lithium und Nickel sowie Seltene Erden wie Neodym und Praseodym. Diese werden zu Permanentmagneten verarbeitet, die wichtige Komponenten für die Traktionsmotoren von Elektroautos sind. Europa ist bei diesen kritischen Rohstoffen bislang stark auf Importe angewiesen. Der Weltmarkt für Seltene Erden etwa wird zu 90 Prozent von China dominiert. Die EU strebt daher eine Diversifizierung ihrer Lieferketten an, teils in Zusammenarbeit mit Partnern wie den USA.

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