Brasilien – Neue Quelle für schwere Seltene Erden?

von | 12. Okt 2023 - 13:24 | Wirtschaft

Produktion derzeit konzentriert auf China und Myanmar. Vor allem Dysprosium wichtig für Windkraft und E-Mobilität.

Die Seltenerdelemente lassen sich in leichte und schwere Vertreter unterteilen. Die genaue Zuordnung unterscheidet sich je nach Quelle allerdings. Eine gängige Einteilung erfolgt anhand ihrer Ordnungszahl im Periodensystem. Grundsätzlich sind die Vertreter der schweren Seltenen Erden (SSE) deutlich seltener und damit teurer. Die derzeit wichtigste Quellen von SSE sind sogenannte Ionenadsorptionstone im Süden Chinas und im Nachbarland Myanmar, aus denen rund 16 Prozent der weltweiten Seltenerdoxidgewinnung stammen. Diese Länderkonzentration ist ein zentraler Grund für die Kritikalität einzelner Elemente dieser Gruppe wie Dysprosium, das vom US-Energieministerium mittelfristig als eines der kritischsten Elemente für die Energieversorgung (PDF) gesehen wird, denn es wird beispielsweise für Windrädern und E-Autos benötigt. Auch die Deutsche Rohstoffagentur DERA warnte bereits 2011 in einer Studie vor einer kommenden kritischen Versorgungslage. Denn obwohl es bereits entdeckte SSE-Vorkommen in anderen Ländern gibt, unter anderem in den USA, werden diese derzeit aufgrund von Unwirtschaftlichkeit nur teilweise abgebaut.

Goiás, Brasilien – Hotspot für schwere Seltene Erden?

Diese Länderkonzentration könnte sich nun ändern. Die auf Ionenadsorptionstone spezialisierte chilenische Bergbaufirma Aclara Resources hat in einer Pressemeldung (PDF) Ergebnisse von Probebohrungen aus ihrem Carina-Projekt im brasilianischen Bundesstaat Goiás veröffentlicht. Die Resultate sind der Firma zufolge vielversprechend. Das untersuchte Areal enthalte signifikante Mengen an Dysprosium und Terbium, so Barry Murphy, Chief Operating Officer der Firma. Auch wenn noch eine Vielzahl an weiteren Explorationsarbeiten in Carina durchgeführt werden müssen, sei vor allem die Zusammensetzung der Tone ein Grund für Zuversicht, so Barry weiter. Aclaras benutzt für das Herauslösen der SSE eine Ammoniumsulfatlösung. Dafür seien die Tone geeignet.

Neben Aclaras haben auch andere Firmen Brasilien als mögliche Quelle für SSE ausgemacht. Die kanadische Bergbaufirma Appia Rare Earth & Uranium hatte erst im März eine Vereinbarung unterzeichnet, 70 Prozent eines anderen Projekts, ebenfalls in Goiás, zu erwerben. Das brasilianische Ministerium für Minen und Energie (PDF) hat bereits 2015 der brasilianischen Bergbaufirma Serra Verde die Erlaubnis erteilt, in der Minaçu Region in Goiás Ionenadsorptionstone zu explorieren. Erste Produktionsschritte sollen noch 2023 starten.

Auch abseits der SSE ist das Seltenerd-Potenzial Brasiliens durchaus bekannt. Die Firma Energy Fuels beispielsweise sicherte sich 2022 über 15.000 Hektar im östlichen Brasilien mit einem Förderpotenzial von 1.500 bis 5000 Tonnen Seltenerdoxiden jährlich. Dem U.S. Geological Survey zufolge (PDF) hat Brasilien mit geschätzten 21 Millionen Tonnen eine der größten Ressourcen an Seltenen Erden weltweit und damit knapp halb so viel wie Marktführer China. Allerdings findet in Brasilien nur ein verschwindend geringer Abbau der kritischen Mineralien statt. 2022 baute Brasilien gerade einmal 80 Tonnen ab, während China bei schätzungsweise 210.000 Tonnen lag.

Photo: iStock/libre de droit

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