Bunte Stadionbeleuchtung sollte während der UEFA EURO 2020 ein Zeichen gegen Ungarns LGBTQ+ feindliche Politik setzen. Ein Rohstoff macht die visuelle Solidaritätsbekundung möglich: Gallium.
Neben Göttin Fußball standen bei der um ein Jahr veschobenen UEFA EURO 2020 besonders gesellschaftliche Konfliktzonen im Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit. Das wurde beim Finale deutlich, als nach der Vergabe der Elfmeter durch drei schwarze Teammitglieder der englischen Nationalmannschaft rassistische Kommentare die sozialen Medien dominierten. Zuvor hatte es Diskussionen um die Stadionbeleuchtung der Allianz Arena gegeben.
UEFA Verbot löst Unmut aus
Vor dem Vorrundenspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Ungarn am 23. Juni hatte Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter in einem Brief an die UEFA erbeten, die Allianz Arena in Regenbogenfarben beleuchten zu dürfen. Ein „sichtbares Signal für unser gemeinsames Werteverständnis“ sollte es werden, steht doch der Regenbogen global für die Solidarität mit der LGBTQ+ Bewegung. Anlass der Kritik war Ungarns neues Homosexuellen-Gesetz gewesen, welches trotz weiter Proteste vergangene Woche in Kraft trat. Laut diesem ist es in Ungarn fortan verboten, in Bildungsprogrammen, Sachbüchern oder Werbung positiv über Homosexualität und Transsexualität aufzuklären. Als Begründung für die Entscheidung wird der Jugendschutz angegeben. Die UEFA stufte die Aktion als politische Geste ein und lehnte sie ab. Die Absage, mitten im Pride Month, löste eine Welle des Protests aus, der vor allem farblich zum Ausdruck gebracht wurde. Große Unternehmen änderten ihre Profilbilder auf den sozialen Medien und auch die Stadien anderer Fußballvereine und Einrichtungen ließen ihre Gebäude in bunten Farben erstrahlen.
16 Millionen Farben für die Solidarität
LED Stadionbeleuchtungs-Systeme werden immer beliebter. Schon 2019 sagte environmentalleader.com voraus: „LED Beleuchtung ist auf dem Weg Hochleistungs-Stadion- und Arenen Beleuchtung zu übernehmen“. Neuste LED-Technologie ist stromsparend und ermöglicht nicht nur die Darstellung von Regenbögen, sondern auch komplizierter Lichtshows. Wie auf der Webseite der Allianz Arena zu lesen ist, ist diese Deutschlands erstes und „Europas größte[s] Stadion mit einer rundum flächendeckenden LED-Außenbeleuchtung für dynamische Lichtstimmungen“. 3,5 Spielfeldern entspricht die Gesamtfläche der installierten LEDs. 6.500 Philips ColorGraze-Leuchten bestehend aus 300.000 LEDs sind verbaut. 16 Millionen Farbnuancen können erzeugt werden.
Vor den 90er Jahren wäre diese Farbenpracht jedoch nicht denkbar gewesen. Bis dahin war es nur möglich, rotes und orangenes LED-Licht effizient zu erzeugen. Erst mit dem Einsatz von Galliumnitrid (GaN) als Halbleitermaterial in der LED und OLED (LED mit einer organischen Halbleiterkomponente) Technologie kann das gesamte sichtbare Farbspektrum zum Leuchten gebracht werden. Gleichzeitig sorgt GaN für eine verbesserte Lichtausbeute. Die Relevanz von Gallium für die LED-Technologie und damit auch die Zukunft der Stadionbeleuchtung wird im Bericht des Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung und des Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung ISI Rohstoffe für Zukunftstechnologien deutlich. Hier heißt es: „Eine moderne blaue Leuchtdiode besteht aus einer Vielzahl verschiedener Materialien wie Gallium-Nitrid als Basismaterial, Indium-Gallium-Nitrid als leuchtende Schicht und Aluminium-Gallium-Nitrid zur Effizienzsteigerung.“
Am 10. Juli, zum Christopher Street Day, erstrahlte die Allianz Arena schließlich in allen Farben des Regenbogens, Gallium sei Dank.
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