Gallium und Germanium: Frankreich strebt europäische Selbstversorgung an

von | 10. Jul 2023 - 10:31 | Politik

Jüngste Eskalation des Konfliktes zwischen China und USA zeigt erneut die Abhängigkeit Europas vom Import kritischer Rohstoffe.

Bruno Le Maire, französischer Minister für Wirtschaft und Finanzen, hat sich dafür ausgesprochen, dass Europa bei der Versorgung mit Gallium und Germanium unabhängig werden muss. Für beide Technologiemetalle hat Hauptexporteur China Ausfuhrkontrollen angekündigt, die derzeit international für Unruhe sorgen. Gallium und Germanium werden für eine ganze Reihe an Technologien von der Chipherstellung bis zu Fertigung von Solarzellen benötigt. Le Maire wolle bei der Europäischen Kommission erreichen, dass die beiden Rohstoffe in die Liste der kritischen Mineralien aufgenommen werden, bei denen die EU eine Selbstversorgung anstrebt, so Reuters. Geprüft werden soll zudem, ob diese Ressourcen auch in Frankreich produziert werden können.

Die Ankündigung Chinas, den Export strenger kontrollieren zu wollen, zeige, wie abhängig der europäische Kontinent von Importen sei und welche Dringlichkeit der Aufbau eigener Lieferketten habe, so der Präsident des Autokonzerns Renault, Jean-Dominique Senard im Interview mit Reuters. Der Manager verwies darauf, dass Chinas Marktposition das Ergebnis von jahrelangen Investitionen sei und auf Europa entsprechend hohe Kosten zukämen, um gleichziehen zu können. Senard sieht die EU im Kreuzfeuer der zunehmenden Spannungen zwischen China und den USA. Schließlich gelten die Exportkontrollen, die europäischen Managern derzeit Sorgen bereiten, als Reaktion auf die Bemühungen Washingtons, die Volksrepublik vom Zugang zu modernsten Computerchips abzuschneiden. Sollten sich die Spannungen ausweiten, könnte es zu einer weiteren Störung der globalen Lieferketten kommen, befürchtet Senard.

Vorsichtig positive Nachrichten aus China

In dem Konflikt der beiden Supermächte zeichnet sich vorerst aber ein wenig Entspannung ab. US-Finanzministerin Janet Yellen hat nach ihrem Staatsbesuch in China ein positives Fazit gezogen. Die Gespräche unter anderem mit Ministerpräsident Li Qiang seien direkt, substanziell und produktiv gewesen. Sie habe vor Ort klar gemacht, dass die USA einen gesunden wirtschaftlichen Wettbewerb zwischen beiden Ländern anstrebten und an eine für beide Seiten vorteilhafte Wirtschaftsbeziehung glaubten. Nach Yellen wird möglicherweise noch in dieser Woche der Sondergesandter des US-Präsidenten für das Klima, John Kerry, zu Gesprächen reisen, wie Bloomberg (Paywall) berichtet. Hier werde die Zusammenarbeit im Bereich des Klimaschutzes im Fokus stehen, die Reise sei aber genau wie der Besuch Yellens und zuvor des Außenministers Antony Blinken als Vorstoß zum Abbau der Spannungen zu verstehen, so Bloomberg.

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