IW-Studie: Bei geopolitischem Konflikt wären die wirtschaftlichen Kosten für beide Seiten hoch.
Der Angriffskrieg gegen die Ukraine hat nicht nur Deutschlands starke Abhängigkeit von russischen Energieimporten in den Fokus gerückt, auch die enge wirtschaftliche Verflechtung mit China wird zunehmend als problematisch bewertet. Besonders bei Elektronik sowie Textil- und Medizinprodukten wies eine Studie des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) kürzlich essentielle Abhängigkeiten nach. Als noch kritischer wird die Lage bei bestimmten, in China produzierten Rohstoffe wie Seltenen Erden und Gallium bewertet, diese seien – zumindest kurzfristig – kaum zu ersetzen. Wie wir berichteten, arbeiten sowohl das Auswärtige Amt als auch das Wirtschaftsministerium angesichts wachsender geopolitischer Spannungen an neuen Strategien für den Umgang mit der Volksrepublik.
Hoher Importanteil bei Halbleitern, Nahrungsmitteln und bestimmten Rohstoffen
Eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt nun auf, wie stark China seinerseits vom Westen abhängig ist, darunter bei Schlüsselprodukten wie Halbleitern, die zu 68 Prozent aus westlichen Ländern und Taiwan eingeführt werden. Auch bei weiteren Importwaren wie Fleisch und Getreide sowie bestimmten Rohstoffen wie Eisenerz und Gold entfallen teils über 90 Prozent auf den Westen. Insgesamt lag der Anteil an chinesischen Warenimporten 2021 bei 53 Prozent und entsprach einem Wert von 1,25 Billionen Euro.
Ein geopolitischer Konflikt etwa durch die chinesische Invasion Taiwans könnte demnach auf beiden Seiten zu hohen wirtschaftlichen Kosten führen, schlussfolgern die Autoren. Der Westen wäre bei den „wahrscheinlichen gegenseitigen Sanktionen zwar erheblich betroffen“, aufgrund seiner bedeutenden Stellung als wichtiger Warenlieferant aber „auch keinesfalls handlungsunfähig“.
Einer kritischeren Analyse bedürfe indes die Rolle europäischer Firmen, da sie als Technologieträger aus Sicht der chinesischen Regierung dabei helfen sollen, die Abhängigkeit vom Westen zu reduzieren. So forderte jüngst auch die US-Denkfabrik Center for Strategic and International Studies, Deutschland, besser noch die gesamte EU, müsste sich den US-Exportkontrollen für Halbleitertechnologien gegen China anschließen.
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