Was Investment-Experten jetzt den Anlegern empfehlen

von | 25. Mrz 2024 - 07:47 | Kutzers Corner

Frühlingserwachen der Weltwirtschaft passend zur Jahreszeit? Vielleicht. Es gibt zunehmend positive Signale. Aber die Konjunkturindikatoren sind noch uneinheitlich. Und die geopolitischen Ereignisse können Anleger eher abschrecken.

Nach Amerika meldet Europa jetzt steigenden Optimismus – hatten die Börsen seit dem Jahreswechsel also die richtige Ahnung? Jüngste Bestätigung hierzulande ist der stark beachtete Ifo-Geschäftsklima-Index. Dazu die spontane Kommentierung von Analysten: Die Stimmung unter den Unternehmen hat sich merklich verbessert. Der Ifo-Index ist im März auf 87,8 Punkte gestiegen (nach 85,7 im Februar). Insbesondere die Erwartungen der Unternehmen fielen deutlich weniger pessimistisch aus. Auch die Einschätzungen zur aktuellen Lage verbesserten sich. Die deutsche Wirtschaft sieht einen Silberstreif am Horizont.

Eine kompakte Analyse der Börsensituation

Dazu passt die verhalten zuversichtliche Bestandsaufnahme der Börsensituation des Helaba Research: Aktien eilen weiter von Rekord zu Rekord, Technologie- und Konsumaktien führen das Feld an. Seit Jahreswechsel nachgebende Zinssenkungserwartungen wurden gut weggesteckt. Industrieländer mit positiven Konjunkturüberraschungen, Inflation im Rahmen der Erwartungen. Trotz Krieg und Terror besteht an den Aktienmärkten wenig Bedarf an Kursabsicherung. US-Aktienanleger sind in Hochstimmung, Deutsche mit Dauerpessimismus. Der S&P 500 und der Nikkei 225 sind teuer, der Dax ist fair gepreist.

Längst zurückgemeldet haben sich dazu die Edelmetallberater: Hohe physische Nachfrage aus China sowie Spekulationen an Terminmärkten dürften für den neuen Preisglanz verantwortlich sein. Kurzfristig wird von manchen Experten eine Preiskorrektur erwartet, doch bis Jahresende dürfte der Goldpreis mindestens 2.200 US-Dollar je Feinunze erreichen.

Ein Streifzug durch die vergangene Woche zeigt einerseits, dass Anlageexperten oft eine breite Streuung nach Regionen und Themen empfehlen – Multi-Asset-Strategien gelten gerade jetzt als angesagte Aktienanlage. Darüber hinaus wird das Augenmerk auf einzelne spezielle Marktsegmente gelegt. Im Folgenden habe ich einige Beispiele von entsprechenden Analysen aufgegriffen.

Anlagechancen im Bereich Small Caps

In den letzten Jahren konnten sich Small Caps nicht so kräftig entwickeln wie Large Caps, resümiert Equity Investment Director Braun von der Capital Group. Er sieht sieben Bereiche, in denen sich noch in diesem Jahr für Small Caps erhebliche Chancen ergeben dürften:

Nr. 1: Ausbau der globalen Infrastruktur. Die Bereitschaft der US-Regierung, die zum Teil marode Infrastruktur in den USA zu modernisieren, sowie der Wunsch vieler Unternehmen, ihre Lieferketten stärker abzusichern, hätten dem Industriesektor neues Leben eingehaucht. Erhebliche Investitionen von Regierungsseite sowie von multinationalen Unternehmen dürften in den kommenden Jahren für eine anhaltende Nachfrage sorgen. Interessant seien beispielsweise Unternehmen, die Installationsdienste für Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen (HVAC) anbieten. „Dies ist ein Wachstumsbereich, in dem sich kleinere Unternehmen Marktanteile und schwer zu reproduzierende Vertriebsnetze gesichert haben, was ihnen eine starke Preissetzungsmacht verleiht“, erklärt Braun.

Nr. 2: Europäische Industriekonzerne. „Akquisitionsstarke Industriekonzerne, die mehrere Unternehmen unter einem Dach vereinen, können echte Wertschöpfer sein. Wir sehen das vor allem in Nordeuropa“, sagt Braun. Diese Unternehmen könnten profitabel skalieren und durch eine Kombination aus Dividenden, organischem Wachstum und erworbenen Gewinnen aus Fusionen und Übernahmen (M&A) über längere Zeiträume überzeugende Gesamtrenditen erzielen.

Nr. 3: KI eröffnet Chancen. Chancen böten sich auch in Branchen, die von künstlicher Intelligenz (KI) profitierten. So treibe KI nicht nur das Wachstum in der globalen Halbleiterindustrie voran, weil Hochleistungs-Computerchips benötigt würden, um KI-Anwendungen zu betreiben. Auch die Hersteller von Spezialchemikalien, Gasen und Klebstoffen, die in der Halbleiterproduktion und -verpackung verwendet werden, würden profitieren. „Dieser Bereich wird von einigen wenigen japanischen Unternehmen beherrscht.“

Nr. 4: Indien ein fruchtbarer Boden für Small Caps. Indiens boomende Wirtschaft, der wachsende Wohnungsmarkt und die digitale Infrastruktur machen das Land aus Sicht des Experten zu einem attraktiven Jagdrevier auf der Suche nach schnell wachsenden Unternehmen. Die Bandbreite sei groß: von Getränkeherstellern über Chemielieferanten bis hin zu privaten Krankenhausbetreibern. Auch im Finanzsektor gebe es mehr Anlagemöglichkeiten. Diese sind auf eine neue Generation von Vermögensverwaltungsfirmen, Anbieter von Hypothekenkrediten und mobilfunkbasierte Finanzplattformen zurückzuführen. Zudem habe die Zahl der kleinen und mittleren Unternehmen, die ihre Aktien an den öffentlichen Aktienmärkten anböten, zugenommen. Allerdings notiere der indische Aktienmarkt derzeit auf einem Rekordhoch; die Bewertungen seien in einigen Fällen teuer geworden.

Nr. 5: Griechische Banken. Chancen sieht Braun auch auf dem griechischen Geschäftsbankenmarkt. Dieser habe sich in den letzten Jahren stark verändert: Von etwa 25 Banken habe nur eine Handvoll überlebt. Die verbleibenden Banken seien überkapitalisiert, und es gebe weniger Wettbewerb um Kredite, was im Vergleich zu anderen europäischen Ländern zu einer kostengünstigen Einlagenbasis geführt habe.

Nr. 6: Biotechnologie könnte sich 2024 erholen. Im Biotechnologiesektor könnten die Bewertungen aus Sicht Brauns ihren Tiefpunkt erreicht haben, was wiederum Chancen mit sich bringen würde. „Die Aktienkurse im Biotech-Bereich neigen dazu, sich mit den Finanzzyklen zu bewegen. Sobald die Zinssätze sinken, könnte sich dies entsprechend positiv auswirken“, so Braun. Die Zunahme der Fusions- und Übernahmetätigkeit in den letzten Monaten wertet er als erstes positives Signal.

Nr. 7: Chancen durch wiederbelebten IPO-Markt. Börsengänge könnten Anlegern 2024 ebenfalls Gelegenheiten bieten, zu vernünftigen Bewertungen in vielversprechende Unternehmen zu investieren. „Angesichts der Erwartung, dass sich die großen globalen Zentralbanken dem Ende des Zinserhöhungszyklus nähern, besteht die Hoffnung, dass sich die IPO-Aktivität nach ein paar ruhigen Jahren wieder erholen wird“, sagt der Aktienexperte. Dies eröffne Chancen. 

Wasser bleibt ein wichtiger Sektor

Die schweizerischen Investmentstrategen von Swisscanto betonen auch jetzt die künftige Rolle des Wassersektors. Kommentar von Karsten Marzinzik: Der Wassersektor ist ein wichtiges Feld für nachhaltige Investitionen. Das Motto des Weltwassertags am 22. März 2024 der Vereinten Nationen lautete: Wasser für den Frieden nutzen. Ein zentrales wie nachhaltiges Ziel in Zeiten mit verschiedenen Kriegsherden. Aus unserer Sicht gehören Wasserfonds zu den Favoriten unter den Themenfonds, die dem Bereich der Nachhaltigkeit zuzuordnen sind. Für Anlegerinnen und Anleger eignen sich nachhaltige Wasserfonds als langfristige Depotbeimischung. Dabei ist eine gewisse Risikotoleranz wie bei allen Aktienfonds auch für dieses interessante Thema der Gegenwart und Zukunft nötig.

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