Wie man sein Portfolio jetzt anpassen kann

von | 8. Jan 2024 - 08:28 | Kutzers Corner

Sind die Verlierer von gestern die Gewinner von morgen? Oder verspricht das Festhalten an den 2023 besonders erfolgreichen Aktien die beste Performance? Die Meinungen gehen auseinander. Der Jahresauftakt ist kein sicherer Wegweiser.

Wie auch immer Sie sich entschieden haben, geschätzte Anleger, der Jahreswechsel ist eine gute Gelegenheit, die eigene Strategie zu überprüfen und das Depot auf den Prüfstand zu stellen. Ein Ergebnis kann natürlich sein, einfach abzuwarten und (noch) nichts zu unternehmen. Ich selbst sympathisiere mit dieser Überlegung. Eine beliebte Anlagestrategie, die insbesondere zum Jahreswechsel immer wieder Beachtung findet, ist deshalb die „Verlierer-Gewinner-Strategie“. Diese sieht vor, die relativen Verlierer aus dem Vorjahr zu kaufen und damit auf eine Aufholjagd zu setzen. Mir haben Privatanleger aber auch mit großer Zufriedenheit die gegenteilige Erfahrung berichtet: Zum Jahreswechsel die Verlierer abstoßen und nur die Gewinner zu behalten („Happy Depot“).

Was Investmentprofis den Anlegern empfehlen

Prüfen Sie, ob Ihr Portfolio neu gewichtet werden muss, lese ich beim internationalen Analyse- und Ratinghaus Morningstar. Welche Schritte die Strategen im Auge haben, sei im Folgenden auszugsweise übernommen: Zwar verbessern regelmäßige Käufe und Verkäufe, mit denen die Asset Allocation des Portfolios mit den Zielen eines Anlegers in Einklang gebracht werden können, in der Regel nicht die Rendite. Doch die Neugewichtung ist ein wichtiger Schritt, um das Risikoniveau eines Portfolios unter Kontrolle zu halten.

Da sich die Marktsegmente mal mehr, mal weniger gut entwickeln, kann es passieren, dass einige Bereiche Ihres Portfolios weit über Ihre ursprünglichen Ziele hinausgehen, während andere Teile am Ende zu niedrig gewichtet sind. Wenn es einige Jahre her ist, dass Sie Ihr Portfolio neu ausbalanciert haben, werden Sie wahrscheinlich feststellen, dass Sie US-Aktien übergewichtet haben (die in acht der letzten zehn Kalenderjahre, einschließlich des bisherigen Jahres 2023, überdurchschnittlich gut abgeschnitten haben) und andere Aktien untergewichtet sind.  

Anleihemärkte rücken in den Mittelpunkt

Auffallend ist, dass heimische und internationale Investmentstrategen auch Privatanlegern verstärkt Anleihen empfehlen. Schreibt Morningstar: „Erwägen Sie, die Anleihequote aufzustocken.“ Anleiheinvestoren haben ein paar harte Jahre hinter sich. Der Anleihenmarkt erlebte 2022 seine schlechteste Performance überhaupt, nachdem eine Reihe aggressiver Zinserhöhungen zu einem Rückgang des Morningstar US Core Bond Index um 13 % führte. Im Jahr 2023 schnitten Anleihen besser ab, mussten aber im zweiten und dritten Quartal des Jahres ebenfalls Verluste hinnehmen.

Nach dieser Serie von Ereignissen haben Anleihen jedoch wesentlich bessere Aussichten auf eine künftige Wertentwicklung. Das liegt daran, dass Anleihen heute deutlich bessere Renditen bieten als noch vor ein paar Jahren. Die 10-jährige US-Staatsanleihe bot am 26. Dezember 2023 eine nominale Rendite von 3,9 %. Das ist zwar etwas weniger als zu Beginn dieses Jahres, aber immer noch höher als die Renditen, die während des größten Teils des Zeitraums nach der globalen Finanzkrise vorherrschten.

Bargeld sollte möglichst gut verzinst werden

Während des langen Zeitraums, in dem die Zinssätze um die Null lagen, gab es keinen Grund, sich mit Zinsen für Bargeld und andere kurzfristige Anlagen zu beschäftigen. Die Renditen waren in jedem Fall niedrig. Aber jetzt lohnt es sich wieder, auf einen günstigen Zinssatz für zu achten. Vergleichen Sie hierfür die Angebote verschiedener Banken. Wenn Sie keine sofortige Liquidität aus Ihren Bargeldbeständen benötigen, können Sie eine „Leiter“ von kurzfristigen Festgeldanlagen, Spareinlagen, Bundesschatzanweisungen oder auch Geldmarktfonds aufbauen, um Zinsen über einen etwas längeren Zeitraum zu staffeln.

Mit dem Cash nicht übertreiben

Die Bargeldrenditen waren in letzter Zeit ungewöhnlich gut. Doch kann man mit dem Anhäufen von Bargeld auch schnell übers Ziel hinausschießen. Für die meisten Anleger ist es sinnvoll, einige liquide Reserven zu halten, um Notfälle und kurzfristigen Ausgabenbedarf zu decken. Rentner sollten einen größeren Bargeldbetrag halten, um geplante Portfolio-Entnahmen für mindestens zwei bis drei Jahre abzudecken, heißt es bei Morningstar. Für andere Anleger ist Bargeld jedoch nicht der beste Weg, um langfristig Vermögen aufzubauen.

Das Thema Inflation nicht zu früh abhaken

Nach einer Reihe von ermutigenden US-Inflationsberichten hat der Markt erfreut zur Kenntnis genommen, dass die Inflation endlich unter Kontrolle ist. Die aktuelle Konsensprognose geht davon aus, dass die Inflation bis Ende 2024 auf etwa 2,4 % zurückgehen wird. Dies ist der Wert, den die Inflationsrate in der Eurozone im November hatte. Aber es gibt ein paar Dinge zu bedenken. Erstens sind selbst 2,4 % immer noch höher als das langfristige Ziel von Fed und EZB von 2,0 %. Und selbst eine moderate Inflation bedeutet im Laufe der Zeit einen erheblichen Wertverlust: Eine jährliche Inflation von 2,0 % entspricht einem Kaufkraftverlust von fast 22 % über 10 Jahre. Zweitens könnten sich die aktuellen Inflationsaussichten des Marktes als zu optimistisch erweisen. Die Arbeitslosigkeit liegt nach wie vor weit unter dem längerfristigen Durchschnitt, während die enormen pandemiebedingten Ausgaben zu Haushaltsdefiziten in Rekordhöhe geführt haben.

Die meisten Anleger werden daher wahrscheinlich ein gewisses Maß an Inflationsschutz beibehalten wollen, z. B. in Form von inflationsgeschützten Staatsanleihen oder einem kleinen Anteil Rohstoffen.

Interesse an Small-Cap-Aktien

Größer war in den letzten zehn Jahren meist besser. Während Small-Cap-Aktien im Jahr 2022 zulegen konnten, haben Mega-Cap-Aktien – insbesondere die „Magnificent Seven“ (Alphabet, Amazon.com, Apple, Meta Platforms, Microsoft, Nvidia und Tesla), die den Markt dominieren – in acht der letzten zehn Kalenderjahre eine überdurchschnittliche Performance erzielt. Im 2023er Jahresverlauf (bis zum 21. Dezember) verzeichnete der Morningstar US Large Cap Index beispielsweise einen Zuwachs von rund 29 % – etwa 9 Prozentpunkte mehr als die Small Cap-Benchmark von Morningstar.

Zugegeben, kleinere Unternehmen sind in der Regel weniger profitabel und haben schwächere Bilanzen als größere, etabliertere Unternehmen. Folglich könnten sie bei einer Abschwächung der Wirtschaft ins Hintertreffen geraten. Langfristig orientierte Anleger sollten dennoch eine bescheidene Beteiligung an kleineren Unternehmen in Erwägung ziehen, auch als Gegengewicht zu den großen, wachstumsorientierten Technologiewerten, die derzeit die meisten breiten Marktindizes dominieren.

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