Die Rendite-Risiko-Profile verändern sich

von | 3. Apr 2023 - 08:24 | Kutzers Corner

Zum Ausklang des ersten Quartals ist die Gelassenheit der Finanzmärkte eindrucksvoll bestätigt worden. Auch wenn große internationale Fonds inzwischen ihre Aktienpositionen deutlich reduziert haben, sucht risikobereites Kapital nach wie vor attraktiv erscheinende Investments. Dennoch Vorsicht!

In Bewegung gekommen sind nicht nur die Kurse – Aktien gehören bisher zu den Gewinnern –, sondern dabei auch die Wechselbeziehungen (Korrelationen) zwischen den Preisen einzelnen Anlageklassen. Oberflächlich sieht es so aus, als seien die Sorgenthemen der vergangenen Wochen wie Inflation und Probleme im Bankensektor zunächst abgehakt. „Die Marktteilnehmer bleiben vorerst weiter klar auf eine potenzielle Konjunkturerholung in China mit Abstrahleffekte auf die europäische Wirtschaft fokussiert“, umreißt Morningstar-Marktexperte Andreas Lipkow die Lage. Dabei gehen die Blicke auch in Richtung Inflationsentwicklung und Notenbankpolitik sowie in Richtung Bankenkrise in den USA. Nachhaltige Bremswirkungen haben diese Themen aktuell jedoch keine mehr.

Das gilt umso mehr, als sich die Inflation in großen Volkswirtschaften der Eurozone und damit auch in der Währungsunion insgesamt abgeschwächt hat. Allerdings erreichte die Kernjahresinflationsrate, bei der schwankungsanfällige Preise für Energie und Lebensmittel herausgerechnet werden, ein Rekordniveau.

Was der jüngste ZEW-Finanzmarkttest zeigt

In der Sonderfrage zum ZEW-Finanzmarkttest März 2023 wurden Finanzmarktexperten um ihre Einschätzungen zu verschiedenen Anlageklassen mit Blick auf die nächsten sechs Monate gebeten. Im Fokus der Befragung standen die globalen Kapitalmärkte sowie die Kapitalmärkte aus dem Eurogebiet. Sie fand im Zeitraum vom 13.3. bis 20.3.2023 statt, welcher von Turbulenzen auf den Finanzmärkten geprägt war, die durch die Zusammenbrüche der Silicon Valley Bank und der Notrettung der Credit Suisse am 19.03.2023 ausgelöst wurden. Es ist daher anzunehmen, dass die Unsicherheit über den weiteren Verlauf der Krise die Einschätzungen der Finanzmarktexperten je nach Antwortzeitpunkt beeinflusst hat.

Gold, Aktien und Rohstoffe weiter attraktiv

Im März werden die Rendite-Risiko-Profile von breit gestreuten Anlagen in Gold, Aktien, Rohstoffe und Staatsanleihen überwiegend positiv, die von Anlagen in Unternehmensanleihen, Kryptowährungen und Immobilien überwiegend negativ beurteilt. Für Aktien, Staats- und Unternehmensanleihen sowie Immobilien gilt dies sowohl für Anlagen aus dem Eurogebiet als auch für globale Anlagen. Während fast alle Befragten Anlagen in Immobilien und Kryptowährungen für unattraktiv halten, fallen die Einschätzungen zu Unternehmens- und Staatsanleihen fast ausgeglichen aus. So überwiegen mit Blick auf Unternehmensanleihen die insgesamt negativen Einschätzungen nur knapp den insgesamt positiven Einschätzungen. Bei Staatsanleihen tritt der umgekehrte Fall ein, denn nur eine kleine Mehrheit beurteilt diese Anlageklasse insgesamt positiv. Von den abgefragten Anlageklassen wird Gold aktuell am besten beurteilt, gefolgt von Aktien und Rohstoffen.

Die Einflüsse der hohen Inflation

Gegenüber der Umfrage im September 2022 konnten insbesondere Staats- und Unternehmensanleihen – sowohl aus dem Euroraum als auch global – an Attraktivität zulegen. Während diese mittlerweile deutlich höhere Renditen als in den letzten Jahren versprechen, wird der Enthusiasmus der Finanzmarktexperten für diese Anlageformen durch den unsicheren Ausblick auf die weitere Entwicklung der Inflation und damit die Entwicklung der Geldpolitik gebremst. Die anhaltend positive Einschätzung von Gold und Rohstoffen lässt sich ebenfalls auf den Inflationsausblick der Finanzmarktexperten zurückführen. Während der Anteil derer, die Gold insgesamt positiv beurteilen, gegenüber September 2022 leicht höher ausfällt, werden Rohstoffe aktuell insgesamt leicht schlechter beurteilt.

Immobilien nochmals schlechter beurteilt

Nochmals deutlich verschlechtert haben sich die Einschätzungen zu Anlagen in Immobilien, die im September 2022 bereits sehr negativ beurteilt wurden. Nach Einschätzungen der Finanzmarktakteure wird die Attraktivität von Anlagen in Immobilien aktuell von einer Vielzahl von Faktoren beeinträchtigt. Zum einen belasten die bereits stark gestiegenen Zinsen und der Ausblick auf weitere Zinserhöhungen. Zum anderen haben sich die Immobilienpreise laut Einschätzungen der Befragten noch nicht an das veränderte Marktumfeld angepasst und gelten aktuell als zu hoch. Mit Blick auf den Euroraum werden Anlagen in Immobilien zudem durch die politischen Rahmenbedingungen belastet.

Aktien aus dem Euroraum werden im März 2023 mit Blick auf das Rendite-Risiko-Profil dagegen insgesamt besser beurteilt als im September 2022, was die Befragten hauptsächlich mit dem verbesserten gesamtwirtschaftlichen Ausblick für den Euroraum begründen. Anlagen in breit gestreute, globale Aktienindizes werden dagegen leicht schlechter beurteilt.

MFS Investment: Small Caps jetzt attraktiv

Nach dem Urteil von MFS Investment Management sind Aktien von internationalen Small und Mid Caps aktuell „äußerst interessant“. Im Vergleich zu Large Caps sind sie so günstig wie seit Jahrzehnten nicht. Und langfristig gesehen haben Nebenwerte höher kapitalisierte Aktien deutlich hinter sich gelassen. Kurzfristig liegen zwar immer mal wieder andere Titel vorn, doch haben Nebenwerte nun gute Aussichten, wieder die Spitze zu übernehmen, schreibt der Investment-Gigant in einer Marktanalyse.

Schauen wir einmal zurück: Internationale Small und Mid Caps lagen vom Ende der Dotcom-Blase in den frühen 2000ern bis zum Beginn der internationalen Finanzkrise 2008 deutlich vor Large Caps. Der MSCI ACWI SMID Index legte in dieser Zeit um 94 Prozent zu, der MSCI ACWI Large Cap Index gerade einmal um 21 Prozent. Keine zwei Zeiträume sind exakt gleich, und die Wertentwicklung der Vergangenheit ist auch keine Garantie für die Zukunft, doch haben die etwa acht Jahre von 2000 bis 2008 eine gewisse Ähnlichkeit mit heute.

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