Kann der Dax 2024 vom Gipfel abstürzen?

von | 18. Dez 2023 - 08:29 | Kutzers Corner

Das Verhalten der (insbesondere spekulativen) Kapitalanleger bewegt sich zwischen zwei Polen – Gier und Angst. Beide sind allerdings schlechte Ratgeber, weil durch sie Hirn und Instinkt ausgeschaltet werden. Der Dax auf neuen Höhen? Keine spekulative Übertreibung. Doch auch das Risiko steigt!

Wenn die Volkswirte und Analysten inzwischen den Aktienmarkt immer weiter anfeuern, dann droht seitens der Anleger gieriger Leichtsinn. Und vor dem sei gewarnt, obwohl ich nach wie vor dem Lager der Börsen-Bullen angehöre! Grund: Die zunehmenden geopolitischen, innenpolitischen und wirtschaftspolitischen Risiken im kommenden Jahr werden weithin vernachlässigt oder verdrängt.

Zinssenkungserwartung als Hausse-Faktor

Vielmehr häufen sich Stellungnahmen der Asset Manager wie „„Rally des Dax dürfte wegen anvisierter Zinssenkungen und stabiler Gewinne vorerst weitergehen.“ Dazu heißt es (so oder ähnlich): Grund sind vor allem stabile Gewinne in den USA und China – den Hauptabsatzmärkten des deutschen Leitindex. Zudem ist der Index mit einem KGV von 12,5 weiterhin sehr niedrig bewertet. Das ist ein ähnliches Niveau wie auf dem Höhepunkt der Energiekrise 2022. Weiteres Aufwärtspotenzial ist also mehr als vorhanden – vor allem mit Blick auf die im Dax dominierenden zyklischen Unternehmen. Übertriebene Zinssorgen sind spätestens seit der jüngsten Fed-Sitzung Geschichte. Die Notenbanker haben klar gemacht, dass 2024 drei Zinssenkungsschritte anstehen. Das macht Aktien gegenüber anderen Anlageklassen wieder attraktiver. Die diesjährige Weltuntergangsstimmung an den Börsen verblasst damit kurz vor dem Jahreswechsel immer mehr. 

Europäische Aktien gelten als attraktiv

Auch der europäische Aktienmarkt (repräsentiert durch den MSCI Europe Index) ist mit dem 12,5-fachen der zukünftigen Gewinne weiterhin attraktiv bewertet und liegt damit unter dem langfristigen Mittelwert. Gewinnwachstum und Dividendenrendite sind nach Einschätzung von Analysten sehr attraktiv. Trotz der negativen Stimmung in Bezug auf die europäische Wirtschaft darf nicht vergessen werden, dass nur 42 Prozent der Erträge des MSCI Europe Index aus Westeuropa stammen, während der Großteil inzwischen aus den schneller wachsenden Teilen der Welt stammt.

Börsen stehen unter guten Vorzeichen

Einen weiten Bogen spannen die Strategen von M.M. Warburg, wenn sie beim Blick auf das kommende Jahr von „großen Ereignissen“ sprechen. Während die Fußball-Europameisterschaft in Deutschland kapitalmarkttechnisch ein Non-Event darstellen sollte, dürfte die US-Präsidentschaftswahl im Herbst 2024 extrem bedeutsam sein. Wahlausgänge stellen Unsicherheiten dar und genau diese Unsicherheiten mögen die Börsen wie der Teufel das Weihwasser. So ist es wenig verwunderlich, dass der S&P 500 Index in US-Wahljahren im Durchschnitt eine leicht schwächere Performance als im Durchschnitt aller Jahre seit 1926 erzielt hat. Die Jahresrendite lag beim S&P 500 in Wahljahren bei 7,47 Prozent, während eine Anlage über alle Jahre den Anlegern eine durchschnittliche Jahresrendite von 7,91 Prozent beschert hat. Jedoch ist die positive Renditequote mit 75 Prozent in US-Wahljahren umso überzeugender: 18 Jahren mit einer positiven Wertentwicklung stehen nur sechs Jahre mit einer negativen entgegen. Für alle Jahre ergibt sich mit einem Verhältnis von 65 zu 32 eine Wahrscheinlichkeit von 67 Prozent für ein positives Börsenjahr.

Globale Wirtschaftsaussichten positiv

Im Jahr 2024 sind die globalen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen grundsätzlich vielversprechend – ein derart positives Szenario auf breiter Basis war nach dem Eindruck von UBS Asset Management seit Langem nicht mehr gegeben. Trotz weiterhin bestehender Gefahren wie Inflation und geopolitischen Risiken stehen diesen Herausforderungen ein kräftiger privater Konsum, eine niedrige Arbeitslosenquote und zuverlässige Unternehmensgewinne gegenüber. Die zuvor erhöhten Energiekosten der privaten Haushalte haben sich wieder auf ein normales Niveau eingependelt. Dies führte zu einem Anstieg der Ausgaben der Verbraucher und stärkte dementsprechend die Gewinne der Unternehmen.

Aktien dürften besser als Anleihen abschneiden

Sowohl Aktien als auch Anleihen befinden sich zum Jahresende in einem starken Aufwärtstrend. Das weckt die Befürchtung, dass eine sanfte Landung bereits vollständig eingepreist ist. Bei UBS Asset Management ist man anderer Meinung, vor allem in Bezug auf den Aktienmarkt: „Wir glauben, die Marktüberraschung 2024 wird eine Aktienrally sein, ohne dass die Anleiherenditen sonderlich sinken. Nur die Volatilität an den Anleihemärkt wird zurückgehen.“ Entgegen der Konsenserwartungen, die von einer Outperformance von Anleihen gegenüber Aktien ausgehen, rechnen die Schweizer damit, dass Aktien 2024 besser als Staatsanleihen abschneiden werden.

Warnung: Politische Risiken nicht unterschätzen!

Ist der vorherrschende Optimismus berechtigt? Ja, aber… Börsenprofis neigen zu einer kurzfristigen Beurteilung der Kursentwicklung und damit des Umfelds der Märkte. Schon von daher eignet sich das politische Geschehen nicht direkt als Tendenzfaktor. Außerdem: Wie sollte man die Politik messen und in Kennzahlen ausdrücken? Schließlich nehmen politische Ereignisse in der Regel nur mittelbar Einfluss auf die Kapitalmärkte. Aber das kann sich in nicht allzu ferner Zukunft ändern. Wer diese Gefahr nicht sieht, sollte sich einmal einen Globus zur Hand nehmen, um sich selbst die Frage zu stellen, wo überall Krisen und Kriege eine Region erschüttern bzw. wo dies droht. Ein Trend ist in meinen Augen klar: Autoritäre und totalitäre Regime breiten sich aus, die Demokratie ist in Gefahr. Dies kann (wohlgemerkt kann) Weltwirtschaft und Welthandel gefährden – damit würde die Politik zunehmend auch börsenrelevant!

Entscheiden Sie selbst, geschätzte Anleger, ob und wie Sie auf derartige Gedanken reagieren wollen. Je nach Ausgangslage sollte man seine Portfoliomischung (einschließlich der Liquidität) überprüfen, Wertpapieralternativen (Rohstoffe) erwägen und den Goldanteil (physisch) aufstocken. Ein Ergebnis kann dabei auch sein, vorsichtshalber seinen Bestand an Aktien zu verringern.    

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