Götter des Wartens – Die PlayStation 5 bleibt beliebte Mangelware

von | 9. Jul 2021 - 15:00 | Markt, Wirtschaft

Immer noch harren tausende Gamer auf eine neue PS5. Während die Games-Releases für die Konsole zunehmen, bleibt diese selbst eine Rarität. Es fehlt an Mikrochips.

Seit ihrem Launch im November 2020 ist die PlayStation 5 (PS5) ein seltenes und heißbegehrtes Gut. Zu keinem Zeitpunkt deckte das Angebot die globale Nachfrage der Gaming-Community. Es überrascht daher kaum, dass Kaufwillige bereit sind, weit über dem Ladenpreis für die Konsole in die Tasche zu greifen. Der Ladenpreis liegt bei 499 Euro, auf E-Bay werden für die Geräte bis zu 1000 Euro gezahlt. Wer eine PS5 besitzen möchte, soviel ist klar, muss also wachsam sein. Zahlreiche Webseiten und Twitterkanäle bieten daher Stock Tracker an, die jedes in Aussicht stehende Kontingent sofort der Besucher- und Leserschaft mitteilen.

Donald Trumps Politik wirkt sich auf Gamer aus

Der Trubel um die PS5 ist nicht nur ein Lehrstück darin, wie Rarität Preise in die Höhe treiben kann. Hier zeigt sich auch, wie weitreichend politische Entscheidungen potentiell sein können. So hätte 2018 wohl kaum ein Gamer erwartet, dass sich die Donald Trump Präsidentschaft negativ auf das eigene Freizeitvergnügen auswirken würde.

Gemeinhin wird die globale Mikrochip-Knappheit, die maßgeblich für die geringe Verfügbarkeit der PlayStation 5 verantwortlich ist, auf zwei zentrale Ereignisse zurückgeführt: die Covid-19 Pandemie und den Bitcoin-Boom. Durch die Corona-Pandemie waren asiatische Produktionsstätten für viele Monate nicht in der Lage, bei voller Kapazität zu arbeiten. Dazu kam eine steigende Nachfrage an Prozessoren für Home-Office Ausstattung und Bitcoin-Mining-fähige Hochleistungsrechner. Viele Experten sehen den Ursprung des Problems jedoch eher im Handelskonflikt der USA mit China, der 2018 begann und auch vom neuen US-Präsident Joe Biden fortgesetzt wird.

Betrachtet man den globalen Mikrochipmarkt, verwundert dies zunächst. Wie eine CNBC Grafik zeigt, wurden 2020 etwa 63 Prozent der Chips in Taiwan produziert und lediglich 6 Prozent in China. Die von Trump 2018 erhöhten Zölle auf Rohstoffe wie Silizium und der Druck der Vereinigten Staaten auf internationale Partner, hatten dezidiert zum Ziel, China als Hersteller von Hochtechnologieprodukten zu schaden, schreibt das Wall Street Journal. Statt jedoch wie erhofft im eigenen Land zu kaufen, wechselten amerikanische Unternehmen vom chinesischen Lieferanten SMIC zu Herstellern in anderen asiatischen Ländern. Das führte zu erhöhten Auftragsmengen für TSMC, jener taiwanesischen Firma, bei der die Mikrochips für die in der PS5 enthaltenen AMD Prozessoren hergestellt werden. Dass auch Apple bei TSMC einkauft und die Mikrochips dringend für den Launch des neuen iPhone13 braucht, dürfte die Konkurrenz um Bestände zusätzlich verschärfen. Wie Digitime.com berichtet, priorisiert TSMC 2021 Apple und große Autohersteller.

Aufwind für Gallium

Doch Mikrochip ist nicht gleich Mikrochip. So herrscht der momentane Mangel vor allem bei den gängigen, weil billiger zu produzierenden, silikonbasierten Mikrochips. Die globalen Versorgungsengpässe haben nun zur Folge, dass einige Unternehmen anfangen, auf Halbleitertechnologie auf Galliumnitrid-Basis (GaN) umzusteigen. „Wir beobachten wie GaN zunehmend an Relevanz in Aufladegeräten für Handys und Akustikverstärkern der Klasse D, der Stromversorgung von Datenzentren, in Antriebsmotoren und mehr gewinnt.”, so Jim Witham, CEO des kanadischen Chipherstellers GaN Systems auf Design-News.com. TSMC selbst beginnt laut Semiconductor-Today.com ebenfalls mit der Produktion von GaN basierten Elektronikteilen, vorerst jedoch nur für die Autoindustrie.

Ob dies für die PlayStation 5 bedeutet, dass sie demnächst mit GaN-Chips ausgeliefert wird, bleibt abzuwarten. Verarbeitet wird Gallium jedoch schon jetzt in der Konsole. Denn um sie trotz hoher Rechenleistung vor Überhitzung zu schützen, setzt Sony statt einer Wärmeleitpaste nun erstmalig auf Galinstano, Flüssigmetall bestehend aus Gallium, Indium und Zinn. Zwei Jahre, so Sony Engineering Vice President Yasuhiro Ootori in einer Präsentation der PS5 auf YouTube, hat Sony gebraucht, um diese neue Lösung zu entwickeln. Der Einsatz scheint sich gelohnt zu haben: In einem ersten Hitzetest von YouTuber TronicsFix bleibt die PS5 mit der Flüssigmetallschicht wesentlich länger einsatzfähig.

Kühlen Kopf bewahren heißt es auch für Gamer die einfach die neusten PlayStation 5 Spiele zocken möchten. Denn die globalen Lieferkettenprobleme und Neusortierungen bedeuten vor allem eines: weiter warten. Experten sagen voraus, dass der Mikrochipmangel bis 2023 anhalten kann.

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