Allianz Research untersucht die Versorgung der Europäischen Union mit kritischen Rohstoffen und nennt das Risiko einer Kartellbildung rohstoffreicher Länder.
Die Diversifizierung der Lieferketten ist angesichts des steigenden Bedarfs an kritischen Mineralien für die Energiewende von großer Bedeutung. Das stellten Ökonomen und Wissenschaftler der Allianz Research in einer Studie zur Lage Europas bei kritischen Rohstoffen fest, wie es in einer Pressemitteilung heißt.
Hohe Risiken als Ausgangslage
Ein Risiko bestehe laut den Autoren in der am Dienstag veröffentlichten Studie darin, dass sich die ohnehin bereits starke Importabhängigkeit der EU durch eine mögliche Kartellbildung verschärfen könnte: Rohstoffreiche Länder wie China, die Demokratische Republik Kongo, Südafrika und Russland könnten sich zu einer Allianz, einer „Organisation metallexportierender Länder“, zusammenschließen. Dies könnte den Rohstoffmarkt mit Preismanipulationen und Einschränkungen des internationalen Handels extrem beeinträchtigen, warnen die Wissenschaftler.
Vor dem Hintergrund eines solchen Szenarios stellten sie sich die Frage, ob der Critical Raw Materials Act (CRMA) der EU hier die Lücke schließen könne. Der CRMA sieht vor, dass zehn Prozent des jährlichen Verbrauchs kritischer Mineralien in der EU abgebaut werden sollen – aktuell erfüllen sieben von 18 Rohstoffen, darunter Seltenerdmetalle und Tantal, dieses Kriterium nicht, so die Studie. Bei diesen sei die EU zu 94 Prozent von Importen aus Drittländern abhängig. Außerdem würden bei 21 von 24 Metallen nicht wie vorgegeben mindestens 40 Prozent des Jahresverbrauchs der EU aus eigener Raffinadeproduktion stammen. Der CRMA sieht darüber hinaus vor, dass 15 Prozent des Jahresverbrauchs eines Rohstoffs durch Recycling erfolgen sollen – dies wäre Allianz Research zufolge aktuell nur bei vier von 16 Rohstoffen der Fall.
Europa muss aktiv werden: Die wichtigsten Erkenntnisse für die EU
Um Europas Abhängigkeit zu reduzieren und die Position auf dem Weltmarkt zu stärken, geben die Autoren mehrere Handlungsempfehlungen, darunter die Schaffung eines günstigen handelspolitischen Umfelds und umfangreiche Investitionen in die Kreislaufwirtschaft. Außerdem solle der Staatenbund globale Lieferketten diversifizieren, etwa durch Partnerschaften mit rohstoffreichen Ländern und die Schaffung einer nachhaltigen Mineraliengewinnung, so auch mithilfe der Global Gateway Strategie der EU, die bereits teilweise umgesetzt wurde (wir berichteten). Auch sei es notwendig, heimische Projekte zum Abbau, zur Verarbeitung sowie zum Recycling von Rohstoffen zu fördern und den CRMA in der Praxis umzusetzen.
Die komplette Studie steht online zur Verfügung.
Photo: iStock/DutchScenery