Ein Anlageprofi bekennt seine fünf Fehler

von | 27. Dez 2023 - 08:17 | Kutzers Corner

Die Jahreswende bietet Anlegern viel Zeit zum kritischen Überprüfen der individuellen Börsenstrategie. Saisonal und weil ein neues Jahr bevorsteht. Diesmal kommen auch schwerwiegende geopolitische und wirtschaftspolitische Sorgen in die Waagschale.

Adam Fleck, Aktienanalyst der international renommierten Analyse- und Ratinggesellschaft Morningstar, gesteht bei dieser Gelegenheit, auch er sei nicht gefeit davor, ein paar typische Anlagefehler zu begehen. Entstanden ist eine kleine Liste mit Do’s und Don’ts, die ich auszugsweise veröffentliche. Der langjährige Experte bekennt: „Trotz meiner Erfahrung bin ich bei weitem nicht perfekt. Ich habe eine ganze Reihe von Investitionsfehlern begangen, von denen einige zugegebenermaßen noch nicht abgeschlossen sind.“ In diesem Sinne skizziert er fünf häufige Anlagesünden, die er begangen hat:

Zu stark in Aktien investiert

Mein Anlageportfolio besteht sowohl aus meinen Ersparnissen für die Altersvorsorge als auch aus einem separaten steuerpflichtigen Konto, das ausschließlich in Einzelaktien investiert ist. Zusammengenommen ist mein investiertes Kapital zu 82 % in Aktien und zu 18 % in festverzinslichen Wertpapieren angelegt. Das ist weit entfernt von einem üblichen 60/40-Portfolio oder von Faustregeln wie der Aufteilung von 100 minus Alter in Aktien (auch wenn es mich schmerzt, das zuzugeben, liegt das Verhältnis eher bei den modernisierten 120 minus Alter).

Angesichts der Tatsache, dass mein Rentensparguthaben bereits zu 70 % in Aktien investiert ist, bedeutet der Fokus auf Einzelaktien in meinem steuerpflichtigen Konto wohl ein zu großes Risiko, insbesondere in einer Zeit, in der Anleihen immer attraktiver werden.

Aktienportfolio hat einen Home Bias

Etwa 70 % des Aktienanteils meiner Konten und meines Rentenportfolios bestehen aus nordamerikanischen Aktien. In meinem steuerpflichtigen Konto für Direktinvestitionen ist diese Tendenz sogar noch ausgeprägter: 15 der 16 Aktien, die ich besitze, werden hauptsächlich an US-Börsen gehandelt. Inzwischen sind 25 % meines Gesamtportfolios in anderen entwickelten Märkten wie dem Vereinigten Königreich, Europa und Japan investiert. Gerade einmal 5 % sind in Schwellenländeraktien investiert und liegen damit unter der Gewichtung der globalen Marktkapitalisierung von 8 %. Während einige der Unternehmen in meinem Portfolio zweifellos mit den Geschicken von Regionen wie Asien oder Lateinamerika verbunden sind, könnte es sich doch lohnen, einige Direktinvestitionen in Aktien von Schwellenländern in Betracht zu ziehen.

Portfolio ist zu stark konzentriert

Mein Aktienportfolio besteht aus nur 16 Einzeltiteln und liegt damit unter der typischen risikomindernden Richtlinie, die das Halten von mindestens 20 Einzeltiteln empfiehlt. Dieser Effekt ist weniger relevant, wenn ich alle meine Anlagen, einschließlich der Fonds auf meinem Rentenkonto, betrachte, aber eine stärkere Diversifizierung könnte durchaus angebracht sein. Natürlich könnte eine zu starke Diversifizierung dazu führen, dass die Renditen meines Portfolios viel näher an einem zugrundeliegenden Index liegen und die Wirkung meiner Überzeugungen abschwächen. Ich möchte, dass jede Aktie einen bedeutenden Beitrag zur Wertentwicklung des Portfolios leistet, wenn ich der Meinung bin, dass ein Name, der solide risikobereinigte Renditen erwirtschaften kann, eine beträchtliche Sicherheitsspanne aufweist. Zugegeben, 16 Aktien sind vielleicht immer noch zu wenig, wie meine Kollegen 2017 schrieben. Der Sweet Spot liegt aber bei nicht viel mehr, er liegt bei so 20 bis 30 Aktien.

In Large-Cap-Aktien übergewichtet

Der Morningstar US Market Index bildet zu 73 % in Large Cap-Aktien ab, was angesichts der Konstruktionsregeln für die Gewichtung der Marktkapitalisierung zu erwarten ist. Aber mein individuelles Handelsportfolio geht sogar noch weiter und ist zu 83 % in den größten Unternehmen gewichtet. Diese Übergewichtung könnte wiederum als unangemessenes Risiko angesehen werden. Sie ist jedoch auch ein Produkt meines persönlichen Anlagestils. Ich neige im Allgemeinen dazu, in Unternehmen mit dauerhaften Wettbewerbsvorteilen, einem „Economic Moat“ im Morningstar-Jargon, zu investieren, und jeder Aktie in meinem steuerpflichtigen Konto wurde ein enges oder weites Morningstar Economic Moat Rating zugewiesen (bzw. wurde dieses Rating einmal zugewiesen, wenn das Unternehmen nicht mehr abgedeckt wird). Es gibt allerdings auch eine starke Tendenz für Unternehmen mit größerer Kapitalisierung in den USA, ein Narrow- oder Wide-Moat-Rating zu haben. Dies bedeutet jedoch nicht, dass die Größe eines Unternehmens direkt zu dauerhaften Wettbewerbsvorteilen führt.

„Ich verkaufe nur selten Aktien“

Es ist wichtig, investiert zu bleiben. Meine jüngsten Untersuchungen zeigen, dass der Versuch, den Markt zu timen, im Allgemeinen nicht profitabel ist, im Gegensatz zu einer beständigen Buy-and-Hold-Strategie auf lange Sicht. Aber manchmal werden Aktien teuer, und es kann sich lohnen, sie zu verkaufen, um Platz für andere, attraktivere Ideen zu schaffen.

Sie kennen ja längst mein Plädoyer für ein möglichst individuelles, selbstkritisches  Verhalten der „Selbstentscheider (ob mit oder ohne Beratung). Und vergleichen Sie doch Ihre persönliche Strategie mit der von Adam Fleck, geschätzte Leser!

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