Ein Hoch auf das Hoch an den Aktienmärkten!

von | 18. Mrz 2024 - 08:40 | Kutzers Corner

Weltwirtschaft und Geopolitik liefern immer mehr Besorgnis erregende Nachrichten. Gleichzeitig präsentieren sich die Aktienmärkte in Rekordlaune. Kann das weiter gutgehen? Wie lange und wie weit, das weiß keiner. Ich empfehle Anlegern: nur Mut!

Der Dax hat erstmals die 18.000-Marke überschritten und auch viele weitere Indizes nähern sich ihren Allzeithochs. Anleger befürchten daher, dass eine Korrektur kurz bevorstehen könnte bzw. dass sie den besten Zeitpunkt für Aktienzukäufe verpasst haben. Vorsicht, wenn über „Allzeithochs“ kritisch diskutiert wird! Denn erstens sind die ja Ausdruck von Vertrauen der Anleger in die Entwicklung der Aktiengesellschaften und der Börse. Außerdem gibt es sie ja wörtlich genommen nicht, denn Kurs- bzw. Indexrekorde gelten nur in Ausnahmefällen für immer und ewig – sie beziehen sich (natürlich) auf den Rückblick, denn sie werden langfristig von neuen Gipfeln überboten.

Das richtige „Timing“ ist extrem schwer

Insbesondere kurz- bis mittelfristig denkende Anleger müssen bald erkennen, dass ein sicheres „Timing“ an der Börse (also die konkrete zeitliche Planung von Käufen und Verkäufen) kaum möglich ist. Das sogenannte Timing ist deshalb auch ein ewiges Thema in der Fachwelt. Aktuell stellt sich auch Privatanlegern die Sorge, ob man den Anstieg verpasst hat und jetzt noch kaufen kann. „An den Märkten ist nie etwas eindeutig“, meint dazu Christian Jasperneite, Chief Investment Officer bei M.M. Warburg & CO. in einer soeben vorgelegten Untersuchung. „Unsere zahlreichen Berechnungen der letzten Jahre haben uns immer wieder gezeigt, dass es sehr schwierig ist, den Markt zu timen und eine wirklich sehr gute taktische Allokation vorzunehmen.“

Momentan scheint es an den Börsen nur in eine Richtung zu gehen: nach oben. Trotz geopolitischer Krisenherde im Nahen Osten oder in der Ukraine sowie einem unterdurchschnittlichen globalen Wirtschaftswachstum verzeichnen viele Aktienmarktindizes neue All-Time-Highs. So erzielten beispielsweise der S&P 500 oder der Dax in den letzten Wochen einen neuen Rekordstand nach dem anderen.

All-Time-Highs sind keine Ausnahme

Aus Anlegersicht drängt sich nun allerdings die Frage auf, ob es sich derzeit überhaupt noch lohnt einzusteigen oder ob man lieber auf Rücksetzer warten sollte. Zur Klärung dieser Frage werfen die Banker zunächst einen Blick auf die Historie des S&P 500 Index. Seit 1970 zählt der S&P 500 insgesamt 994 Handelstage mit einem neuen All-TimeHigh. Oder anders ausgedrückt: Jedes Jahr erzielt der amerikanische Aktienmarktindex durchschnittlich alle 15 Handelstage ein neues Hoch. Neue Rekordstände sind also keine Seltenheit. Selbstverständlich sind die All-Time-Highs über den gesamten Zeitraum nicht gleich verteilt. Vielmehr gibt es Krisenjahre wie 2001/2002 (Dotcom-Blase) oder 2008/2009 (globale Finanzkrise), in denen der S&P 500 keine neuen Höchststände verbuchte. Auf der anderen Seite sind in der Historie aber auch Rekordjahre wie 1995 oder 2021 zu finden, in denen der S&P 500 durchschnittlich jeden vierten Handelstag ein neues All-Time-High markierte. Bei einem positiven Kurstrend des S&P 500 Index ist die hohe Anzahl an Höchstständen nicht verwunderlich.

Jetzt schlechter Einstiegszeitpunkt?

Warum sind dennoch viele Anleger im aktuellen Umfeld verunsichert und fürchten, zu teuer zu kaufen? Zum einen sind viele irritiert, dass der Markt die Belastungsfaktoren größtenteils ignoriert. Dabei stellt sich die Frage, ob die Sorge vor einem schlechten Einstiegszeitpunkt gerechtfertigt ist. Um diese Frage statistisch zu beantworten, haben die Warburg-Strategen die durchschnittliche Jahresrendite verglichen, die sich zum einen ergibt, wenn man an einem All-Time-High einsteigt, und zum anderen, wenn man an einem beliebigen anderen Handelstag den S&P 500 Index kauft. Das Ergebnis hat selbst die Experten überrascht: Mit einem Anlagehorizont von ein Jahr bis drei Jahren fiel die durchschnittliche Jahresrendite einer Investition in den S&P 500 an einem Allzeithoch höher aus als an einem beliebigen anderen Tag. Mit anderen Worten: Historisch betrachtet war ein Einstieg in den S&P 500 auf einem All-Time-High mit Blick auf die Renditeentwicklung kein Nachteil – ganz im Gegenteil.

Ist dieses Ergebnis womöglich nur eine Besonderheit des US-amerikanischen Aktienmarkts? Mit Blick auf andere Aktienmarktindizes ergibt sich in der Tat ein heterogenes Bild: Während sowohl für den deutschen Leitindex Dax als auch den japanischen Nikkei 225 Index die Renditedifferenzen ebenfalls positiv ausfallen, sind sie beim Hang Seng und MSCI World Index hingegen negativ. Aber Vorsicht: Bei der Einordnung der Ergebnisse muss beachtet werden, dass der Anteil an Handelstagen mit einem neuen All-Time-High grundsätzlich gering ausfällt und sich damit die statistische Unsicherheit erhöht.

Von Index-Höchstständen nicht irritieren lassen

Meine Empfehlung: All-Time-Highs sollten Sie, geschätzte Anleger, nicht von Investments an der Börse abhalten. Ihre Überlegungen können in langfristige Planung (Strategie) und kurzfristige Erwartung (Taktik) getrennt werden. Konkret würde ich die Strategie beibehalten, in Sachwerte zu investieren bzw. entsprechende Positionen beizubehalten – also insbesondere Aktien, Gold, Industrierohstoffe. Wie Sie mit Ihren taktischen Anlagen umgehen, ist von Ihrer individuellen Einschätzung der weltwirtschaftlichen und geopolitischen Entwicklung sowie Ihrer Risikobereitschaft abhängig. Nur eines scheint sicher zu sein: In den nächsten Monaten ist alles denkbar. In beide Richtungen.

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