Los Angeles und Las Vegas: Nordamerikanische Städte dem Verdursten nahe

von | 10. Aug 2023 - 12:23 | Wissen

Die US-Bundesstaaten Nevada und Kalifornien im Südwesten der Vereinigen Staaten haben seit Jahrzehnten mit Dürreperioden zu kämpfen. Seit 2000 werden diese Perioden durch den Klimawandel länger und intensiver. Die seit 2000 anhaltende Dürre ist Wissenschaftlern zufolge die verheerendste seit knapp 1200 Jahren und wurde nur teilweise durch einen stürmischen Winter gemildert. Der Wasserstand von Lake Mead beispielsweise ist innerhalb der letzten zwei Jahrzehnte um rund 50 Meter gesunken. Lake Mead ist ein künstlicher Stausee, der durch den Bau des Hoover Staudamms entstanden ist, und bildet zusammen mit Lake Powell die Hauptversorgungsquelle von Süßwasser für die Staaten Arizona, Kalifornien und Nevada. Auch Lake Powell, der durch den Bau des Glen Canyon Staudamms entstand, hat mit der anhaltenden Trockenheit zu kämpfen, was sogar vom Weltraum aus sichtbar ist. Beide Seen stauen den Colorado River und sind damit direkt von dem dort sinkenden Wasserstand bedroht.  

Lake Mead entstand durch den Bau des Hoover Dams und speist neben Las Vegas auch Los Angeles mit Trinkwasser – Photo: istock/PeterHermesFurian
Der Wasserstand Lake Meads sinkt seit Jahren kontinuierlich, lediglich unterbrochen von einzelnen Regenperioden – Photo: istock/Nico Strotmann

Welche Maßnahmen gibt es aktuell?

Aufgrund der schwindenden Wasserstände in den Reservoirs beschlossen dutzende Countys und Städte den Wasserverbrauch erst zu kontrollieren und dann einzuschränken. In Los Angeles darf man das ganze Jahr über seinen Garten beispielsweise nur an bestimmten Tagen gießen, und auch dann entweder nur morgens oder abends, um das kostbare Gut nicht der direkten Sonne auszusetzen. Deshalb sollen Poolbesitzer außerdem ihre privaten Pools bei Nichtnutzung abdecken, um unnötige Verdunstung zu verhindern. Dies wird durch die Stadt kontrolliert und Verstöße werden mit empfindlichen Bußgeldern geahndet.

Los Angeles Bewohner dürfen ihre Pflanzen draußen nur an bestimmten Tagen gießen – Photo: Los Angeles Department of Water and Power

Los Angeles begann schon in den frühen 2000ern damit, Maßnahmen zu ergreifen, um die Stadt klimafreundlicher zu machen und die Folgen des Klimawandels einzudämmen. 2007 hat die Stadt unter Antonio Villaraigosa, dem ersten Latino-Bürgermeister seit 1872, einen Aktionsplan veröffentlicht, der seiner Zeit und den übrigen Vereinigten Staaten weit voraus war. Bereits damals wurde vieles geplant, was heutzutage in anderen Regionen der USA noch große Debatten auslöst, wie der Ausbau von Radwegen und des öffentlichen Nahverkehrs, um den Abgasausstoß zu verringern. Das Anlegen von zusätzlichen Parks und Grünflächen sollte die Stadt außerdem kühlen. Los Angeles hat die Pläne danach 2019 unter Bürgermeister Eric Garcetti als Los Angeles‘ Green New Deal neu aufgefasst und an die jüngsten Entwicklungen angepasst. Damals beschloss die Stadt ihre Ziele jährlich anzupassen und Ergebnisse auszuwerten.

Plakative Beispiele, wie Los Angeles dem schwindenden Wasser zur Hilfe eilt, sind beispielsweise Millionen von sogenannten „shade balls“, die die Stadt vor mehreren Jahren in ihre Wasserreservoirs schütten ließ. Die schwarzen Plastikbälle sollen die Wasservorräte vor direkter Sonne schützen und damit sowohl das kostbare Nass vor dem Verdunsten bewahren als auch das Entstehen von Bakterien und Algen eindämmen.

Die Klimaziele von Los Angeles

Los Angeles‘ aktuelle Ziele sind, bis 2050 komplett klimaneutral zu werden in den Bereichen Stromnetz, Transport, Gebäude und Abfall. Außerdem soll die Wasserverschwendung auf null gesenkt werden. Die Stadtwerke sollen Kaliforniens Hauptstadt bereits bis 2045 zu 100 Prozent mit Erneuerbaren Energien beliefern. Zusätzlich sollen mehr Parks und Radwege entstehen und das Nahverkehrsnetz ausgebaut werden, um die Einwohner zu motivieren, das Auto ab und zu stehenzulassen. In Anbetracht der Tatsache, dass Los Angeles eine der autozentrischsten Städte der Welt ist, sind diese Ziele mehr als ambitioniert. Jedoch ist die Stadt in der Vergangenheit auch in anderen Belangen dem Staat Kalifornien vorausgegangen und der Staat folgte. Sollten die Stadtplaner also Erfolg mit ihren Plänen haben, könnte es eine Signalwirkung für die gesamte Region haben.

Las Vegas – Das Paradies in der Wüste kämpft mit der Hitze

In Nevada herrscht ein anderes politisches Klima als in Kalifornien, der Klimawandel bedroht jedoch beide Staaten auf ähnliche Weise. So ist auch Las Vegas von akutem Wassermangel bedroht, denn die Wüstenmetropole ist die Stadt in den USA, die sich am schnellsten erwärmt. Um private Wasserverschwendung einzudämmen, ist in der Metropole ein ähnliches System für die private Wassernutzung wie in Los Angeles seit den frühen 2000ern in Kraft. Jedoch ist dies nur ein wortwörtlicher Tropfen auf den heißen Stein, denn in der „Stadt der Sünden“, die mitten in der Mojave Wüste liegt, stehen etliche Springbrunnen, Wasserparks und Golfplätze, die Millionen Liter Wasser im Jahr verbrauchen. Auch in Zeiten des Klimawandels werden ständig neue Wasser-Attraktionen gebaut, die mehr Touristen nach Nevada locken sollen. Im Vergleich zur Wüstenstadt fällt beispielsweise in Berlin circa die sechsfache Regenmenge im Jahr. Bedenkt man, dass in Las Vegas pro Jahr nur circa 100 Millimeter Regen pro Quadratmeter fallen, und der Wasserverbrauch für Privatpersonen weiter eingeschränkt werden soll, stößt diese Vorgehensweise bei den Einwohnern auf viel Unverständnis.

Wasser ist in Las Vegas ein knappes Gut, nicht jedoch vor den großen Hotels und Casinos der Stadt –
Photo: iStock/apilarinos

Was tut Las Vegas dagegen?

Um dem Hitzekollaps zu entkommen, suchen Stadtplaner in Las Vegas nach Instrumenten zur Kühlung öffentlicher und privater Räume. Die meisten dieser Maßnahmen würden gleichzeitig Kohlenstoffemissionen und andere negativen Umweltauswirkungen des urbanen Städtebaus verringern. Dwayne Eshenbaugh zufolge, Chef von Novus Architecture und Präsident des American Institute of Architects in Las Vegas, verfügen Architekten und Bauherren über eine Vielzahl von Techniken, um die Auswirkungen des Klimawandels einzudämmen. Einige sind einfach und grundlegend, etwa der Bau von Häusern und Gebäuden mit einer besseren Ausrichtung zur Sonne, um nicht zu viel Sonnenlicht zu absorbieren. Andere Techniken sind fortschrittlicher: Modernste Softwares ermöglichen es Architekten beispielsweise, Öffnungen wie Fenster so zu planen, dass sie nicht direkt von der Sonne angestrahlt werden. Auch die Baumaterialien machen einen nicht zu verachtenden Unterschied. Bestimmte Glastöne und Dachmaterialien könnten das Sonnenlicht reflektieren, anstatt es zu absorbieren, erklärt Eshenbaugh weiter. Gebäude könnten auch so konzipiert werden, dass sie keine Kohlenstoffemissionen verursachen oder sogar Energie erzeugen. Vor allem in einem heißen Wüstenklima sollten Bauherren begrünte Dächer oder Gartendächer einplanen, die auf natürliche Weise die Innentemperaturen abkühlen, fügt Steffen Lehmann, Direktor der School of Architecture an der University of Las Vegas hinzu.

Neben Methoden zur Abkühlung versucht die Stadt jedoch auch den Ausstoß an Emissionen zu reduzieren: Dazu hat Las Vegas bereits 450 Meilen an Radwegen angelegt, 52.000 Straßenlaternen mit LED-Beleuchtung nachgerüstet und öffentliche Gebäude, Parks und Verkehrsampeln auf den Betrieb mit erneuerbaren Energien umgestellt. Clark County, der Bezirk, in dem die Stadt liegt, will die Emissionen bis 2050 um 100 Prozent reduzieren. Jedoch wird auch ein emissionsfreies Las Vegas nicht umhinkommen, seinen Wasserverbrauch und die Stadtplanung zu überdenken.

Wie geht man rund um den Globus mit den Herausforderungen des Klimawandels um? Klicken Sie dazu auf die einzelnen Bilder:

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