Starkes Portfolio durch „Kern mit Satelliten“

von | 26. Feb 2024 - 08:19 | Kutzers Corner

Selbst erfahrende Börsenprofis sind erstaunt. Negative Nachrichten zur weltwirtschaftlichen Entwicklung werden vernachlässigt, weil Inflations- und Zinserwartungen weiter das Investmentklima bestimmen. Können Anleger den Rekordkursen beiderseits des Atlantiks trauen?

Aktuell spricht einiges dafür – insbesondere die Anlage suchende Liquidität sorgt für eine zunehmend bullische Stimmung unter den Börsianern. Während die Vorhersagen zur Weltkonjunktur (und nicht zuletzt zur deutschen) im neuen Jahr schon mehrfach nach unten korrigiert wurden, heben Analysten ihre Prognosen für den Aktienmarkt auf neue Gipfel an. Dies zeigt einmal mehr, geschätzte Anleger, wie unsicher der kurzfristige Blick in die Zukunft inzwischen geworden ist. Stimmungs- und Kursschwankungen entziehen sich einer zuverlässigen Einschätzung, so dass auch der Privatanleger gefordert ist, eigene Strategien zu entwickeln.

Core-Satellite-Strategien als Alternativen

Ich habe in der Vergangenheit schon mehrfach auf den „Core-Satellite-Ansatz“ hingewiesen, mit dem insbesondere Selbstentscheider der Unsicherheit begegnen können. Auch für Anleger mit kurz- bis mittelfristigem Horizont bietet sich an, weiter im Markt zu bleiben und sein Portfolio zu stärken. Motto: Mit Kernanlagen und Satellitenbausteinen stärkere Portfolios aufbauen. Und: Durch einen starken Kern zusätzliche Chancen suchen.

Was ist eine Core-Satellite-Strategie? Kurz gesagt, sie eröffnet eine einfache Möglichkeit, stärkere Portfolios aufzubauen. Die Basis bilden breit gestreute Kernanlagen (Core). Zusätzlich werden kleinere Anteile risikoreicherer Anlageklassen (Satelliten) beigemischt. Die Kombination von Kern- und Satellitenanlagen ermöglicht, das Risiko zu streuen. Der größere Kern sollte für relative Stabilität sorgen – besonders in Abschwungphasen. Die Satelliten bieten vor allem in Zeiten positiver Marktentwicklung die Chance auf zusätzliche Erträge.

Kernanlagen als Fundament

Kernanlagen (Core) bilden das Fundament eines robusten Portfolios. Das Ziel der Kernanlagen ist, stabile langfristige Ertragschancen zu bieten. Typischerweise sind sie sehr breit gestreut, können in unterschiedlichen Marktphasen flexibel agieren und kombinieren unterschiedliche Anlageklassen – so wie beispielsweise Mischfonds.

Beispiele für Core und Satelliten

Was können Satellitenbausteine sein? Große amerikanische Wertpapierhäuser konzentrieren Empfehlungen oft auf Aktien unterschiedlicher Regionen und Branchen. Sie bestehen dann aus mehreren, oft aus taktischen Gründen ausgewählten Anlagen. Dies können zum Beispiel Aktienfonds aus Asien oder auch für bestimmte Sektoren sein. Satellitenanlagen bieten die Chance auf höheres Ertragspotenzial. Da sie aber risikoreicher sind, ist ihr Anteil am Portfolio deutlich kleiner als die Kernanlagen.

Man kann aber auch eine weitaus breitere Mischung von Anlageklassen und Anlageinstrumenten wählen. Beispiele: Als Core kommen europäische Top-Aktien (etwa attraktive Dividendenwerte) in Frage oder ein Paket von deutschen und Wall-Street-Aktien. Dazu passen als Satelliten physisches Gold, andere Rohstoffe oder auch nicht-börsengehandelte Investments, für die der Privatanleger besonderes Interesse hat (Kunst, landwirtschaftliche Beteiligungen etc.). Als ergänzende Instrumente eignen sich aber auch Aktien oder Anleihen von Schwellenländern, europäische und amerikanische Wandelanleihen und Kryptowährungen.

Plädoyer für Euroland-Aktien

Vergessen Sie nicht, liebe Leser, dass mittlerweile auch jede Menge ETFs für diese Strategie komponiert werden können! Bei dieser Gelegenheit ist interessant, wie sehr sich die Stimmung der Strategen für europäische Aktien verbessert hat – trotz der Sorgen im wirtschaftlichen Umfeld. Viele europäische Unternehmen sind für ihre stabilen Dividendenausschüttungen bekannt. Laut Markus Zeiß, Leiter Equity bei LBBW Asset Management, werden 2024 auch eine Mehrzahl der Dax-Unternehmen ihre Dividende erhöhen. „Nach derzeitigen Schätzungen dürften 24 der 40 größten deutschen Konzerne ihre Dividende erhöhen“, so der Experte. Demnach würden elf weitere ihre Ausschüttung zumindest unverändert lassen. „Es ist offenkundig, dass der Dax ein von der Automobilbranche dominierter Index ist.“ Mehr als ein Drittel der bevorstehenden Ausschüttungssumme (19,6 Milliarden Euro) entfallen auf diese Branche, welche von Mercedes, BMW und Volkswagen dominiert wird. Insgesamt werden die DAX-Unternehmen im Jahr 2024 voraussichtlich 54,6 Milliarden Euro an Dividenden ausschütten, ähnliche Rekorde werden auch in anderen Euroländern erwartet.

Attraktive Bewertungen

Doch nicht nur Deutschland, auch das Euroland insgesamt beherbergt viele innovative und international wettbewerbsfähige Unternehmen. „Besonders die Bereiche Technologie, Gesundheitswesen und Ingenieurwesen beinhalten international führende Unternehmen, was Potenzial für langfristiges Wachstum bedeutet“, so Zeiß. Euroland-Aktien würden außerdem im Vergleich zu ihren US-amerikanischen Pendants als günstig bewertet angesehen. „Hier gibt es eine einmalige Gelegenheit, den Spread über einen Korb von Dividendenaktien zu kaufen“, erläutert Zeis. „Das KGV ist mit einem Schnitt von 13 attraktiv gegenüber den USA, die 17 aufzeigen.“

Durch den zunehmenden Fokus auf Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit der Euroland-Aktien bestehe außerdem die Chance auf eine sogenannte „doppelte Dividende“. „Unternehmen, die sich langfristig und nachhaltig aufgestellt haben, haben in der Regel weniger Risiko und profitieren von frühzeitigen Anpassungen“, so Zeiß. „Das schlägt sich finanziell positiv nieder.“

Gesundheitswesen, Technologie und Ingenieurwesen

Der Gesundheitssektor würde sich durch stabile Einnahmen auszeichnen, da die Nachfrage nach Dienstleistungen und Produkten konstant sei. „Die Nachfrage nach Gesundheitsdienstleistungen bleibt auch in wirtschaftlich unsicheren Zeiten stabil“, analysiert Zeiß. „Dies trägt dazu bei, dass Unternehmen aus dem Sektor widerstandsfähig gegenüber konjunkturellen Abschwüngen sind und Dividendenausschüttungen aufrechterhalten können.“

Auch Versorgungsunternehmen würden in der Eurozone dazu neigen, stabile und konsistente Cashflows zu generieren, da deren Produkte wie Strom, Wasser und Gas oftmals als grundlegend und essenziell gelten. Diese Stabilität ermögliche es ihnen, regelmäßig Dividenden auszuschütten.

Auch der Rohstoffsektor, welcher stark mit der allgemeinen Wirtschaftsleistung verbunden ist, biete Opportunitäten. „Eine wachsende Wirtschaft führt zu einer erhöhten Nachfrage nach Rohstoffen, was Unternehmen in diesem Sektor begünstigen kann“, resümiert der Experte. Auch im Ingenieurwesen erfordern Projekte wie Straßen- und Brückenbau sowie Gebäudeneubau und -ausbau eine beträchtliche Menge an grundlegenden Ressourcen. „Aktien aus dem Basic Resources Sektor können daher von großen Bauprojekten und Infrastrukturinvestitionen profitieren.“

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