Seltene Erden: Siemens Gamesa will unabhängiger von China werden

von | 26. Mai 2023 - 11:55 | Wirtschaft

Das Windenergie-Unternehmen möchte seine Lieferketten weiter diversifizieren.

Der spanisch-deutsche Windkraftanlagenhersteller Siemens Gamesa plant, sich vor allem bei Seltenerdimporten aus seiner beinahe 100-prozentigen Abhängigkeit von China zu lösen, berichtet Reuters. Der Vorstandsvorsitzende Jochen Eickholt betonte gestern bei einem Besuch des Turbinenwerks in Cuxhaven, dass das Unternehmen auf Wunsch der Kunden agieren und die Lieferketten ausweiten möchte, auch wenn dies zu Preissteigerungen führen könnte.

Kritische Rohstoffe benötigt das Unternehmen vor allem zur Herstellung von Windturbinen. Vor Kurzem ging Siemens Gamesa bereits einen Schritt in Richtung Diversifizierung der Lieferketten, als es einen Abnahmevertrag von jährlich 200 Tonnen Neodym-Praseodym über fünf Jahre mit dem australischen Bergbauunternehmen Arafura Rare Earths schloss (wir berichteten).

Windkraftsektor trotz Branchenbooms in der Krise

Siemens Gamesa, das fast komplett von Siemens Energy übernommen wurde, schrieb zuletzt weiterhin rote Zahlen, wie das Handelsblatt mitteilte. Doch das Unternehmen steht damit nicht allein, denn die gesamte Branche in Deutschland hätte Probleme. Ursache dafür sei unter anderem ein bereits lange bestehender, starker Preiskampf, da feste staatliche Vergütungen durch freie Ausschreibungen ersetzt wurden: Seither bekämen nur noch die günstigsten Anbieter den Zuschlag, und das bei zuletzt gleichzeitig deutlich gestiegenen Preisen für Windkraftanlagen. Hinzu kämen Faktoren wie hohe Rohstoffpreise, nicht zuverlässige Lieferketten sowie der Krieg in der Ukraine.

Trotz dieser Umstände zeigt sich der Siemens Energy-Chef Christian Bruch angesichts des geplanten Ausbaus der erneuerbaren Energien in Deutschland optimistisch: „Wir sind in der Energieindustrie am Beginn eines großen Investitionszyklus.“

Der zunehmende Abbau der Rohstoffabhängigkeit von China, das den Seltenerdmarkt aktuell dominiert, geht mit Forderungen des kürzlich in Japan stattgefundenen G7-Gipfels einher, die Lieferketten zu diversifizieren. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz sprach sich in der Vergangenheit bereits vermehrt für eine Derisking-Strategie im Umgang mit China aus.

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