Die Kurse sind besser als die Börsenstimmung. Wirtschaft und Politik liefern den Anlegern keine deutlichen Perspektiven. Dennoch brauchen Investoren ihre Strategien nicht zu ändern – Sachwerte (Aktien und Rohstoffe) sollten weiterhin die Schwerpunkte gemischter Portfolios bilden.
Investmentprofis blicken zur Wall Street, weil sich der US-Aktienmarkt in jüngster Zeit von einer breit angelegten Bewegung ziemlich weit entfernt hat. Seit Jahresbeginn ging der Großteil der Erträge fast ausschließlich auf das Konto einer Hand voll US-Großkonzerne, die vorwiegend dem Technologiesektor zugeordnet werden können, während der große Rest seitwärts und nur in den letzten Wochen leicht aufwärts tendierte. Was bedeutet ein so eng angeführter Aktienmarkt für Anleger?
Ein „breiter“ Markt wäre etwas Positives
Stefan Rondorf, Senior Investment Stratege von Allianz Global Investors, zieht sprachliche Vergleiche und fragt, ob die Aktienmarktentwicklung aus Anlegersicht breit genug sei: In der deutschen Sprache hat das Adjektiv „breit“ nicht den besten Leumund. Im engeren Sinne beschreibt es eine Ausdehnung, im weiteren Sinne aber auch etwas Schwerfälliges oder gar Berauschtes. Für Kapitalanleger jedoch ist ein breiter Markt normalerweise etwas Willkommenes. Es spricht grob gesagt dafür, dass viele Indexmitglieder in ähnlichem Maß zur Performance eines jeweiligen Index beitragen – der Markt also bildlich auf einem breiten Fundament steht. Von einer breit angelegten Bewegung war der US-Aktienmarkt, abgebildet vom bekannten S&P 500 Index, zuletzt weit entfernt.
Kein Dauerzustand erwartet
Was bedeutet dies für Anleger? Eine wichtige Schlussfolgerung ist laut Rondorf, dass es unwahrscheinlich ist, dass eine solche Situation eines extrem eng angeführten Marktes länger anhält. Auf die heutige Situation übertragen bedeutet dies, dass entweder die großen Tech-Unternehmen den breiten Markt mit nach oben ziehen könnten oder dass ihr Höhenflug gestoppt werden könnte und sie sich dann entweder wieder im Gleichklang des Marktes bewegen oder gar überproportional abgeben werden. In all diesen Szenarien dürfte sich die Marktbreite schrittweise wieder erholen und vernachlässigte Segmente zumindest im relativen Vergleich wieder aufholen.
Mangelnde Marktbreite kein „Bären“-Argument
Welche dieser Pfade beschritten werden, beeinflusst unweigerlich die Richtung des Gesamtmarkts (also zum Beispiel des S&P 500 Index). Hier bietet der Blick zurück wenig Klarheit. Zwar sind zwei prominente Bärenmärkte aus einer Situation fehlender Marktbreite entsprungen, nämlich das Zerplatzen der dot.com-Blase im Jahr 2000 sowie der 1972 gestoppte Höhenflug der sogenannten „Nifty-50“- Unternehmen. Oft genug löste sich eine solche Situation allerdings deutlich unspektakulärer und mit positiven Erträgen im Nachgang auf. Rondorf formuliert: „Nur allein aufgrund mangelnder Marktbreite sollte nicht auf merklich fallende Kurse geschlossen werden.“
Symposium „Strategische Anlagemetalle der Zukunft“
Die unterschiedlichen Zeithorizonte gehörten auch zu den Themen, die am vergangenen Wochenende auf dem Symposium „Strategische Anlagemetalle der Zukunft“ in Frankfurt/Main behandelt wurden. Eingeladen hatten namhafte Häuser des Metallhandels – Golden Gates (vorwiegend Edelmetalle) und TRADIUM (Strategische Metalle, Seltene Erden). Als Gastreferent hatte ich Gelegenheit, den privaten Anlegern meine grundsätzlichen Empfehlungen für die individuelle „Strategie“ und „Taktik“ zu vermitteln.
Verkürzt kann man diese Begriffe wie folgt zusammenfassen: Eine Strategie ist ein Aktionsplan für die Zukunft, mit dem ein bestimmtes Ergebnis oder Ziel erreicht werden soll. Strategien dienen dazu, langfristige Ziele festzulegen und Ziele zu erreichen. Die Umsetzung erfordert Taktik. Wenn man versucht, Ziele nur mit einer Strategie zu erreichen, wird dies kaum gelingen, denn Taktik sind die konkreten Handlungsschritte zum Erreichen der Ziele. Umgekehrt artet „Taktik“ schnell in planlose Arbeit aus. In diesem Fall gibt es keine strategischen Ziele.
Privatanleger sollten „Kümmerer“ werden
Sie, geschätzte Leser, kennen ja meine grundsätzlichen Empfehlungen für die langfristige Anlagestrategie: Investieren Sie zunächst möglichst viel Zeit in Ihr privates Money Management! Ergründen Sie selbstkritisch Ihr eigenes Wesen, Ihre Risikobereitschaft und den Zeithorizont! Wollen Sie in unterschiedliche Ziele investieren, dann bietet es sich an, diese auf unterschiedlichen Depots zu fahren (Sparplan/Altersvorsorge, kurz- bis mittelfristiges Stockpicking, Trading, Spekulation etc. zu trennen). Werden Sie also zu Menschen, die sich kümmern! Erst dann bietet es sich an, als Selbstentscheider die taktischen Maßnahmen zu wählen – ob mit professioneller Anlageberatung oder ohne.
Ich bin der festen Überzeugung, dass Sachwerte gegenüber Zinsanlagen auch in Zukunft favorisiert werden sollten: Neben der Bereithaltung von Liquidität gelten Aktien und Gold (physisch) als Kernelemente eines gemischten Depots, weil diese Anlageklassen eine ideale Kombination von Renditebringer und Sicherheitselement bieten. Wollen Sie in mehr Produkte investieren, dann steht Ihnen eine breite Palette von Rohstoffen zur Verfügung – nicht zuletzt Industriemetalle und Strategische Metalle. Nicht vergessen: Geduld ist ein mitentscheidender Erfolgsfaktor!