Japan will Seltene Erden aus der Tiefsee fördern

von | 2. Nov 2022 - 10:26 | Politik

Rohstoffvorkommen könnte weltweiten Bedarf für Jahrzehnte decken. Technologie für den Abbau soll in den nächsten Jahren optimiert werden.

Japan plant die Förderung von Seltenen Erden aus dem Schlamm seiner Küstengewässer in 6.000 Metern Tiefe. Im nächsten Haushaltsjahr ab April soll mit der Entwicklung von Methoden zum Abbau begonnen werden, schreibt die japanische Zeitung The Yomiuri Shimbun.

Die Regierung wolle dafür eine Technologie einsetzen, die Anfang des Jahres vor der Küste der Präfektur Ibaraki getestet wurde: Mithilfe des Tiefsee-Erkundungsschiffs Chikyu seien dort rund 70 Tonnen Schlamm pro Tag aus 2.470 Metern Tiefe abgepumpt worden. Künftig ist geplant, die Pumpen zu verstärken und die Steigrohre zu verlängern, mit dem Ziel, in noch tieferen Gewässern arbeiten zu können und 350 Tonnen pro Tag zu fördern. Im Laufe der nächsten fünf Jahre sollen Prospektionsarbeiten stattfinden, ab 2028 soll privaten Unternehmen der Einstieg in den Markt ermöglicht werden.

Vorkommen könnte weltweiten Seltenerdbedarf für Jahrzehnte decken

Die Rohstoffvorkommen im Meeresschlamm wurden 2012 in der Nähe der Koralleninsel Minami-Torishima entdeckt, gelegen in Japans sogenannter Ausschließlicher Wirtschaftszone. Eine Studie kam zu dem Ergebnis, dass die hier lagernden kritischen Mineralien den weltweiten Bedarf mindestens für die nächsten Jahrzehnte decken könnten. Verglichen mit dem Abbau von Seltenen Erden an Land fiele bei der Gewinnung aus Tiefseeschlämmen auch weniger radioaktives Material an, schreibt die Fachzeitschrift Nature. Indes stelle es für Japan eine Herausforderung dar, geeignete Technologien zu entwickeln und das Abpumpen von Seltenerdschlamm aus der Tiefsee wirtschaftlich zu machen, so Yomiuri.

Bislang ist der Inselstaat bei der Versorgung mit Seltenen Erden fast komplett auf Importe angewiesen, die zum Großteil aus China stammen. Die heimische Förderung der Rohstoffe, die wichtig für zahlreiche Technologien sind, soll die Abhängigkeit reduzieren. Durch eine stärkere Zusammenarbeit mit dem rohstoffreichen Australien will Japan auch seine Lieferketten diversifizieren,  wie wir kürzlich berichteten.

Deutschland will keinen Tiefseebergbau unterstützen

Einen anderen Weg in puncto Tiefseebergbau schlägt derweil die Bundesregierung ein: Wie gestern beim Treffen des Rates der Internationalen Meeresbodenbehörde in Jamaika bekannt wurde, will sie bis auf Weiteres keine entsprechenden Anträge unterstützen und ruft auch im Kreise der Mitgliedstaaten dazu auf. Der derzeitige Forschungsstand reiche nicht aus, um ernsthafte Umweltschäden beim Abbau von Rohstoffen in der Tiefsee auszuschließen, heißt es in der Entscheidungsbegründung.

Photo: iStock/wataru aoki

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