Mischungsrezepte für vorsichtige Anleger

von | 27. Dez 2021 - 08:53 | Kutzers Corner

Es hat sich nicht viel verändert während der vorletzten Dezemberwoche. Und doch – obwohl es erwartungsgemäß kaum neue Erkenntnisse gab, ist das Stimmungsbarometer in der Wirtschaft weiter gefallen. Omikron und Inflation sind die Schuldigen. Zahlreiche Propheten, auch aus dem Lager der Börsen-Bullen, waren schon vorher für die ersten Monate 2022 eher skeptisch gestimmt. Deshalb gebe ich heute ein paar Vorschläge für betont vorsichtige Privatanleger weiter.

Zuvor eine der spektakulärsten Nachrichten der letzten Tage: Der Chef des norwegischen Ölfonds, Nicolai Tangen, rechnet mit einer langanhaltenden Schwächephase an den internationalen Finanzmärkten. „Wir bereiten uns auf ein Jahrzehnt mit niedrigerer Rendite vor. Vielleicht wird sie sogar negativ“, sagte Tangen der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Der Ölfonds ist mit einem aktuellen Marktwert von umgerechnet rund 1,2 Billionen Euro der größte Staatsfonds der Welt. Etwa 70 Prozent davon sind in Aktien angelegt.

Inflation ist die „größte Gefahr“ für Wertpapiermärkte

In den vergangenen 25 Jahren erzielte der Fonds mit seinen Kapitalanlagen eine durchschnittliche Rendite von 6 Prozent. „So wird es nicht weitergehen, davon bin ich überzeugt. Die Zukunft wird für uns weniger attraktiv sein als die Vergangenheit“, sagte Tangen der Zeitung weiter. Die größte Gefahr für die Aktien- und Anleihemärkte sei die Inflation. „Ich glaube, das wird noch viel ernstere Folgen haben als zurzeit üblicherweise angenommen wird.“

Sachinvestments sollten im Mittelpunkt bleiben

Bullen oder Bären? Mit welchem Lager Sie auch sympathisieren, geschätzte Anleger – es gibt eine Besonderheit: Unabhängig vom Geschehen im Umfeld der Börsen und Finanzmärkte sollten Investments größtenteils auf Sachwerte konzentriert bleiben. Damit empfehle ich keine grundlegende Änderung der Strategie. Selbst bei einer von den USA ausgehenden schrittweisen Zinswende nach oben, der später auch die Europäische Zentralbank folgen wird, bleiben Zinsanlagen – von Konten bis zu Staatsanleihen – eine unattraktive Anlageklasse.

Aktien, Gold und Rohstoffe

Nein, ich teile die tiefe Skepsis des norwegischen Mega-Investors (noch) nicht. Allerdings gilt meine Gelassenheit für den weiten Horizont. Dass 2022 kein guter Börsenjahrgang wird, kann nicht ausgeschlossen werden. Aber schon die Pandemie und ihre Folgen sind unberechenbar, wie wir gelernt haben. Geldpolitik und Konjunkturverlauf liefern ebenfalls viel Stoff für Spekulationen. Bisher hatte ich mich für ein Trio aus Aktien, Immobilien und Gold stark gemacht. Aktien und Gold bleiben meine Favoriten. Haus und Grund streiche ich jetzt angesichts der überzogenen Preisentwicklung. Dafür können Rohstoffe – zumindest teilweise – im Jahresverlauf wieder interessant werden, wenn die Weltwirtschaft richtig in Schwung kommen sollte. Dann sollten Sie neben Gold die Industriemetalle im Auge behalten, vielleicht auch Öl.

Der Core-Satellite-Ansatz

Dem mittel- bis langfristigen Privatanleger empfehle ich nach wie vor, sich mit dem „Core-Satellite-Ansatz“ zu beschäftigen. Dabei geht es um einen soliden Anlage-Kern (= Core), um den herum man unterschiedliche Ergänzungsanlagen (Satelliten) platziert. Während der Kern als starke Basis des Portfolios eine möglichst sichere Rendite liefern soll, können die Satelliten spekulativer sein und nach Art und Anzahl individuell ausgewählt werden. Das können neben der Direktanlage auch unterschiedliche Anlageinstrumente sein (zum Beispiel Fonds, ETFs, Zertifikate).

Abhängig von der aktuellen Zusammensetzung Ihres Portfolios können einzelne Elemente beibehalten, neu hinzugenommen oder anders gemischt werden. Nutzen Sie jetzt die Zeit für einen entsprechenden Depotcheck!

Neue Strategie bei einer Börsen-Baisse erst im neuen Jahr

Naturgemäß werden wir immer wieder auch von ganz kurzfristigen Entwicklungen beeinflusst. Deshalb der Vorschlag, eine neue Strategie in den kommenden Tagen zu planen, aber noch nicht umzusetzen, wenn die Tage um den Jahreswechsel ausgeprägt schwach ausfallen sollten (warum auch immer). Das betrifft nicht nur die Aktienbörse, denn in jüngster Zeit haben die gängigen Kurskorrelationen schon mehrfach an Bedeutung verloren: Alle gingen gemeinsam rauf oder runter, also Aktien, Rohstoffe, Gold, Dollar, Öl, Bitcoin.

Ein erster Schritt könnte sein (wenn nicht schon vollzogen), einen Kern aus deutschen und amerikanischen Top-Aktien zu bilden. Als Satelliten würden sich chinesische Hightech-Werte, Wasserfonds, Gold-ETFs und andere anbieten. Bei größ0eren Beträgen macht es Sinn, Core und Stellites auf getrennten Konten zu führen, um die Übersicht nicht zu verlieren.

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