EU: Kein komplettes Verbrenner-Aus für Schwerlastverkehr

von | 15. Feb 2023 - 15:18 | Politik

Geplante Umstellung auf Batterie- und Wasserstoffantrieb erfordert Ausbau der Ladeinfrastruktur und gesicherte Rohstoffversorgung.

Gestern wurde in der Europäischen Union das endgültige Ende des Verbrennungsmotors für Pkw und Kleintransporter ab 2035 beschlossen (wir berichteten). Zugleich legte die EU-Kommission einen Vorschlag vor, wie auch Lkw und Busse künftig klimafreundlich, also ohne CO2-Ausstoß, betrieben werden könnten. Ein komplettes Verkaufsverbot von Verbrennern ist hier allerdings nicht vorgesehen.

Die Emissionen neuer schwerer Nutzfahrzeuge sollen bis 2040 um 90 Prozent reduziert werden, verglichen mit den Werten von 2019. Für 2030 und 2035 sind Zwischenziele geplant (Emissionsreduzierung um 45 bzw. 65 Prozent). Alle neuen Stadtbusse sollen zudem schon ab 2030 emissionsfrei sein. Aktuell seien Busse und Lkw für mehr als sechs Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen in der EU und über 25 Prozent der Treibhausgasemissionen im Straßenverkehr verantwortlich, heißt es in der Mitteilung der Kommission.

Durch den angestrebten neuen Flottengrenzwert würden klassische Lkw mit Dieselmotoren zu einer seltenen Erscheinung auf den Straßen werden, die EU setzt stattdessen auf Elektroantriebe, die aus Batterien oder Brennstoffzellen gespeist werden. Letztere verbrauchen wiederum Wasserstoff. Die Umstellung werde dazu beitragen, die Führungsposition der EU bei der Herstellung von Lkw und Bussen zu sichern, da ein gemeinsamer Rechtsrahmen gesetzt werde, so die Kommission. Über den Vorschlag müssen nun Parlament und Mitgliedsstaaten beraten.

Vorschlag für klimafreundlichen Schwerverkehr findet gemischtes Echo

Umweltorganisationen kritisierten den Verzicht auf ein 100-Prozent-Ziel für saubere Lkw, auch manche Politiker wie EU-Klimaschutzkommissar Frans Timmermanns hätten sich für ein solches eingesetzt, schreibt Euractiv. Die Europäische Volkspartei (EVP), zu der auch die deutsche CDU/CSU gehört, und der Industrieverband CLEPA, der die Automobilzulieferer vertritt, begrüßten den Vorschlag hingegen wegen der Technologieoffenheit. Auch Bundesverkehrsminister Volker Wissing von der FDP machte sich für den Einsatz sogenannter E-Fuels, also synthetisch erzeugter Kraftstoffe, stark, sowohl bei Pkw als auch im Schwerlastverkehr.

Autoindustrie: Wettbewerbsfähigkeit erfordert auch engagierte Rohstoffpolitik

Die Präsidentin des Verbands der Deutschen Automobilindustrie (VDA), Hildegard Müller, nannte den Gesetzesentwurf „mit Blick auf die bisher leider nur unzureichend vorhandene Lade- und Wasserstoffinfrastruktur ausgesprochen ambitioniert“. Um die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Europa zu erhalten, forderte sie zudem eine engagierte Rohstoff-, Energie- und Handelspolitik.

Wie bei batteriebetriebenen E-Autos wird für den Motor von Brennstoffzellenautos in der Regel das Seltenerdmetall Neodym benutzt. Hinzu kommen Platin oder Palladium als Katalysatormaterial für die Zelle. Der Bedarf an diesen strategischen Rohstoffen würde bei einer Umstellung auf CO2-neutrale Antriebe im Schwerverkehr deutlich steigen.

Photo: iStock/Scharfsinn86

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