Kritische Zeiten! Goldene Zeiten?

von | 31. Jan 2022 - 08:56 | Kutzers Corner

Und jetzt? Alle Anlageklassen standen zuletzt unter Druck. Der Bitcoin setzt seine Talfahrt fort, Aktien diesseits und jenseits des Atlantiks werden verkauft und sogar Gold verlor nach seiner fulminanten Aufholjagd an Glanz. Als Folge der jüngsten geldpolitischen und geopolitischen Entwicklungen herrscht Orientierungslosigkeit an den Finanzmärkten. Starke Kursschwankungen bestätigen nur eines: die von den meistern Strategen seit Monaten angekündigte Volatilität. Das Auf und Ab ist zugleich Ausdruck, wie kurzfristig und kurzsichtig die Börsen derzeit reagieren. Entsprechend weit gehen auch die jüngsten Vorhersagen der Profis auseinander. Während besonnene Profis an ihrer positiven Haltung gegenüber Aktien, Edelmetallen und anderen Rohstoffen festhalten, melden sich andererseits Crash-Propheten wieder zu Wort.

An diesem fast chaotisch anmutenden Stimmungsbild wird sich aller Voraussicht nach in den nächsten Tagen (vielleicht sogar Wochen) wenig ändern. Müsste das nicht für Gold sprechen? Viele von Ihnen, geschätzte Anleger, fragen sich verwundert, warum der Preis des Krisenmetalls nicht stärker nach oben reagiert. Ein Grund liegt eben im kurzfristigen Rein und Raus großer institutioneller Investoren, das praktisch alle Anlageklassen betrifft. Für diese Anleger hat Gold nicht den Charakter des langfristigen Wertspeichers, sondern wird an seiner Performance gemessen.

Der Goldmarkt in Zahlen

Interessant ist deshalb ein Blick auf den Welt-Goldmarkt, dessen Zahlen für 2021 jetzt vom World Gold Council (WGC) vorgelegt worden sind. Die jährliche Goldnachfrage ist auf 4.021 t für das gesamte Jahr gewachsen und hat sich von den durch die Covid-19-Pandemie verursachten Verlusten 2020 erholt. Die Nachfrage nach Gold ist im vierten Quartal 1.147 t gestiegen. Das ist der höchste Wert seit dem zweiten Quartal 2019 und entspricht einer Zunahme von fast 50 % im Jahresvergleich. Die Nachfrage nach Goldbarren und -münzen stieg um 31 % auf ein 8-Jahres-Hoch von 1.180 t. Privatanleger suchten vor dem Hintergrund der steigenden Inflation und der anhaltenden wirtschaftlichen Unsicherheit infolge der Pandemie nach sicheren Anlagen.

Für 2021 zeigen die WGC-Daten andererseits Abflüsse in Höhe von 173 t aus goldbesicherten ETFs. Eher taktisch handelnde (= kurzfristige) Anleger haben zu Beginn des Jahres inmitten der Impfkampagnen ihre Absicherungen reduziert. Gleichzeitig haben steigende Zinssätze den Besitz von Gold verteuert. Dennoch stellen diese Abflüsse nur einen Bruchteil der 2.200 t dar, die Gold-ETFs im Laufe der vergangenen fünf Jahre angesammelt haben – ein Beleg für die nach wie vor hohe Bedeutung von Goldanteilen in den Portfolios der Anleger.

Starke Nachfrage im vierten Quartal

Was die jährliche Verbrauchernachfrage betrifft, hat sich die Schmuckbranche erholt und erreicht mit 2.124 t wieder die Werte vor der Pandemie. Dazu hat auch ein starkes viertes Quartal beigetragen, in dem die Nachfrage den höchsten Stand seit dem zweiten Quartal 2013 erreichte – einem Zeitpunkt, zu dem der Goldpreis um 25 % niedriger war als der durchschnittliche Vergleichspreis im Jahr 2021. Dies verdeutlicht noch einmal die starke Nachfrage im vergangenen Quartal.

Im zwölften Jahr in Folge (!) sind die Zentralbanken als Nettokäufer von Gold aufgetreten. Sie haben ihre Bestände um 463 t erhöht – ein Anstieg um 82 % im Vergleich zu 2020. Eine Reihe von Zentralbanken aus Schwellenländern und Industriestaaten haben ihre Goldreserven aufgestockt und für ein 30-Jahres-Hoch des globalen Bestands gesorgt.

Gegenläufige Kräfte auch im neuen Jahr erwartet

Der Goldpreis dürfte nach Einschätzung des Gold Council im Jahr 2022 einer ähnlichen Dynamik ausgesetzt sein wie im vergangenen Jahr – mit gegenläufigen Kräften, die seine Entwicklung einerseits unterstützen und andererseits einschränken werden. Der Goldpreis wird kurzfristig auf Realzinsen reagieren, die wiederum davon abhängen, wie schnell die Zentralbanken weltweit ihre Geldpolitik straffen und wie effektiv sie die Inflation steuern. Historisch betrachtet haben sich diese Marktdynamiken in Bezug auf Gold stets als schwierig erwiesen. Die hohe Inflation, die zu Beginn dieses Jahres zu beobachten war und die Möglichkeit von Marktrückschlägen werden jedoch die Nachfrage nach Gold als Absicherung voraussichtlich aufrechterhalten. Darüber hinaus könnte Gold auch weiterhin von der Nachfrage der Verbraucher und Zentralbanken unterstützt werden.

Steigende Preise für begehrte Industriemetalle

Andere Rohstoffe für den industriellen Einsatz finden inzwischen wachsendes Interesse in der Fachwelt. Die Energiewende kann nur gelingen, wenn ausreichend Rohstoffe etwa zum Bau von Windrädern, Solaranlagen und E-Auto-Batterien verfügbar sind. Steigende Preise benötigter Metalle wie Kupfer, Lithium, Nickel und Kobalt könnten sich aber auch als Bremsfaktor für die Transformation des Energiesektors erweisen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Szenarioanalyse des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) und des Internationalen Währungsfonds (IWF).

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