Jetzt rollt die Saison der Börsenprognosen voll an

von | 13. Nov 2023 - 08:33 | Kutzers Corner

Die Finanzmärkte werden das ganze Jahr über mit Analysen und Prognosen der Profis gefüttert. Mit dem näher rückenden Jahreswechsel beginnt aber die Hochsaison der Vorhersagen, die mit Blick auf 2024 noch uneinheitlich ausfallen.

Erwarten Sie aber nicht zu viel, geschätzte Anleger! Denn einerseits liefern die Anlageexperten gestern wie heute unterschiedliche Einschätzungen zu den kurz- bis mittelfristigen Börsenaussichten. Zum anderen kennen Sie ja mein wiederholtes Plädoyer für den „Selbstentscheider“: Denn letztlich sollten Sie selbst – ob mit oder ohne Beratung – über die konkrete Zusammensetzung Ihres Portfolios entscheiden.

Tauschen Sie sich mit anderen Anlegern aus!

Gibt es noch eine Jahresschluss-Rally am Aktienmarkt? Und wie könnte 2024 werden? Es sind deshalb (kein Wunder) auch Wochen mit zahlreichen Anlegerveranstaltungen in deutschen Großstädten. Auf diesen „Börsentagen“ wird Ihnen viel geboten, geschätzte Anleger, denn Banken, Investmentfonds und Fachverlage stellen ihr professionelles Know-how in Wort und Schrift zu Verfügung und werben für einzelne Märkte und Produkte. Dazu gibt es jede Menge Broschüren, Vorträge und Diskussionsforen. Das sind seltene und besonders sinnvolle Gelegenheiten, um sich über Geldthemen zu informieren. Ich selbst habe viele Jahre lang Anlegermessen und Börsentage aktiv begleitet.

Aus früheren Fehlern lernen

Wichtig ist dabei aber auch folgende Empfehlung: Seien Sie nicht nur Zuhörer, Fragensteller und Prospektsammler, sondern versuchen Sie auch Kontakt zu anderen Privatanlegern zu gewinnen! Denn wo sonst haben Sie die Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch mit Gleichgesinnten? Nach meinen Beobachtungen sind gerade die Erlebnisse anderer Börsianer nützlich. Achtung! Besonders aus den Fehlern sollte man lernen – aus Erfahrung eben!

Commerzbank-Volkswirte für Wirtschaft skeptisch

Saisonal scheint unter den Experten vorsichtiger Optimismus mit Blick auf das kommende Jahr zu überwiegen. Die Ökonomen der Commerzbank sagen aber anders als die Wirtschaftsweisen und die Bundesregierung für 2024 ein weiteres Rezessionsjahr für Deutschland voraus. Das Bruttoinlandsprodukt dürfte dann um 0,3 Prozent schrumpfen, heißt es in der am Freitag veröffentlichten Konjunkturprognose. Zum Vergleich: Die Wirtschaftsweisen rechnen mit 0,7 Prozent Wachstum, die Bundesregierung sogar mit 1,3 Prozent. Für das zu Ende gehende Jahr veranschlagen die Commerzbank-Experten ein Minus von 0,4 Prozent. „Die Unternehmen sind zwar resilient“, sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. „Zur Wahrheit gehört aber auch, dass sie unglaublich viel zu verdauen haben.“

Schützenhilfe von der Europäischen Zentralbank (EZB) kann sich die schwächelnde Wirtschaft der Prognose zufolge auch nicht erhoffen. Ihren Leitzins von aktuell 4,50 Prozent dürften die Frankfurter Währungshüter erst Ende 2024 senken, und das auch nur leicht. Das Inflationsproblem ist noch lange nicht gelöst“, sagte Krämer. „Die Inflation ist gekommen, um zu bleiben.“

Helaba Research zieht Vergleich mit Fußball

Einen besonders umfangreichen – und originellen! – Ausblick gibt wieder das Helaba Research. In jedem Jahr folgen die Frankfurter Landesbanker in ihrem Konjunktur- und Kapitalmarktausblick von Helaba einem Motto. Dieses ist nicht willkürlich gewählt, sondern versucht, die Rahmenbedingungen für das kommende Jahr metaphorisch einzufangen. Hier einige Auszüge: Für 2024 geht nichts an Fußball vorbei. Mit der Europameisterschaft in Deutschland wird das Thema noch präsenter sein als sonst. Außerdem hat Fußball sehr viel gemeinsam mit Volkswirtschaft: Langfristige Strategien kombiniert mit kurzfristigen Taktiken führen letztlich zur Wettbewerbsfähigkeit bzw. zum Erfolg. So fragen sich hierzulande viele: Sind wir fit genug, damit unsere Wirtschaft 2024 endlich wieder wachsen wird, oder scheidet Deutschland schon wieder in der Vorrunde aus?

Basisszenario: Umschaltspiel

Wie beim Fußball ein Ballverlust oder -gewinn ein sofortiges und grundsätzliches Umdenken erfordern kann, verlangt ein sich rapide verschiebendes makroökonomisches und geopolitisches Umfeld einen neuen Plan. Die Geld- und Fiskalpolitik haben das nach der Pandemie, also 2021/2022, nicht so gut hinbekommen. Die Helaba geht davon aus, dass dies 2024 besser gelingen wird. Deshalb ist das „Umschaltspiel“ mit einer Eintrittswahrscheinlichkeit von 70 % unser Basisszenario

Die Notenbanken stellen 2024 mehrheitlich von Angriff auf Verteidigung um. Die Fed und die EZB unternehmen im Sommer den ersten Schritt in Richtung einer weniger restriktiven Geldpolitik. Bis Jahresende 2024 erwarten die Helaba-Analysten einen Leitzins, der 50 Basispunkte niedriger ist als aktuell. Was kann das für die Kapitalmärkte bedeuten?

Der Druck auf Renten lässt im Jahresverlauf nach. Inflationsrückgang und Leitzinswende geben positive Impulse für die Saison 2024. Der Abbau der Wertpapierbestände bei den Notenbanken bei gleichzeitig relativ hoher staatlicher Emissionstätigkeit begrenzt jedoch das Kurspotenzial. Für Corporates ist der Höhepunkt der Finanzierungskosten im Jahresverlauf 2024 überschritten. Die Notwendigkeit zu Investitionen in veränderte Lieferketten und nachhaltige Geschäftsprozesse befeuert das Engagement der Unternehmen am Bondmarkt.

Dax dürfte wieder 17.500 erreichen

An den Aktienmärkten sind hohe Zinsen, schwaches Wachstum und geopolitische Belastungsfaktoren bereits hinreichend in die Preisbildung eingeflossen. Eine moderate bis günstige Bewertung, schon sehr negative Konjunkturerwartungen und eine verhaltende Positionierung weiterer Anlegerkreise legen die Basis für wieder deutlich steigende Kurse. Ende 2024 dürfte der Dax im Bereich von 17.500 Punkten notieren.

Am deutschen Immobilienmarkt dürfte dank weiterhin hoher Nachfrage und stark rückläufiger Bautätigkeit die Trendwende bei Wohnimmobilien vollzogen werden. Die Kaufpreise von Einzelhandelsimmobilien werden sich nach langjähriger Talfahrt stabilisieren, während bei Büros mit weiteren Rückgängen gerechnet werden muss.

Gold kann von nachlassenden Opportunitätskosten profitieren. Spätestens in der zweiten Jahreshälfte, wenn sich eine Entspannung bei der Realverzinsung abzeichnet, wird das Edelmetall wieder die Marke von 2.000 US-Dollar je Feinunze überwinden.

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