Elektroroller polarisieren. Ihre Zahl wird künftig aber wohl noch zunehmen.
Elektroroller sind in den deutschen Großstädten längst allgegenwärtig, bisweilen stolpert man sogar über sie. Über 30.000 Elektroroller surrten schon 2019, ein Jahr nach dem bundesweiten Start dieser neuen Form der Mobilität auf den hiesigen Straßen umher. Anbieter wie Tier wollen ihr Angebot in den nächsten Jahren noch ausbauen, wie die Tagesschau berichtet.
E-Roller enthalten wertvolle Rohstoffe
Den bisherigen Statistiken zufolge leisten die E-Roller trotz ihrer Omnipräsenz noch keinen positiven Beitrag zum Klimaschutz. Laut Umweltbundesamt beträgt die durchschnittlich zurückgelegte Wegstrecke gerade einmal zwei Kilometer. Ersetzt wird hier also weniger das Auto, sondern umweltfreundliche Fortbewegungsmittel wie das Fahrrad, der ÖPNV oder das Laufen. Problematisch ist dies, da für die Herstellung und den Betrieb große Mengen Energie aufgewendet werden müssen. Zudem stecken große Mengen wertvoller Ressourcen in den Gefährten. Lithium wird für die Akkus gebraucht, Permanentmagneten aus Seltenen Erden für den Motor. Die durchschnittliche Lebensdauer eines Leihrollers gibt Tier mit 24 Monaten an. Mit neuen Modellen könne die Nutzungsdauer aber noch deutlich erhöht werden, heißt es. Auch soll die Nutzung von Ladestrom aus Erneuerbaren Energien und das Recycling die Ökobilanz deutlich verbessern.
Großes Potential
Um das Potential der Mikromobilität aber wirklich voll auszunutzen, ist eine verbesserte Verzahnung mit dem ÖPNV notwendig, schreibt die Deutsche Energie Agentur (DENA). In Berlin ist dies mit der Jelbi-App der Verkehrsbetriebe (BVG) schon in die Praxis umgesetzt worden. Die App verbindet das Mobilitätsangebot der BVG mit verschiedenen Anbietern von E-Rollern, aber auch Carsharing-Möglichkeiten. An den Jelbi-Stationen ist auch das Aufladen der Roller möglich. In Hamburg kooperiert die Hochbahn mit den Anbietern Voi und Tier. Insbesondere am Stadtrand, wo die Wege zum Nahverkehr mitunter recht lang sind, können die Kleinstfahrzeuge als Zubringer das Angebot ergänzen.
Gut gedacht – schlecht gemacht
Nicht enthalten in den bisherigen Betrachtungen ist die weitverbreitete Lust am Vandalismus, aber auch der Frust über Roller, die falsch abgestellt zur Stolperfalle werden. Allein in Köln sind bisher mehr als 500 Leihroller mutwillig in den Rhein geworfen worden, wie der Westdeutsche Rundfunk (WDR) berichtet. Eine für Anfang Juli geplante Bergung wurde abgesagt. Wie es heißt, sei das Bergungskonzept nicht überzeugend gewesen. Das Phänomen ist auch in anderen Metropolen der Welt bekannt. In Paris hat die hohe Anzahl von versenkten Rollern sogar zur Gründung eines Start-ups geführt. Das Team von „Guppy“ angelt die Fahrzeuge mithilfe von Magneten aus der Seine. Ob von den Rollern und ihren Batterien eine Gefahr für die Umwelt ausgeht, lässt sich bisher nicht sagen. Dirk Jansen vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland weist gegenüber dem WDR darauf hin, dass sie im Rhein von der Strömung unter Wasser über Kies und Steine geschoben werden. Es ist unklar, ob die Batteriegehäuse diese mechanische Belastung überstehen. Tun sie es nicht, könnten Giftstoffe in das Wasser gelangen. Hier sind die Verleiher gleich mehrfach gefragt. So muss weiter nach Konzepten gesucht werden, um das wilde Parken einzuschränken. Dem Frust vieler Mitmenschen könnte man auf diese Weise etwas Versöhnliches entgegensetzen. Auch die Bergung muss schneller erfolgen, dies wäre auch ein klares Signal, dass es sich bei den Rollern eben nicht um Wegwerfware handelt.
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