Zinsentscheid stellt Gold vor neue Herausforderungen

von | 23. Jan 2023 - 11:20 | Edelmetalle im Fokus

Die Europäische Zentralbank erwägt weitere Zinsanhebungen in Form von zwei Schritten zu jeweils 0,5 Prozent im Februar und März. Im darauffolgenden Quartal könnten weitere 0,25 Prozent hinzukommen, was den dann höchsten Stand seit 2008 markieren würde. Gold könnte in der Folge nachgeben, da es keine Zinsen abwirft. Zu beachten ist unterdessen, dass der Realzins bei der aktuell hohen Inflation noch immer negativ ist. Eine Zinsanhebung würde derweil die weitere Erholung des Euros unterstützen, was die Preise von Edelmetallen im gemeinsamen Währungsraum verbilligt, da sie international in US-Dollar-Notierungen gehandelt werden. Aktuell preist der Markt die neuesten Entwicklungen ein. Der Euro notiert derzeit bei 1,09 US-Dollar, eine beachtliche Entwicklung, denn im September verzeichnete die europäische Währung ein Tief mit ca. 0,955 Dollar; ein Plus von 14 Prozent in vier Monaten also. Ein positives Vorzeichen für die Entwicklung ist das im Laufe der letzten Woche erreichte 9-Monatshoch mit 1935 US-Dollar pro Unze.

Hinsichtlich Gold lohnt sich außerdem ein Blick auf China. Dort ist die Nachfrage 2022 zwar um zehn Prozent zurückgegangen, dennoch beträgt sie weiterhin nahezu 1000 Tonnen. Die Goldproduktion ist derweil auf etwa 370 Tonnen gestiegen. Das Land, das einer größten Importeure des Edelmetalls ist, hat weiterhin einen großen Bedarf. Allein die chinesische Zentralbank (PBoC) kaufte in den letzten beiden Monaten des Vorjahres über 60 Tonnen Gold.

Silber und Platin geben nach

Silber und Platin konnten das hohe Preisniveau vom Jahresanfang vorerst nicht halten, Rezessionsängste drücken die physische Nachfrage aus der Industrie. Die Öffnung Chinas nach dem Neujahrsfest und ein Ende der Corona-Restriktionen könnten den Markt jedoch neu beleben.

Palladium handelt aktuell ca. 50 Prozent unter den Höchstpreisen aus dem Frühjahr 2022. Die Befürchtungen, dass Russland in Folge von westlichen Sanktionen den Markt nicht mehr beliefert, haben sich bisher nicht bewahrheitet. Der Markt steht aufgrund der Entscheidung zum Verbrennerverbot in der EU unter Druck. Das Platingruppenmetall wird aber nach wie vor gebraucht – Einschränkungen in der Supply Chain könnten Aufwärtspotential bedeuten. Für 2023 erwarten wir ansonsten einen ausgeglichenen Markt, ähnliches gilt für Rhodium, welches ebenfalls hauptsächlich in Abgaskatalysatoren genutzt wird.

Iridium und Ruthenium konsolidieren auf den aktuellen Preisniveaus, auch hier wird die wirtschaftliche Entwicklung in China den weiteren Ausschlag geben. Die industriellen Anwender im europäischen Markt haben momentan ein großes Interesse, die Supply-Chain für beide Metalle zu sichern – strategische Lager oder langfristige Preisabsicherung sind dabei immer wieder von Interesse.

Mit „PGM – Edelmetalle im Fokus“ präsentieren wir eine exklusive Rohstoff-Kolumne, die sich, neben Gold, vor allem den vieldiskutierten doch bisher selten analysierten Platingruppenmetallen (PGM) widmet. Im Zentrum stehen die industriellen Anwendungsgebiete der Metalle wie auch ihr Potential als Sachwert. Die Abkürzung PGM ist dabei gleich doppelt bedeutsam: Mit Philipp Götzl-Mamba konnten wir einen erfahrenen Edelmetallhändler gewinnen, der am Puls der Zeit operiert und ab sofort sein Wissen mit uns teilt.