ETM ruft Schiedsgericht in Dänemark an und verweist auf wirtschaftliche Bedeutung.
Bislang ist die Fischerei neben dem staatlichen Zuschuss vom Mutterland Dänemark der wichtigste Wirtschaftsfaktor Grönlands. Künftig könnten die gewaltigen Bodenschätze des Landes – darunter auch Seltene Erden – zu einer bedeutenden Einnahmequelle werden. Doch mit dem Regierungswechsel 2021 wurden der Bergbaubranche strenge Regeln auferlegt, was das Aus für die geplante Seltenerdförderung in Kvanefjeld, im Süden der Insel, bedeutete.
Die neuen Richtlinien verbieten die Erschließung von Lagerstätten, die eine bestimmte Konzentration des radioaktiven Elements Uran aufweisen. Das australische Bergbauunternehmen Energy Transition Minerals (ETM) exploriert das Vorkommen in Kvanefjeld seit Jahren, der kommerzielle Abbau ist jedoch untersagt. Die grönländische Regierung verkündete ihre endgültige Entscheidung im Juni dieses Jahres. Doch damit gibt sich ETM nicht geschlagen und wendet sich nun an ein Schiedsgericht in Kopenhagen (PDF), das das Recht auf eine Abbaulizenz bestätigen soll. Um Schadensersatz ginge es vorerst nicht, so ETM, dennoch beziffert das Unternehmen in der Anspruchserklärung den bisher durch die fehlende Erlaubnis erlittenen Schaden auf 7,5 Milliarden US-Dollar und zusätzlichen vier Milliarden an Vorschusszinsen nach dänischem Recht.
Nicht nur für ETM, auch für Grönland steht viel auf dem Spiel, fast 23 Milliarden an Einnahmen würden dem Land verloren gehen, wenn das Projekt nicht voranschreitet, so die Berechnungen des Unternehmens. Hinzu kämen zahlreiche Arbeitsplätze und Infrastruktur, die ETM vor Ort schaffen könnte.
Grönland hat großes Rohstoffpotential
Bereits im März des vergangenen Jahres hatte ETM einen Schiedsspruch in Kopenhagen angestrebt, ein Schritt, den die grönländische Regierung als Affront gegenüber der eigenen Bevölkerung wertete. Um für Kvanefjeld zu werben und Rückhalt zu gewinnen, hielt sich Anfang des Monats eine Delegation mit hochrangigen Managern von ETM in Grönland auf, die mit dem zuständigen Ministern und anderen Vertretern aus Politik und Wirtschaft zusammentraf. ETM-Geschäftsführer Daniel Mamadou drückte dabei „unerschütterliches Vertrauen“ in das Anliegen seines Unternehmens aus, das seit nunmehr 14 Jahren in die Rohstoffförderung in Grönland investiert.
Während Kvanefjeld also noch nicht dazu beitragen kann, Europas Lieferketten für Seltene Erden weniger abhängig von China zu machen, wird weiter nordwestlich an der Erschließung des Sarfartoq-Vorkommens gearbeitet. Die an Neodym und Praseodym reiche Lagerstätte wird vom kanadischen Unternehmen Neo Performance Materials erkundet und enthält nach Angaben des beratenden Geologen Don Hains, keine bedenklich Mengen an radioaktiven Begleitmineralen. Das in Zukunft dort geförderte Material könnte dann in Estland weiterverarbeitet werden, wo Neo entsprechende Anlagen betreibt und derzeit auch eine Fabrik für Magneten aus diesen Materialien errichtet.
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