Börsenampeln bleiben vorerst auf gelb bis rot

von | 21. Aug 2023 - 08:20 | Kutzers Corner

Die empfindlichen Kursrückschläge der vergangenen Tage sind Warnsignale: Kurz- bis mittelfristig kann eine nachhaltige Schwächephase nicht ausgeschlossen werden. Vorsichtige Anleger sollten daher einen Abbau ihrer Aktienbestände in Erwägung ziehen.

Auch der Dax wandelt mittlerweile auf unsicherem Boden – aber nicht nur der. Spätestens Mitte der vergangenen Woche machte die neue Stimmungserhebung der Börse Frankfurt deutlich, dass die Finanzmärkte in eine kritische Phase geraten sind. Angesichts wieder steigender Unsicherheit haben deutsche Bluechips erneut verloren. Gleichzeitig scheint die Bereitschaft der befragten Investoren, die kleine Handelsspanne zwischen ca. 15.700 und 16.250 für Gewinne zu nutzen, gesunken zu sein, wie der schon lange damit befasste Verhaltensökonom Joachim Goldberg vermutet. 6 Prozent der Profis haben Aktien verkauft („mit kleinen Gewinnen“), 3 Prozent sind jetzt short, der Rest an der Seite. In der anderen Gruppe hält sich der Pessimismus stabil. Unterm Strich stehen die Sentiment-Indizes für Institutionelle und Private mit – 14 und – 20 Punkten nicht mehr so weit auseinander. Goldberg wertet das als neutral. Jedoch hätten an der Unterseite auch 15.700 Punkte noch nicht wirklich zu Rückkäufen motiviert.

Kein Rückenwind mehr durch Fonds?

Der beste Freund haussierender Aktienmärkte sind bärische Fondsmanager. Zu diesem Schluss könnten regelmäßige Beobachter unserer Sentiment-Umfragen kommen. Verfolgt man die jüngste Umfrage der Bank of America (BofA) unter internationalen Fondsmanagern, könnte man befürchten, dass zumindest ein Teil des Rückenwinds abflaut, von dem Aktien während der vergangenen Monate profitiert haben. Denn nur noch netto 11 Prozent der Fondsmanager in der jüngsten BofA-Umfrage gaben an, global in Aktien untergewichtet zu sein. Zur Erinnerung: Im September 2022 betrug dieser Saldo noch 52 Prozent! Mit anderen Worten: Seit jener Zeit sind von den Fondsmanagern in großem Stil bärische Positionen gedeckt worden, was sich letztlich in deutlich steigenden Aktienkursen niedergeschlagen hat.

Beim unserem Dax sind die Kurse seit der vorangegangenen Stimmungserhebung nicht gestiegen, was unter anderem auch auf die jüngst immer deutlicher gewordenen wirtschaftlichen Probleme Chinas zurückzuführen sein dürfte, die auch hierzulande stärker thematisiert wurden. Aber auch die deutlich gestiegenen Renditen etwa für Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit hierzulande und in den USA gaben nicht gerade Anlass zur Freude für Aktienbullen.

Kursverluste nicht nur an Aktienmärkten

Bei allen Differenzierungen des Börsengeschehens durch Bank- und Fondsanalysten ist inzwischen doch eine zunehmend vorsichtige bis skeptische Einstellung zu erkennen. „Sommer, Sonne, schlechte Laune – zumindest an den Finanzmärkten“, heißt es beispielsweise in der Helaba-Wochenbilanz einleitend. Denn Zinsen sind gestiegen, während Aktienkurse überwiegend sanken. Auch ansonsten litten Risikoanlageklassen: Die Spreads für Unternehmensanleihen zogen an, die Rohstoffpreise fielen, sogar für Gold. Am Devisenmarkt waren sichere Häfen wie US-Dollar und Schweizer Franken gefragt. Hier war übrigens der Rubel der deutlichste Gewinner. Der größte Verlierer war der argentinische Peso mit rund 18 % im Minus. Das Muster steigender Zinsen und fallender Aktien kommt einem vor allem aus dem letzten Jahr bekannt vor. Die zehnjährige Bund-Rendite näherte sich mit 2,7 % einem Jahreshoch, Treasuries gleicher Laufzeit erreichten dies mit 4,3 % sogar. Ein Auslöser dafür war das Sitzungsprotokoll der Fed, in dem sich die Notenbanker weiter besorgt über die Inflation äußerten.

Unsichere Aussichten auf den weiteren Verlauf

Doch, es gibt sie auch noch – zuversichtliche Expertenstimmen für den Jahresverlauf. Der Blick gilt dabei in erster Linie der Wall Street und den US-Staatsanleihen. Aber alles in allem sind Stimmung und Kurse angeschlagen. Fazit der Landesbank-Strategen: Der August war in der Vergangenheit häufig ein schwacher Monat an den Aktienmärkten. Daher kann die Situation kurzfristig schwierig bleiben. Spätestens im Herbst dürfte allerdings mit abebbenden Zinssorgen die Laune an den Finanzmärkten besser werden.

Wird der Ifo-Index eine Enttäuschung?

Gut möglich, in meinen Augen aber nur eine der möglichen Aussichten. Schon die nächsten Konjunkturindikatoren für Deutschland (insbesondere das Ifo-Geschäftsklima) und international können die Unsicherheit unter den Marktteilnehmern weiter verstärken und die Inflations- und Zinsperspektiven erneut vernebeln. Außerdem sollten Privatanleger nicht das Risiko einer Trend verstärkenden Eigendynamik der Märkte außer Acht lassen.

Zu guter Letzt sei daran erinnert, dass sich Kopf und Bauch nicht widersprechen sollten: Bei allen wichtigen Anlageentscheidungen sollten nämlich Verstand und Instinkt übereinstimmen. Gelassen können jetzt nur die wirklich (wirklich!) ganz langfristig Aktienfreunde bleiben, die mindestens für fünf bis zehn Jahre planen.

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