Energiewende mit himmlischem Beistand

von | 11. Aug 2022 - 14:55 | Wissen

Der Vatikan will klimaneutral werden und setzt dabei neben Photovoltaik auch auf LEDs und Elektromobilität.

Der kleinste Staat möchte auch zum grünsten der Welt werden: die Rede ist von Vatikanstadt. Mit nur 44 Hektar und 618 Staatsbürgern bildet der Sitz des römisch-katholischen Kirchenoberhaupts eine Insel in der italienischen Hauptstadt Rom. Wer als Besucher einen aufmerksamen Blick auf die altehrwürdigen Gebäude wirft, kann eine Überraschung erleben, denn im Vatikan treffen Tradition und Innovation auf kleinster Fläche aufeinander. Beim Blick von der Aussichtsterrasse auf der Peterskirche sichtbar sind Solarmodule auf der päpstlichen Audienzhalle. Insgesamt bedecken 2.394 Solarmodule die Halle des 1971 eingeweihten Gebäudes. Sie wurden bereits 2008 in der Amtszeit von Papst Benedikt XVI. installiert und produzieren seitdem jährlich etwa 300 Megawattstunden Energie. Gestiftet wurden die Module vom damaligen Branchenprimus Solarworld aus Bonn.

Blick von der Kuppel des Petersdoms auf die Audienzhalle mit ihren über 2.000 Solarmodulen.
Photo: iStock/diliananikolova

Leuchtdioden senken den Stromverbrauch deutlich

Benedikts Nachfolger, der seit 2013 amtierende Papst Franziskus, hat dem Stadtstaat 2020 das Erreichen der Klimaneutralität bis 2050 verordnet. Eine gewaltige Herausforderung, denn tagsüber strömen mehrere zehntausend Besucher durch den Petersdom und die vatikanischen Museen und steigern den Energiebedarf deutlich. Viele Museumsbesucher nehmen dabei die Abkürzung zur Hauptattraktion: der Sixtinischen Kapelle. Dort wurde durch den Einbau einer LED-Beleuchtung der Stromverbrauch um 90 Prozent gesenkt. Zugleich ermöglichen die LEDs den Besuchern jederzeit besten Blick auf die einzigartigen Fresken. Im Fokus standen neben der besseren Sichtbarkeit konservatorische Aspekte, denn auch nachfolgende Generation sollen sich an Michelangelos Meisterwerk erfreuen können. Mit der Konzeption wurde der Lichtspezialist Osram beauftragt. Das Unternehmen bietet allen, die bisher noch keine Möglichkeit des Besuches hatten, auf seiner Website einen virtuellen Rundgang durch die Kapelle an.

Osram lieferte auch die Lichttechnik des Petersdoms. 780 Leuchten mit über 100.000 LEDs verrichten in dem riesigen Gotteshaus ihren Dienst. Auch der weltberühmte Platz davor mit den ihn umschließenden Kolonaden wird durch Leuchtdioden erhellt. 132 LED-Fluter sorgen für ausreichend Licht bei Messen und anderen Veranstaltungen. Im Vergleich zur Vorgängerbeleuchtung können mit ihnen und einem Lichtmanagementsystem Stromeinsparungen von 70 Prozent realisiert werden.

Elektromobilität wird ausgebaut

Das Engagement für den Klima- und Ressourcenschutz umfasst noch viele weitere Maßnahmen. Dazu gehört unter anderem ein verbessertes Abfall- und Wassermanagement, das die Bewirtschaftung der zahlreichen Gartenanlagen deutlich umweltfreundlicher macht. Vorangetrieben wird außerdem der Übergang zur Elektromobilität, mittlerweile finden sich bereits zwölf Ladestationen auf dem Staatsgebiet, errichtet vom italienischen Energiekonzern Enel. Auch das als Papamobil bekannte Fortbewegungsmittel des Heiligen Vaters könnte künftig elektrisch sein. Henrik Fisker, Firmengründer und Vorstand des E-Autoherstellers, das auch seinen Nachnamen trägt, hat in einer privaten Audienz Vorschläge für ein emissionsfreies Fahrzeug für öffentliche Auftritte von Franziskus unterbreitet. Dieses soll auf dem Fisker Ocean basieren, der voraussichtlich ab November 2022 vom Band laufen wird.

Papst Franziskus auf dem Petersplatz im offenen „Papamobil“, das auf der Mercedes Benz G-Klasse basiert. Verbrauch: knapp 15 Liter in der Benzinversion. Photo: iStock/Birute

Beitragsphoto: iStock/ jasonmooy

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