Die Anleger sollten sich damit abfinden, dass das wirtschaftliche und politische Umfeld unsicher und uneinheitlich bleibt. Klare Kurstrends sind nicht zu erkennen.
Das Sommerquartal verabschiedet sich mit einer Mischung aus Hoffen und Bangen. Dabei halten sich die Aktienmärkte erneut widerstandsfähiger als die Nachrichtenlage, auf beiden Seiten des Atlantiks. Börsenprofis wissen aber nicht, wo es im letzten Quartal 2025 langgehen wird. Dementsprechend waren die fundamentalen Berichte aus der Wirtschaft in der vergangenen Woche nach Branchen und Unternehmen stark uneinheitlich.
Auch hatten die differenzierenden Lageberichte von Wissenschaftlern und Verbänden keinen nachhaltigen Einfluss auf die Börsenstimmung. Das gilt sogar für die erfahrungsgemäß starke Beachtung des monatlichen Ifo-Geschäftsklimaindex. Demnach hat sich die Stimmung unter den Unternehmen in Deutschland verschlechtert. Der Ifo-Indikator ist im September auf 87,7 Punkte nach 88,9 Punkten im August gesunken. Die Unternehmen waren weniger zufrieden mit den laufenden Geschäften. Zudem trübten sich die Erwartungen merklich ein. Die Hoffnung auf wirtschaftliche Erholung erleidet einen Dämpfer, erläutert das Münchner Institut.
Ifo: Die Hoffnung verblasst
Im Verarbeitenden Gewerbe (= Industrie) ist der Index gesunken. Die Unternehmen bewerteten ihre aktuelle Lage etwas schlechter. Auch die Erwartungen fielen skeptischer aus. Die Zahl der Neuaufträge nahm abermals ab. Der Hoffnungsschimmer, der sich im Vormonat bei den Investitionsgüterherstellern zeigte, ist verblasst.
Im Dienstleistungssektor hat sich das Klima merklich verschlechtert. Die Erwartungen wurden deutlich pessimistischer. Der Indikator fiel auf den niedrigsten Stand seit Februar. Die Unternehmen korrigierten ihre Urteile zur aktuellen Lage ebenfalls nach unten. Insbesondere im Bereich Transport und Logistik verschlechterte sich die Stimmung.
Im Handel hat das Geschäftsklima nachgegeben. Dies war auf pessimistischere Erwartungen zurückzuführen. Die aktuelle Lage wurde hingegen etwas besser beurteilt. Im Einzelhandel stieg der Geschäftsklimaindex, während er im Großhandel sank.
Im Bauhauptgewerbe ist der Index nach dem Rückgang im Vormonat wieder gestiegen. Die Unternehmen zeigten sich etwas zufriedener mit den laufenden Geschäften. Auch die Erwartungen für die kommenden Monate hellten sich weiter auf.
Keine Anzeichen für eine konjunkturelle Wende
Der Wochenbericht der Frankfurter DZ Bank gehörte zu den wenigen spontanen Stellungnahmen: Von Altweibersommer keine Spur – pünktlich zum meteorologischen Herbstanfang zeigt sich auch die Stimmung in der deutschen Wirtschaft von der trüben Seite. Das Ifo-Geschäftsklima geht im September zurück. Sowohl die Erwartungen als auch die Lagebewertung haben sich verschlechtert. Die moderate Aufwärtsbewegung der vergangenen Monate endet damit vorerst. Ein Wunder ist das nicht, schreiben die DZ-Volkswirte. Die Unsicherheit ist weiterhin groß. Deutschlands Wirtschaft befindet sich in einer schwierigen Phase mit zollbedingten außenwirtschaftlichen Belastungen und anhaltend hohen Energiekosten. Zusätzlich lähmt die Bürokratie das Wirtschaftsgeschehen immer mehr. Ganz allgemein sorgt das verabschiedete Fiskalpaket für Infrastruktur und Verteidigung aber noch nicht für ausreichend Fantasie bei den befragten Firmen. So dürfte sich der Herbst vorerst weiter von seiner dunklen Seite zeigen.
Dax mit versöhnlichem Wochenausklang
Und die Bilanz der Frankfurter Börse: Der Dax hat sich am Ende einer durchwachsenen Woche am Freitag wenigstens berappelt. Aktien aus der zweiten und dritten Reihe tendierten hingegen leicht im Minus. Nach der Bekanntgabe neuer US-Konjunktur- und Inflationsdaten erklomm der deutsche Leitindex ein Tageshoch und schloss mit einem Plus von 0,87 Prozent bei 23.739,47 Punkten. Daraus resultierte ein Wochengewinn von rund 0,4 Prozent
Glaube an Herbst der Reformen schwindet
Richtig anstecken lässt sich der Dax von der Rekordlaune in den USA aber nicht. Es gibt durchaus Zuversicht, aber eher längerfristig. Allzeithochs an der Wall Street, Seitwärtsbewegung hierzulande – der Trend der Vorwochen setzt sich also fort. Das wird sich nach Einschätzung von Commerzbank-Analyst André Sadwosky auch nicht so schnell ändern. „Sowohl von Unternehmensseite als auch von den Makrodaten erwarten wir für die Aktienmärkte keine entscheidenden Impulse“, erklärt der Analyst. Er rechnet mit einer Konsolidierung an den Börsen.
Rohstoffe sind die Gewinner
Die Luft ist erstmal raus, auch wenn der saisonal schwierige September an den Finanzmärkten diesmal kaum durchgeschlagen hat. Es fehlt jedoch an positiven Impulsen, sowohl für Aktien als auch für Renten. In der abgelaufenen Handelswoche kamen beide Assets nicht so recht vom Fleck. Rohstoffe hingegen sind die klaren Gewinner: Der Ölpreis legt knapp 3 % zu, während sich Gold in Nähe seines letzten Rekordwertes von knapp 3.760 US-Dollar je Feinunze hält. US- und europäische Aktien schlagen derzeit getrennte Wege ein.
Märkte auf unterschiedlichen Pfaden
Auch die Investmentstrategen von Allianz Global Investors befassen sich in ihrer Wochenanalyse mit der uneinheitlichen Entwicklung der Märkte: Wichtige Zentralbanker in Amerika, Europa und Asien haben gesprochen. Sie sind auf unterschiedlichen Pfaden unterwegs und wollten verschiedene Botschaften aussenden. Die Anleger haben zugehört und sich ihren Reim darauf gemacht. Was sind die wichtigsten Schlussfolgerungen?
Eine der Hauptbotschaften der Europäischen Zentralbank (EZB) war, dass sie ihre Geldpolitik „in einer guten Position“ sieht. Das Wachstum in der Eurozone liegt nahe an der Normalauslastung. Die Gesamtinflationsrate hat sich in der Nähe des 2-%-Ziels eingependelt und der derzeitige Zins liegt in etwa dort, wo die EZB-Entscheider ihn als „neutral“ (also als weder expansiv noch restriktiv) ansehen. Kein Grund also, viel zu ändern. Nichts anderes war im Vorfeld erwartet worden. Für den weiteren Jahresverlauf hatten Anleiheinvestoren vor dem September-Meeting noch mehrheitlich auf eine Zinssenkung gehofft, diese Hoffnung wurde seither nahezu aufgegeben. Daher sind die Anleiherenditen etwas angestiegen und der Euro konnte sich gegenüber dem US-Dollar gut behaupten. Die Hürde für eine zeitnahe Zinssenkung scheint derzeit hoch zu liegen.
Auf der anderen Seite des Atlantiks ist man auf einem anderen Pfad unterwegs. Die Federal Reserve (Fed) hat wie erwartet ihre Leitzinsen um 25 Basispunkte gesenkt, außerdem wurden in den vielbeachteten Projektionen weitere Zinssenkungen in Aussicht gestellt. Wichtigste Botschaft der Fed: Wir wollen konjunkturellen Abwärtsrisiken vorbeugen, bevor es zu spät ist, und haben große Zuversicht, dass dies auch funktionieren wird.
Zu guter Letzt
Sie werden sicher erkennen, geschätzte Anleger, dass es zum Quartalswechsel kaum neue Wegweiser der Börsenprofis gibt. Deshalb plädiere ich trotz langfristiger Zuversicht für ein Beibehalten der aktuellen Strategie – also Sachwerte angeführt von Edelmetallen – zu favorisieren.