Die Anwendungsbereiche Seltener Erden und Technologiemetalle stehen bei Rohstoff.net im Fokus der Berichterstattung. Bei der Hintergrundrecherche stößt die Redaktion aber regelmäßig auch auf Themen, die eher kurios anmuten. Diese wollen wir Ihnen nicht vorenthalten und stellen sie in loser Folge vor. Heute geht es um Mollusken und wie ihre regionale Herkunft nachgewiesen werden kann. Wichtig dabei ist die Seltenerde Neodym.
Neodym ist vor allem als Bestandteil von enorm leistungsstarken Permanenmagneten bekannt. Diese kommen in Zukunftstechnologien wie Windkraftanlagen und Elektromobilität zum Einsatz und sind auch aus Alltagselektronik wie Smartphones und Kopfhörern nicht wegzudenken. Doch Neodym hat noch so manche andere, ungeahnte Qualität. So könnte das Seltenerdmetall helfen, einen Skandal um falsche Etikettierung in der japanischen Fischindustrie zu beenden. Wie die Zeitung The Asahi Shimbun berichtet, haben Forscher eine Methode entwickelt, um die Herkunft von Speisemuscheln anhand der Zusammensetzung von Neodym-Isotopen in den Schalen zu erkennen. Das Verfahren dürfte auch auf andere Fischereierzeugnisse anwendbar sein.
Durch eine Untersuchung des japanischen Fischereiministeriums kam Anfang Februar der Verdacht auf, dass die Herkunft angeblich lokaler Produkte gefälscht werde, schreibt The Japan Times. Demnach wurden 80 Prozent der Asari-Muscheln, die laut Kennzeichnung aus der Präfektur Kumamoto stammten, eigentlich im Ausland produziert. Das Angebot in den Supermärkten habe die Menge der Muscheln, die nachweislich in Kumamoto geerntet wurden, bei weitem überstiegen. Die Präfektur setzte den Verkauf deshalb für zwei Monate aus, um gegen die falsche Etikettierung vorzugehen und das Vertrauen der Verbraucher wiederzugewinnen.
Neodym-Isotope in Muschelschale weisen auf Herkunft hin
Doch das könnte problematisch werden. Denn es sei schwierig, das Gegenteil zu beweisen, wenn die Herkunft von Muscheln falsch gelabelt werde, zitiert The Japan Times eine Quelle aus der Industrie. Das neue Messverfahren könnte entscheidend dabei helfen. Wissenschaftler der Universität Tokio, der Universität Hirosaki und anderer Einrichtungen machten sich die Tatsache zunutze, dass der Gehalt an Neodym-Isotopen im Meerwasser je nach geographischer Region variiert. Dies ist auf Sand und Partikel aus den Flüssen zurückzuführen, die ins Meer münden. Stammen die geologischen Formationen aus völlig unterschiedlichen Zeitaltern, wie in Japan und China, zeigen sich auch deutliche Unterschiede im Verhältnis der Neodym-Isotope, erklärt Kentaro Tanaka, einer der beteiligten Forscher. Das Neodym-Isotop 143 etwa kommt in älteren geologischen Sedimenten seltener vor.
Neodym, das in Küstengewässern enthalten ist, wird von Muschelschalen absorbiert. Abhängig von dem Ort, an dem die Meerestiere aufgezogen werden, nehmen sie also Neodym in verschiedenen Isotopenverhältnissen auf. Das Forscherteam nahm sich Asari-Muscheln vor, die laut Herkunftskennzeichnung aus der Präfektur Fukuoka, der Präfektur Kumamoto und China stammten. Dabei fanden sie heraus, dass die Isotopenwerte der Muscheln aus Kumamoto in etwa der von chinesischen Venusmuscheln entsprach. Die Werte der Muscheln aus Fukuoka waren hingegen ähnlich hoch wie die von Venusmuscheln aus anderen Teilen Japans. Das lässt auf eine mögliche falsche Kennzeichnung der Produkte aus Kumamoto schließen. Die Ergebnisse wurden in der internationalen Fachzeitschrift Food Chemistry veröffentlicht.
„Wir glauben, mit unserer Methode abschätzen zu können, wie lange die Muscheln in China oder Japan aufgezogen wurden“ [Übersetzung Rohstoff.net], so Kentaro Tanaka. Das könne als Abschreckung gegen Herkunftsfälschungen dienen.
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