Zwei Herzen in der Brust vieler Kapitalanleger

von | 17. Nov. 2025 - 08:27 | Kutzers Corner

Analysten und Anleger versuchen jetzt, ihre Strategien zu aktualisieren. Deshalb gilt der Blick zunehmend den Chancen und Risiken im kommenden Jahr.

Viele Anleger sind noch wankelmütig: Sollte man jetzt gezielt Aktien weiter zukaufen und Edelmetalle halten? Oder bietet es sich an, vorsichtshalber Gewinne mitzunehmen? Die Börsenprofis zeichnen (noch) kein klares Meinungsbild. Und ich fürchte, das wird auch bis auf weiteres so bleiben. Heute ein Blick auf jüngste Analysen und Prognosen, die Ihre Meinungsbildung unterstützen können, geschätzte Privatanleger.   

Trotz aller Unsicherheit lohnt sich beispielsweise die Einschätzung der meinungsfreudigen Helaba – hier in Auszügen:

Die Karten werden neu gemischt

In jedem Jahr folgt der Konjunktur- und Kapitalmarktausblick der Hessischen Landesbank einem Motto. Dieses fängt die Rahmenbedingungen für das neue Jahr metaphorisch ein. Diesmal haben die Frankfurter Strategen „Spielkarten“ ausgewählt, denn die Weltwirtschaft gleicht einem großen Kartenspiel. Früher schien es, als würden die Spieler immer wieder mit denselben Karten spielen. Jeder kannte die Regeln und die Rollen waren verteilt. Doch jetzt werden die Karten neu gemischt und anders verteilt. Die Regeln verändern sich sogar während des Spiels – die Verunsicherung sitzt mit am Tisch. Diese Ausgangslage bietet aber auch Chancen. Dafür müssen jedoch neue Strategien entwickelt werden. Wer sich schnell anpasst, aufmerksam spielt und die neuen Karten klug ausspielt, kann aus der Runde als Gewinner hervorgehen. Das Basisszenario der Helaba „Weltwirtschaft – Die Karten werden neu gemischt“ birgt Risiken, aber auch Chancen. Im Ergebnis überwiegen die Chancen. Mit einer Wahrscheinlichkeit von 70 % sind die Analysten sogar etwas zuversichtlicher als für das Jahr 2025. Wie kann das sein?

Wird das neue Jahr besser als 2025?

Im Einzelnen heißt es: Zumindest kurzfristige Entspannung im Handelsstreit USA-China bessert die Stimmung. Während das Bruttoinlandsprodukt der Eurozone im dritten Quartal um 0,2 % gegenüber der Vorperiode zunahm, stagnierte die deutsche Wirtschaft. Allerdingst signalisierten die deutschen Stimmungsindikatoren im Oktober, dass die Wirtschaft gut in das vierte Quartal startete. Für 2026 erwartet die Helaba für Deutschland ein Wachstum von 1,5 % und in der Eurozone von 1,4 %. In den USA hat sich die Konjunktur trotz Trumpschem Chaos überraschend gut gehalten – auch dank des KI-Booms. Man rechnet nun mit einem Wachstum von rund 2 % in den Jahren 2025/2026.

Die deutsche Inflationsrate ist im Oktober leicht auf 2,3 % zurückgegangen. Die Verbraucherpreise stiegen im Vormonatsvergleich um 0,3 %. Auch die Teuerungsrate der Eurozone nahm etwas ab und lag im Oktober bei 2,1 % (September: 2,2 %). Die Kernrate verharrte bei 2,4 %. Für Deutschland und die Eurozone erwartet man, dass 2026 die durchschnittliche Inflationsrate knapp über dem Zielwert der EZB von 2 % liegen wird. In den USA dauert der Preisschub durch die Zölle an. Wegen des (mittlerweile beendeten) „government shutdown“ sind die Daten aber verzögert. Die US-Verbraucherpreise dürften im Jahresschnitt 2026 mit 2,7 % etwa genauso stark zulegen wie 2025 (2,8 %).

Weit verbreitete Nachhaltigkeitsaktien

Morningstar konkretisiert seine jüngste Prognose mit populären Aktien: Acht Werte sind in globalen Nachhaltigkeitsfonds weit verbreitet. Für nachhaltig orientierte Anleger ist die Sichtung der Aktien nachhaltiger Fonds eine Möglichkeit, Chancen zu entdecken. Solche Fonds legen den Schwerpunkt auf Unternehmen, die sich der Nachhaltigkeit und verantwortungsvollen Praktiken verschrieben haben, in der Regel gemessen an Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien, während sie ihre Portfolios mit traditionellen Finanzkennzahlen ausgleichen.

Diese Fonds besitzen oft Aktien, die von traditionellen Fonds nicht oder nur in sehr geringem Umfang gehalten werden. Die Morningstar-Analysten haben acht Aktien ausgemacht, die im Vergleich zu traditionellen Fonds eine einzigartige Präsenz aufweisen:

  • Schneider Electric SE       
  • Infineon Technologies AG
  • TE Connectivity PLC
  • BYD Co Ltd
  • Vestas Wind Systems AS  VWS
  • Novonesis (Novozymes) B
  • Recruit Holdings Co Ltd    
  • Contemporary Amperex Technology Co Ltd    

Risikoreiche Anlagen bleiben attraktiv

RBC BlueBay AM beurteilt das Marktumfeld für risikoreiche Anlagen weiterhin als günstig: „Trotz zahlreicher kleinerer Börsenschrecks in diesem Jahr bleiben Aktien nah an ihren Allzeithochs. Auch die Risikoaufschläge für Unternehmensanleihen sind niedrig und die Volatilität an den wichtigsten Märkten für Staatsanleihen bemerkenswert gering“, sagt Russel Matthews, Senior Portfolio Manager für Global Macro Strategien bei RBC BlueBay Asset Management. Das zeigt sich am MOVE-Index (Merrill Lynch Option Volatility Estimate Index) für die Schwankungsintensität von US-Staatsanleihen: Dieser ist so niedrig wie seit Ende 2021 nicht mehr.

Und weiter heißt es: „Es gibt Gründe, warum sich risikoreiche Anlagen weiterhin gut entwickeln. Es ist vor allem die anhaltende Stärke der US-Wirtschaft und die Tatsache, dass es kein ernsthaftes Risiko einer Rezession in den USA zu geben scheint. Eine wichtige Rolle spielt dabei der Ausbau der KI-Infrastruktur. Gleichzeitig hat sich die Inflation moderat entwickelt – zumindest viel besser, als man es für möglich gehalten hätte, als die US-Regierung Zölle gegen ihre wichtigsten Handelspartner einführte. Die Entwicklung der Inflation hat es der Fed wiederum ermöglicht, die Zinsen zu senken.

Diese Kombination aus soliden Wachstumsraten, moderater Inflation und der daraus folgenden Lockerung der Geldpolitik dürfte bis 2026 anhalten. Aber auch wenn die fundamentalen Rahmenbedingungen für risikoreiche Anlagen weiterhin günstig sind, sind die Bewertungen in vielen Bereichen historisch hoch. Darüber hinaus gibt es erhebliche Risiken auf geopolitischer und US-innenpolitischer Ebene.“

Wandelanleihen starten in neue Wachstumsphase

Eine spezielle Anlagekategorie, die schon seit längerem Aufmerksamkeit verdient, sind Globale Wandelanleihen. Sie haben auch im dritten Quartal von der weltweiten Aktienrally profitiert und ihre Stärke als defensive, aber wachstumsorientierte Anlageklasse unter Beweis gestellt. „Seit Jahresbeginn haben sich globale Wandelanleihen und Aktien vergleichbar entwickelt – und dies trotz des defensiveren Risikoprofils der Wandler“, sagt Arnaud Brillois, Portfoliomanager und Leiter des Global Convertible Teams bei Lazard Asset Management. Gleichzeitig hätten Wandelanleihen die Renditen anderer anleiheähnlicher Assetklassen deutlich übertroffen. Brillois ist überzeugt: Die positive Entwicklung der vergangenen Monate ist erst der Anfang eines neuen Zyklus.

Die aktuelle Marktdynamik erinnere an frühere Zyklen wie beispielsweise in den Jahren 2006/2007, so der Experte. Damals hätten Wandelanleihen ihre defensiven Eigenschaften beibehalten und gleichzeitig Gewinne erzielen können, die denen globaler Aktien über mehrere Jahre hinweg ähnelten. „Wir glauben, dass wir uns am Beginn eines ähnlichen Zyklus befinden könnten“, sagt Brillois. „Die Gründe dafür sind vielfältig, allen voran die günstige regionale und sektorale Positionierung sowie die hohe Emissionstätigkeit seit 2024, welche konvexe Strukturen im Wandelanleihemarkt fördert.“

Zu guter Letzt

Treffen Sie die richtige Entscheidung, liebe Leser! Trotz aller Probleme in der Welt bleibe ich noch immer gelassen.