Strategische Rohstoffe: China entdeckt neues Erz – Niobobaotit

von | 10. Okt 2023 - 08:50 | Wissen

Erz in der weltweit größten Mine für seltene Erden in der Inneren Mongolei entdeckt. Könnte China autark von Niobimporten machen. Metall wichtig für Stahl- und Luftfahrtindustrie.

China baut nicht nur seinen Zugriff auf kritische Mineralien im Ausland kontinuierlich aus, sondern treibt auch die Erschließung seiner eigenen Vorkommen stetig voran. In der weltgrößten Mine für Seltene Erden, Bayan Obo in Baotou in der nordchinesischen autonomen Region Innere Mongolei, haben chinesische Geologen jetzt eine neue niobhaltige Erzart entdeckt. Das berichten die Zeitungen South China Morning Post (Paywall) und Global Times unter Berufung auf die China National Nuclear Corporation. In China wird derzeit kein Niobium abgebaut. Der weltweit wichtigste Niobproduzent ist Brasilien mit fast 90 Prozent der weltweiten Produktion, wie Daten des U.S. Geological Survey (PDF) zeigen. Die Entdeckung in der Inneren Mongolei könnte dies ändern, je nachdem, wie hoch die Konzentration von Niobobaotit in Bayan Obo tatsächlich ist. Antonio H. Castro Neto, Professor für Elektro- und Computertechnik an der Nationalen Universität Singapur, erklärte gegenüber der South China Morning Post, dass „je nach Menge und Qualität des Niobs China dadurch autark werden könnte“ [Übersetzung Rohstoff.net]. Einem an der Entdeckung beteiligter Geologe zufolge könnte es nur drei Jahre dauern, bis nach der Identifizierung der Lagerstätten mit dem Abbau und der Verarbeitung der Erze begonnen werden kann.

Ist Selbstversorgung das Ziel Chinas?

Allerdings hat Chinas größter Molybdänproduzent, die CMOC-Gruppe, erst kürzlich ein Abkommen zur Entwicklung eines Niob- und Phosphorprojekts in Brasilien unterzeichnet, was Zweifel daran aufkommen lässt, dass die Selbstversorgung das tatsächliche Ziel der Volksrepublik ist. Wie andere Länder auch ist China wahrscheinlich eher an einer Diversifizierung seiner Lieferketten für kritische Mineralien interessiert.

Niob (PDF) wird hauptsächlich als Ferroniob von der Stahlindustrie verwendet, da es die mechanische Belastbarkeit, die Temperaturbeständigkeit und die Korrosionsresistenz von Stahl in Pipelines, im Transportwesen und in der Bauindustrie verbessert. Auf dieses Anwendungsgebiet entfallen laut USGS in den USA über 70 Prozent des Gesamtbedarfs an Niob. Auch in Deutschland wird Niob von der Deutschen Rohstoffagentur DERA (PDF) als Stahlveredler charakterisiert. Die Luft- und Raumfahrtindustrie verwendet Nioblegierungen und -metalle aus ähnlichen Gründen, da sie den hohen Temperaturen und mechanischen Belastungen standhalten, die zum Beispiel in Düsentriebwerken vorherrschen. Niob findet zudem auch Verwendung in supraleitenden Magneten für medizinische Geräte wie Magnetresonanztomographen (MRT) und Kernspinresonanzgeräte (NMR).

Photo: iStock/SeventyFour