Die Corona-Pandemie zeigt Schwächen der internationalen Lieferketten auf. Dies betrifft auch die Autoindustrie.
Im Zuge der Corona-Pandemie ist deutschen und internationalen Autoherstellern schmerzlich bewusst geworden, wie anfällig langgestreckte Lieferketten sind: Seit Ende des vergangenen Jahres mangelt es ihnen an Computerchips aus Siliziumhalbleitern. Ohne sie geht in der Automobilindustrie nichts, denn sie steuern zahlreiche Funktionen, vom Motor bis hin zum Navigationssystem.
Ausgangspunkt der Krise war zu großen Teilen die Automobilbranche selbst. Coronabedingt hatte sie Werke geschlossen, was die überwiegend aus Fernost stammenden Chiphersteller dazu bewog, sich andere Vertriebskanäle zu erschließen. Gefunden haben sie diese in den Herstellern von Unterhaltungselektronik, aber auch Computern. Hier war die Nachfrage stabil, beziehungsweise erhöhte sich durch das Arbeiten von zuhause sogar.
Nun läuft die Automobilproduktion zwar wieder, sie muss aufgrund des Chipmangels aber immer wieder unterbrochen werden. Laut der Unternehmensberatung Alix Partners werden die fehlenden Bauteile die internationale Autoindustrie voraussichtlich 110 Milliarden Dollar Umsatz kosten. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) hat jüngst seine Prognose zur Autoproduktion nach unten angepasst und den Chipmangel weiterhin als Hindernis für die Produktion bezeichnet. Insidern zufolge wollen die Chiphersteller im dritten Quartal zwar mehr Kapazitäten für die Belieferung der Branche bereitstellen, schreibt die auf Halbleiter spezialisierte taiwanische Website DigiTimes. Bei der Vorlage ihrer Halbjahreszahlen wiesen BMW und Daimler Benz dennoch darauf hin, dass sich die Versorgungsengpässe auch im weiteren Jahresverlauf bemerkbar machen könnten.
Um für künftige Krise gerüstet zu sein und international wettbewerbsfähig zu bleiben, muss also in Europa die Forschung, Entwicklung und Produktion von Mikroelektronik ausgebaut werden. Dies hat kürzlich der Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) angemahnt. Eine Alternative für viele Anwendungen, bei denen aktuell auf siliziumhaltige Halbleiter gesetzt wird, könnte Galliumnitrid sein. Chips aus diesem Material sind schneller und energieeffizienter als herkömmliche aus Silizium. Sie können außerdem ohne großen Aufwand in den gleichen Fabriken hergestellt werden.