Mit den Ereignissen der vergangenen Woche ließen sich ganze Romane füllen. So konnte sich der amtierende US-Präsident Joe Biden über ein gutes Abschneiden seiner Demokraten bei den Midterm Elections freuen, der „rote Trump-Tsunami“ blieb aus. Zudem ging die Teuerung in der größten Volkswirtschaft der Welt stärker als erwartet zurück. Gold, eigentlich der natürliche Hedge gegen die Inflation, stieg in der Folge. Verkehrte Welt also in der Finanzwelt? Nein, denn damit bestätigen sich die Vermutungen oder ersten vorsichtigen Äußerungen der Notenbank FED, dass sich die Zinskurve abflachen werde. Der natürliche Feind des Goldes erhält damit einen Dämpfer. Das schickte alle Metalle und den Euro auf eine Rallye vor dem Wochenende. Scheinbar federleicht wurden die Marken bei 1700 $/oz, 1715 $/oz (100 Tage-Linie) und 1750 $/oz genommen. Im hiesigen Währungsraum war diese Entwicklung durch den wiedererstarkten EUR (in Relation: 1,03 ist immer noch ein Trauerspiel) allerdings deutlich weniger sichtbar.
Silber verhielt sich erwartungsgemäß und erzielte eine überproportionale Preisentwicklung gegenüber Gold. So sind wir bei Silber nun an der 200-Tage-Linie angekommen. Sollte diese Marke aus dem Markt genommen werden, besteht Grund zu der Annahme, dass mit einer wiedererstarkenden Wirtschaft, Öffnungen in China und einer restriktiveren Zinspolitik Silber wieder Preise um die 25 $/oz in Angriff nimmt. Soweit die Spekulation, in der Realität sind sowohl Gold als auch Silber sehr schnell gestiegen. Der Relative Strength Index (RIS) liegt bei nahe 70, was darauf hinweist, dass die Metalle überkauft sind. Bevor es weitere Aufwärtszyklen geben kann, wird wahrscheinlich wieder eine Konsolidierung einsetzen.
Euro-7 Norm sorgt für Auftrieb bei den Platinmetallen
Auch bei den Platingruppenmetallen gab es entscheidende News. Am meisten hat sicher Platin profitiert, das sowohl im Sog von Gold als auch im Sog der am Donnerstag vorgestellten Euro-7 Abgasnormen ordentlich Auftrieb bekam. Nachdem Platin Ende Oktober schon mal die 200-Tage-Linie getestet hatte, wurde diese nun mit Leichtigkeit übersprungen. Ein Plus von fast 100 $/oz (mehr oder weniger 10 %) innerhalb einer Woche war die Folge. Dabei wurde unter anderem die psychologisch wichtige Marke von 1.000 $/oz genommen. Gemäß der neuen Norm kommen für die Stickstoffoxid-Reduktion Mehrkosten von bis zu 150 EUR für Autos und 2600 EUR für LKW auf die Hersteller zu. Diese Beträge werden zu einem Großteil in höhere Edelmetallanteile der Katalysatoren landen. Davon profitierte ebenfalls Rhodium, welches mit der Freigabe der Normen abrupt anzog und allein am Freitagvormittag knapp 5 % stieg. Eine ähnliche Bewegung zeigte Palladium. Hier bleibt allerdings abzuwarten, ob die Autobauer überhaupt noch gewillt sind, die Vorschriften umzusetzen und nicht doch den Umstieg auf Batterien zu forcieren. Das wird bei der tatsächlichen Nachfrage entscheidend sein. Platin ist von dieser Entwicklung etwas ausgenommen, da es nichtsdestotrotz eine Zukunft im Wasserstoffsegment hat, welches ebenfalls, wie zuletzt durch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, angepriesen wird. Sowohl in der Industrie als auch im Bereich der emissionsfreien Mobilität.
Mit „PGM – Edelmetalle im Fokus“ präsentieren wir eine exklusive Rohstoff-Kolumne, die sich, neben Gold, vor allem den vieldiskutierten doch bisher selten analysierten Platingruppenmetallen (PGM) widmet. Im Zentrum stehen die industriellen Anwendungsgebiete der Metalle wie auch ihr Potential als Sachwert. Die Abkürzung PGM ist dabei gleich doppelt bedeutsam: Mit Philipp Götzl-Mamba konnten wir einen erfahrenen Edelmetallhändler gewinnen, der am Puls der Zeit operiert und ab sofort sein Wissen mit uns teilt.