Kapitalanleger sind gut beraten, wenn sie in dieser schwierigen Zeit aktiv differenzieren und in Aktien hoher Umsatz- und Ertragsqualität investieren. Der Gesundheitssektor galt in früheren Rezessionen als Puffer gegen eine Baisse am Aktienmarkt. Preissetzungsmacht von „Managed Care“ und Biopharma, steigende Nachfrage nach Gesundheitsversorgung und Zunahme komplexer Therapien könnten den Sektor wieder zu einem sicheren Hafen machen. Medizinischer Fortschritt bei Therapien und Geräten ermöglicht Anlegern Zugang zu erheblichem Wachstum.
Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie von Janus Henderson Investors. Daraus im Folgenden wesentliche Einzelheiten. Bisher hat der Gesundheitssektor in Krisenzeiten tendenziell besser abgeschnitten als der breitere Aktienmarkt. Dieses Muster setzte sich auch 2022 fort: Der S&P 500® Health Care Sector verzeichnete bis Mitte November eine Performance von -3,4 % gegenüber -15,6 % für den S&P 500® Index. Mit einer Inflation, die sich immer noch auf einem extrem hohen Niveau befindet und von den Zentralbanken durch aggressive Zinserhöhungen bekämpft wird, dürften sich Anleger auch 2023 auf defensive Sektoren wie den Gesundheitssektor konzentrieren.
Managed Care und Pharma nutzen ihre Preismacht
Bislang haben vor allem Managed Care, große Biopharmaunternehmen und Pharmagroßhändler den Sektor gestützt. Viele dieser Unternehmen können ihr Gewinnpotenzial abschätzen und ihre Preise anheben, um steigende Kosten auszugleichen. Auch im neuen Jahr dürften diese Eigenschaften für die Anleger attraktiv sein. In den USA konnten beispielsweise Managed-Care-Anbieter, die am öffentlichen Markt für Krankenversicherungen tätig sind und/oder über Arbeitgeber Verträge anbieten, die Prämien für 2023 anheben. So konnten sie die potenziell höheren Arbeits- und medizinischen Nutzungskosten ausgleichen, da die Menschen nach der Pandemie wieder Routinebehandlungen in Anspruch nehmen. Auch die Nachfrage nach Krankenversicherungen nimmt zu: Die Zahl der Anmeldungen für Medicare Advantage – eine privatwirtschaftliche Alternative zu Medicare, dem staatlichen Krankenversicherungsprogramm für ältere Menschen – stieg 2022 um 8 % und deckt nun 48 % aller Medicare-Begünstigten ab: eine Zahl, die bis 2032 voraussichtlich auf 61 % ansteigen wird.
Anleger sollten selektiv vorgehen
Um die Volatilität zu minimieren, sollten Anleger jedoch selektiv vorgehen, da nicht alle Bereiche des Gesundheitswesens im heutigen inflationären Umfeld so robust sind wie die oben genannten. Einige Krankenhäuser und andere Gesundheitsdienstleister haben im dritten Quartal 2022 ihre Gewinnprognosen aufgrund von Unsicherheitsfaktoren bei den Arbeitskosten gesenkt. Technologieunternehmen aus dem Gesundheitswesen – deren Bewertungen während des Digital-First-Booms der Pandemie in die Höhe schnellten – hatten ebenfalls zu kämpfen, da steigende Zinsen den Wert der Cashflows dieser Unternehmen (die in der Regel erst in ferner Zukunft realisiert werden) senken. Und einige Medizintechnikunternehmen, die einem starken Wettbewerb ausgesetzt sind, konnten die Preiserhöhungen nicht weitergeben.
Biotech-Ausblick wird besser
Trotz Verlangsamung des Wirtschaftswachstums ist der Sektor weiterhin innovativ, und viele Fortschritte sind für die Anleger kaum zu übersehen. Diese Entwicklung trifft insbesondere auf Biotechnologieunternehmen mit kleiner und mittlerer Marktkapitalisierung zu. Von Anfang 2021 bis zur ersten Jahreshälfte 2022 erlebten diese Aktien ihre bisher schlimmste relative Underperformance. Grund dafür waren Rückschläge bei klinischen Studien, regulatorische Unsicherheiten und Sorgen über eine Reform der Arzneimittelpreise, die mit steigenden Zinsen kollidierten. Der Ausverkauf führte dazu, dass Hunderte von Unternehmen unter dem Wert der Barmittel in ihren Bilanzen notierten. Aufgrund einiger positiver Daten aus klinischen Studien zu großen Krankheitsbereichen wie Krebs, Fettleibigkeit, Impfstoffe gegen Lungenentzündung, Lebererkrankungen und Alzheimer begann sich die Stimmung jedoch ab Juni zu drehen. In vielen Fällen handelte es sich bei diesen Daten um klinische Durchbrüche in Bereichen mit hohem, ungedecktem medizinischem Bedarf, die die Aktien deutlich nach oben trieben und es den Unternehmen ermöglichten, Kapitalerhöhungen erfolgreich abzuschließen.
Markt wird Innovationen belohnen
Während steigende Zinsen weiterhin für Gegenwind in der Biotech-Branche sorgen werden, glaubt der internationale Vermögensverwalter, dass sich die Stimmung gegenüber der Branche verbessert hat und der Markt weiterhin Innovationen belohnen dürfte. In dieser Hinsicht könnten die kommenden Monate ereignisreich werden. Die Food and Drug Administration (FDA), die nach dem Amtsantritt der Biden-Regierung 2021 über ein Jahr keinen ständigen Commissioner hatte, muss nun ihren Rückstand aufholen.
Insulinaktie Novo Nordisk ein Dauerläufer
Bei dieser Gelegenheit möchte ich auf eine europäische Aktie des Gesundheitssektors hinweisen, die seit vielen Jahren, eine überragende Entwicklung an den Tag legt: die dänische Novo Nordisk. Sie ist kein Wert für kurzfristige Spekulanten und somit auch kein „heißer Tipp“, sondern eine betont langfristige Empfehlung für eine Qualitätsaktie (und meine Lieblingsaktie). Der dänische Insulinhersteller genießt international höchstes Ansehen und ist ein Repräsentant der zukunftsträchtigen Pharmabranche. Novo Nordisk stellt Produkte her, die weltweit immer mehr benötigt werden. Seit Jahren weise ich in Vorträgen und Kommentaren immer wieder auf diese grandiose Aktie und ihre Fantasie hin. Die amerikanische Bank JPMorgan hat Novo Nordisk soeben auf die „Analyst Focus List“ für besonders aussichtsreiche Aktien gesetzt. Gucken Sie sich selbst einmal die langfristigen Charts an (10 bis 20 Jahre) – Sie werden mir zustimmen.