E-Autos, die in Flammen aufgehen nähren Zweifel an der Technologie. Wie gefährlich sind sie aber wirklich?
Elektrisch angetriebene Autos gibt es bereits seit dem Ende des 19. Jahrhunderts, konnten sich letztlich aber nicht gegen den Verbrennungsmotor durchsetzen, der zum Hauptantrieb bei PKW wurde. Erst in den letzten Jahren erlebt das E-Auto eine Renaissance. Diese Entwicklung wird aufmerksam verfolgt. Große Verbreitung in den Medien und sozialen Netzwerken erfahren dabei auch Unfälle oder technischen Fehlfunktionen, die zu Bränden bei Elektroautos führen. Der Automobilclub ADAC gibt allerdings Entwarnung. E-Autos schneiden bei Crashtests oftmals sogar besser ab als Autos mit Verbrennungsmotor. Hinweise, dass es bei elektrisch angetriebenen Fahrzeugen häufiger zu Bränden kommt, liegen laut ADAC nicht vor. Die Datenbasis eignet sich bislang auch kaum für belastbare Aussagen. Von den über 48 Millionen PKW in Deutschland sind dem Kraftfahrtbundesamt zufolge lediglich 365.300 Elektroautos.
Eine Unlös(ch)bare Aufgabe?
Gefährlicher sind Elektroautos also nicht, kommt es aber zu einem Brand, müssen andere Maßnahmen ergriffen werden als bei herkömmlichen Fahrzeugbränden. Wasser hat sich in der Praxis als am besten geeignetes Löschmittel erwiesen, schreibt die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV). Zum Löschen sind aber deutlich größere Mengen Wasser notwendig, auch weil sich der Hauptbrandherd – die Batterie – tief verbaut im Fahrzeug befindet. Problematisch ist die Kontamination des Löschwassers durch die in den Batterien enthaltenen Chemikalien. Ohne fachgerechte Dekontamination darf das Wasser nicht in die Kanalisation gelangen, schreiben die Forscher des schweizerischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt EMPA. Vorsicht ist auch bei einem augenscheinlich gelöschten Brand geboten. Zur Vermeidung einer sogenannten Rückzündung der Batterie wird das Fahrzeug im Freien und isoliert von anderen Fahrzeugen abgestellt. In besonderen Fällen kann es auch in einer Löschwanne versenkt werden.
Neue Konzepte kommen in der Praxis an
Mit der zunehmenden Verbreitung der E-Autos werden auch die Erfahrungswerte bei der Brandbekämpfung sukzessive wachsen und neue Konzepte entwickelt werden. Aus Norwegen stammt zum Beispiel eine Löschdecke, die bei der Kontrolle des Brandes hilft und verhindert, dass giftige Gase in die Atemluft gelangen. Da kein Löschwasser benötigt wird, ist eine Verunreinigung des Grundwassers ausgeschlossen. Die Decke kann von zwei Feuerwehrmännern bedient werden und ist mehrfach verwendbar. In Schleswig-Holstein kommen diese Löschgeräte seit fast einem Jahr bei verschiedenen Feuerwehren zum Einsatz. Andere Kommunen ziehen nach.
Die Angst vor brennenden Elektroautos ist also weitgehend unbegründet. Laut Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft brennen täglich ungefähr 40 Fahrzeuge. Häufigste Feuerursachen sind in 40 Prozent ein Kraftstoff- oder Ölaustritt auf heiße Motorteile oder Motoranbauteile, schrieb die Prüfgesellschaft DEKRA schon 2017. Zur Ächtung des Verbrennungsmotors hat dies nicht geführt. Der Abschied wurde erst im laufenden Jahr durch die bekanntgegebenen Pläne mehrerer Automobilkonzerne zum Umstieg auf emissionsarme oder -freie Mobilität eingeleitet. Sie kamen damit der Ankündigung der Europäischen Kommission zuvor, die ab 2035 nur noch klimafreundliche Neuwagen zulassen will.
Photo: iStock/Marcus Millo