Internationaler Währungsfonds beobachtet zunehmende Zersplitterung der Weltwirtschaft

von | 12. Dez 2023 - 11:21 | Wirtschaft

Bemühungen zur Klimaneutralität durch Handelsrestriktionen für kritische Rohstoffe gefährdet, sagt Top-Ökonomin Gita Gopinath.

In Folge der Covid-Pandemie und des russischen Angriffs auf die Ukraine haben sich die globalen Handelsbeziehungen merklich verschoben. Begriffe wie „friend-shoring“, also die Beschränkung auf Handelspartner mit gemeinsamen Werten, machen die Runde. Auch das Konzept „de-risking“ wird immer wieder genannt, wenn es darum geht, wie man mit China umgehen soll, einem Land, das aufgrund seiner Bodenschätze und wirtschaftlichen Stärke immer weiter an Bedeutung gewinnt und internationale Abhängigkeiten offenlegt.

Wenngleich sich nach Ansicht des Internationalen Währungsfonds (IMF) keinen Trend zu De-Globalisierung auf breiter Front abzeichne, sieht die erste stellvertretende geschäftsführende Direktorin, Gita Gopinath, in der zunehmenden Fragmentierung der Weltwirtschaft eine große Gefahr. In einer Rede im kolumbianischen Medellin warnte sie, dass hierdurch ein neuer Kalter Krieg drohen könnte.

Die Verluste für die Weltwirtschaft wären gewaltig, bis zu sieben Prozent des Bruttoinlandsproduktes könnten Volkswirtschaften verlieren, so Gopinath. Wie sehr sich das internationale Gefüge verändert habe, zeige die Anzahl der Handelsrestriktionen, die 2022 verhängt worden seien: 3.000 und damit fast dreimal so viele wie 2019, sagt die Ökonomin. Viele dieser Maßnahmen treffen den Rohstoffsektor und immer neue reihen sich ein.

Ein Korridor für wichtige Rohstoffe?

Insgesamt hätten sich die Exportrestriktionen für kritische Rohstoffe in den letzten zehn Jahren mehr als verfünffacht, berichtete im Frühjahr  die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). In diesem Jahr reihten sich unter anderem Gallium, Germanium und Graphit in diese Liste ein. Eine weitere Fragmentierung des Handels mit Ressourcen, die für die Energiewende gebraucht werden, würde aus Sicht des IMF die Bemühungen zum Übergang hin zur Klimaneutralität deutlich verteuern. Starke Preisschwankungen könnten die Investitionen in Erneuerbare Energien und Elektromobilität hemmen.

Wie könnte dies und vor allem ein neuer Kalter Krieg verhindert werden? Gopinath plädiert vor allem für die Aufrechterhaltung der offenen Kommunikation, wie sie von den USA, China und der Europäischen Union betrieben werde. Notwendig sei zudem die Zusammenarbeit auf Gebieten, die die für alle Beteiligten gleichermaßen von Interesse sind. Im Hinblick auf die Energiewende bringt sie die Idee eines Abkommens über einen „Grünen Korridor“ in Spiel, der den Austausch der notwendigen Materialien garantiert. Ähnliches sei für Grundnahrungsmittel und medizinische Güter denkbar. Durch diese Einigung auf den kleinsten gemeinsamen Nenner sei gewährleistet, dass der Kampf gegen den Klimawandel und die Abwendung von Ernährungsunsicherheiten sowie pandemiebedingten humanitären Katastrophen erfolgreich sind.

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