Knappheit, Überkapazitäten und Überbestände – Halbleitermangel wird kurios

von | 10. Nov 2022 - 10:27 | Wirtschaft

Roland Berger Studie sieht Chipmangel bei Automobil- und Industrieunternehmen trotz eines Nachfragerückgangs.

Die Unternehmensberatung Roland Berger hat eine Studie zur Versorgungssituation mit Halbleiterchips vorgestellt. Darin zeigt sich ein sehr unterschiedliches Bild in den einzelnen Branchen. Während seit Beginn der Pandemie vor allem die Unterhaltungsindustrie die Nachfrage nach modernen Chips getrieben habe, sei die Nachfrage nach Computern und Fernsehgeräten im zweiten Halbjahr 2022 massiv zurückgegangen. Die Folge sei ein Überangebot im Markt und hohe Lagerbestände auf Seiten der Industriekunden. Gute Nachrichten für die von Chipengpässen stark getroffenen Autohersteller, könnte man meinen, doch weit gefehlt: Denn sowohl in der Automobil- und Industrieelektronik kämen überwiegend Halbleiter älterer Generationen zum Einsatz, heißt es in der Studie weiter. Staatliche Maßnahmen, wie der European Chip Act oder der US Chips and Science Act könnten die aktuelle Situation für diese Branchen nicht verbessern, da vor allem die Produktion von Komponenten der neuesten Generation gefördert würde. 

Die Studienautoren gehen daher von einer auf absehbare Zeit angespannten Versorgungssituation aus. „Wir haben die ungewöhnliche Situation, dass wir gleichzeitig Knappheiten, Überkapazitäten und Überbestände von Halbleitern verzeichnen“, fasst Thomas Kirschstein, Partner bei Roland Berger, die aktuelle Situation zusammen.

Um langfristig robuste Lieferketten aufzubauen, rät Roland Berger unter anderem zu Partnerschaften mit den Herstellern von Halbleiterchips sowie zu einer Beschaffungsstrategie mit mehreren Bezugsquellen. 

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