International investieren verbessert die Chancen

von | 30. Okt 2023 - 08:38 | Kutzers Corner

Keine weiteren Notenbank-Maßnahmen. Nach zehn Zinsschritten hält die EZB die Füße still. Trotzdem bleibt die Geldpolitik im Fokus der Märkte. Investmentstrategen empfehlen mutigen Anlegern, ihr Portfolio international zu mischen.

Mit der Zinsschraube geht es also (wie erwartet) nicht weiter nach oben. Zwar ist die Inflationsrate immer noch viel zu hoch, die geldpolitische Ausrichtung ist mittlerweile aber restriktiv genug, kommentiert die DZ Bank den Nicht-Beschluss der Notenbank, und fährt fort: Das zeigt sich etwa an den Umfragen zur Kreditvergabe der Banken oder auch mit Blick auf den Immobilienmarkt, der vielerorts fast stillsteht. Außerdem sprechen ein unsicheres internationales Umfeld und weiterhin bestehende Risiken im Hinblick auf die Energiepreise für ein Abwarten. Es dürfte somit eine längere Phase konstanter Leitzinsen angebrochen sein. Für die EZB kommt es aber darauf an, vorzeitigen Zinssenkungsfantasien der Märkte entgegenzutreten.

Geopolitische Risiken bleiben

Wichtig: Auch die geopolitischen Belastungen werden auf unabsehbare (aber längere) Zeit wirken! Neben dem Kriegsschauplatz Ukraine zeichnet sich eine weitere Eskalation des Nahostkonflikts ab. Was das für die Finanzmärkte bedeutet, lässt sich nicht konkret abschätzen.

Dax-Werte relativ niedrig bewertet

Trotzdem kommt von besonders mutigen Privatanlegern die Frage, was man tun könne. Aus den jüngsten Einschätzungen der professionellen Investmentstrategen lassen sich zwei Empfehlungen ableiten: Einerseits wird die inzwischen relativ niedrige Bewertung deutscher Aktien herausgestellt. Zudem kommt nicht selten der klassische Hinweis auf eine internationale Depotmischung, weil sich dadurch die Renditechancen verbessern.

Hierzulande ist die Bewertung zwar ausgesprochen moderat, schreibt das Helaba-Research. Allerdings ist die Dax-Berichterstattung eher enttäuschend angelaufen. Lediglich vier von neun Unternehmen, die bislang berichteten, konnten die Gewinnschätzungen übertreffen.

Offensichtlich findet nicht nur an den Rentenmärkten derzeit eine Neubewertung statt. Auch an den Aktienmärkten läuft dieser Prozess. Gerade mit Blick auf den Dax, der nach Helaba-Modellen gegenwärtig einen fairen Wert von rund 17.500 aufweist, werden Aktien zunehmend attraktiv. Folgern die Landesbanker: „Bei einem derartigen Potenzial spielt es unseres Erachtens nur eine untergeordnete Rolle, ob die Aufholjagd noch in diesem Jahr startet (Stichwort Jahresendrally) oder erst im nächsten. Der jüngste zweite Anstieg der Erwartungskomponente des Ifo-Index ist ein erster Hinweis, dass die Konjunkturstimmung inzwischen ihren Tiefpunkt durchschritten hat. Erfahrungsgemäß sind solche Wendesituationen besonders günstig für Aktien.“

Europäische Aktien werden unterschätzt

Nicht alle Eier in einen Korb legen – diese und ähnliche Börsenweisheiten kennen Sie sicher, geschätzte Anleger. Anlageberater werden nicht müde zu predigen, wie wichtig der Diversifikationsgedanke für den langfristigen Vermögensaufbau ist. Hat sich daran Entscheidendes geändert, weil seit Ende des letzten Jahrhunderts ein kräftiger Globalisierungsschub beobachtet werden konnte? Lohnt sich eine Länderstreuung auf Portfolio-Ebene überhaupt noch? Europas Aktienmarkt verdient mehr Aufmerksamkeit, sagt Maximilian Weidler, Client Portfolio Manager bei Lazard Asset Management. Seiner Meinung nach hat sich Europa positiv gewandelt, sei ertrags- und wachstumsstark mit einer globalen Ausrichtung. Dies spiegele sich jedoch noch nicht in der Bewertung wider.

Weidler begründet sein Vertrauen in europäische Aktien so: „Während wir bei unseren unmittelbaren Aussichten für die europäische Wirtschaft und europäische Aktien vorsichtig bleiben, glauben wir, dass die Region aus Sicht der Vermögensallokation weiterhin relativ attraktiv ist. Wir sind der Meinung, dass Europa mehr Interesse bei den Anlegern verdient, als es bekommt.“

Rückläufige Inflation sollte Hoffnung machen

Die Inflation ist in vielen europäischen Ländern stark rückläufig, wie in zahlreichen Marktbetrachtungen vom vergangenen Wochenende hervorgehoben wird. Trotz der ermutigenden Inflationsdaten ist nicht sicher, ob die Normalisierung des Geldwerts von Dauer sein wird. Gerade der sommerliche Anstieg der Ölpreise nach der Entscheidung Saudi-Arabiens und Russlands, ihre Öllieferungen zu drosseln, erschweren die Lage. Die jüngsten Zinspausen der Fed und der Bank of England, begleitet von den sanfteren Tönen der EZB, würden jedoch nach Analystenmeinung darauf hindeuten, dass der Höhepunkt des aktuellen Straffungszyklus erreicht oder er sehr nahe sei.

Wie dem auch sei – die Sorge vor einer Eskalation im Nahen Osten hat derzeit die Aktienmärkte fest im Griff. Neben den geopolitischen Einflussfaktoren spielt aber auch die laufende Berichtsaison eine wichtige Rolle für den weiteren Kursverlauf. Ob sie ein Lichtblick für Anleger sein kann, welche Branchensektoren von größerem Interesse sind und was das für die Kursentwicklung bedeuten könnte, erläutert Carsten Klude, Chefvolkswirt bei M.M. Warburg, im aktuellen Kapitalmarkt-Kompass.

Portfolio-Streuung nach Ländern sinnvoll

Sein Fazit: Trotz der Globalisierung ergibt eine Länderstreuung im eigenen Portfolio nach wie vor Sinn. Dabei hat eine Simulation gezeigt, dass Dax-Anleger durch die Beimischung von anderen Länderindizes auf Portfolioebene signifikant bessere Rendite- und Risikokennzahlen erzielen. Es wurde aber auch deutlich, dass eine höhere Gewichtung von US-amerikanischen Aktien historisch betrachtet einen spürbaren Mehrwert geliefert hat. Schreibt Warburg: „Auch mit Blick nach vorn fühlen wir uns mit einer breiten Länderstreuung wohler. Denn die jüngsten De-Globalisierungstendenzen, der zunehmende Protektionismus sowie aufkeimende Handelskriege stellen einen hohen Rendite-Gleichlauf zukünftig in Frage, sodass durch eine geschickte Länderstreuung womöglich wieder höhere Diversifikationsgewinne erzielt werden können.

Core-Satellite-Strategie bietet sich an

Das leuchtet ein. Um solche Chancen nutzen zu können, empfehlen sich Investmentfonds einschließlich ETFs als Anlageinstrumente – das gilt für Einsteiger wie für Fortgeschrittene. Und als Strategie bietet sich dabei der von mir schon mehrfach genannte Core-Satellite-Ansatz an. Damit können die unterschiedlichsten Anlageklassen komponiert werden. So können Wertpapierdepots als Kern-Investment („Core“) beispielsweise durch Edelmetalle, Strategische Metalle und andere Rohstoffe (landwirtschaftliche Produkte, Holz) ergänzt werden.   

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