Was Börsenprofis jetzt den Anlegern raten

von | 27. Okt. 2025 - 08:56 | Kutzers Corner

Sie müssen sich gerade jetzt, in einer unübersichtlichen Börsenphase, fürs Kaufen oder Abwarten entscheiden. Von den Analysten gibt es aber weiterhin uneinheitliche Empfehlungen. Nützliche Ratschläge erteilt der Berliner Honorarberater Klaus Porwoll von der PecuniArs Honorarberatung zum Thema „Feste Ausschüttungen haben ihren Preis“: Viele Anleger legen den Fokus bei der Kapitalanlage auf regelmäßige Ausschüttungen. Doch wirklich verlässliche Anlageerträge sind bei dem inzwischen wieder niedrigen Zinsniveau schwer zu erzielen.


Anleihen nicht mehr besonders attraktiv

Regelmäßige Ausschüttungen gehören zu den zentralen Bausteinen vieler Anlagestrategien. Aus gutem Grund: Denn sie ermöglichen zum einen kontinuierliche Cashflows und bieten zum anderen Planungssicherheit. Außerdem können sie je nach Struktur einen Inflationsausgleich ermöglichen. Zu den Anlegergruppen, die auf regelmäßige Ausschüttungen angewiesen sind, zählen beispielsweise Stiftungen. Sie müssen aus den Erträgen ihrer Kapitalanlage die laufenden Ausgaben zur Erfüllung des Stiftungszwecks finanzieren.

Auch viele private Anleger legen den Fokus auf regelmäßige Erträge. Doch wie und wo am Finanzmarkt lassen sich möglichst sicher regelmäßige Erträge erzielen? Lange Jahre mussten Anleger zum Teil negative Renditen für ihre Bareinlagen und geringe Erträge aus ihren Staatsanleiheportfolios akzeptieren. Zwar hatte die restriktive Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) ab 2022 für Entlastung an der Zinsfront gesorgt. Mittlerweile sind die Zinsen wieder allerdings auf einem deutlich niedrigeren Niveau. „Das bedeutet, dass sich aktuell nach Abzug der Inflation mit Zinsanlagen allein kaum reale Erträge erzielen lassen“, sagt Klaus Porwoll.


Dividenden sind nicht der neue Zins

Eine Alternative können Dividendenstrategien sein. Viele Unternehmen bieten aktuell Dividendenrenditen von drei, vier oder mehr Prozent. „Anleger müssen aber damit rechnen, dass Dividenden auch gekürzt werden oder ganz ausfallen können“, schreibt Porwoll in seiner Grundsatzbetrachtung. Hinzu kommen möglicherweise starke Kursschwankungen der zugrunde liegenden Aktien. „Die Aussage, dass Dividenden der neue Zins sind, halte ich für falsch und sogar gefährlich“, warnt der Finanzexperte. Dividenden stellen seiner Ansicht nach keinen Ersatz für eine schwankungsarme Zinsanlage dar. „Sie sind vielmehr das Ergebnis unternehmerischer Tätigkeit und mit entsprechenden Risiken behaftet. Anleger sollten deshalb auch darauf achten, wie stabil und nachhaltig ein Unternehmen in der Vergangenheit Ausschüttungen vorgenommen hat und wie hoch die Ausschüttungsquote ist“, rät der Honorarberater.
Eine weitere Möglichkeit, der Renditeflaute zu entkommen, sind globale Multi-Asset-Lösungen, die auf laufende Erträge ausgerichtet sind. Das Konzept klingt verlockend: Egal, wie es an den Finanzmärkten aussieht, erhalten Anleger von dieser Fondskategorie eine feste Ausschüttung. „So überzeugend das Konzept auf den ersten Blick klingt – die Fonds haben auch einige Fußangeln, die Anleger berücksichtigen sollten.“


Fallstricke bei fest ausschüttenden Fonds

In der Theorie sollen die Ausschüttungen aus dem geleistet werden, was ein Fonds zwischen den einzelnen Ausschüttungsterminen erwirtschaftet. Wenn es an den Märkten gut läuft, ist das auch kein Problem. In schlechten Börsenphasen müssen die Verantwortlichen jedoch womöglich auf das Fondskapital, also die Substanz zurückgreifen. „Somit besteht das Risiko, dass der Fondsmanager Wertpapiere verkaufen muss, selbst wenn das Marktumfeld gerade ungünstig ist“, erläutert Porwoll. Und wenn es dann wieder aufwärts geht, fehlt dem Fonds diese Substanz, um darauf aufzubauen.
Und es gibt, gerade für langfristig orientierte Anleger, noch einen weiteren wichtigen Aspekt. Schüttet ein Fonds nicht aus, sondern ist er thesaurierend, werden von der Ausschüttung weitere Fondsanteile gekauft – das Geld bleibt also im Fonds. Entsprechend profitieren Anleger von dem Zinseszinseffekt. „Denn zum Erfolg einer langfristigen Kapitalanlage trägt die Wiederanlage der Erträge entscheidend bei. Dieser Rendite-Katalysator jedoch fehlt den ausschüttenden Fonds“, gibt Porwoll zu bedenken.

Diversifizierte Strategien zahlen sich aus

Doch egal, ob der Fokus auf regelmäßige Ausschüttungen oder langfristigem Vermögensaufbau liegt – Porwoll favorisiert einen wissenschaftlich fundierten Anlageansatz. Der Honorarberater und sein Team verfolgen eine in allen Marktzyklen bewährte Strategie, bei der passiv, global diversifiziert und kostengünstig in die beiden Anlageklassen Aktien und Anleihen investiert wird. Als Instrumente sind für ihn kostengünstige und transparente ETFs erste Wahl.


Die Unsicherheit an den Börsen hält an

Wie schwer es momentan fällt, das Börsenumfeld konkret einzuschätzen, macht auch ein Blick auf die neue Woche deutlich: Diverse Anlagenstrategen befürchten, dass es auch im Euroraum etwas ungemütlicher werden könnte, obwohl die Einkaufsmanagerindizes im Oktober positiv überrascht haben. China hat seine Exportkontrollen für Seltene Erden nochmals verschärft, was u.a. die Automobilindustrie trifft. Auch wenn ein Produktionsstopp bei VW in Wolfsburg wegen der Beschränkungen des Halbleiterherstellers Nexperia für Standardchips vermieden werden kann, zeigt dies einmal mehr, wie wichtig sichere Lieferketten sind. Datenseitig dürfen die Investoren jedoch auf einen besseren Ifo-Geschäftsklimaindex hoffen. Darüber hinaus wird das Bruttoinlandsprodukt im dritten Quartal für Deutschland und den Euroraum veröffentlicht. Es bleibt spannend, ob hier zumindest wieder der Anschluss an den Euro-Durchschnitt gelingt. Neben den Notenbanksitzungen von Fed, EZB und der Bank of Japan werden auch die Verbraucherpreise aus den USA, dem Euroraum und Deutschland Beachtung finden. Hierzulande bleibt der Inflationsdruck mit einem erwarteten Rückgang auf 2,1 % überschaubar.
Das Thema Sicherheit dürfte weiterhin auf der Agenda stehen. Deshalb sollte der Rückgang von Gold mit 3,5 % auf Wochensicht nicht überinterpretiert werden. Dies war eher eine Gegenbewegung nach einem außergewöhnlich starken Lauf als die Abkehr von einem sicheren Hafen.

Zu guter Letzt

Es mag banal klingen, geschätzte Privatanleger, aber es gibt immer (!) auch die Alternative, den Märkten eine Zeit lang nur zuzuschauen oder freies Kapital aktuell – Weihnachten naht – für den Konsum einzusetzen. Übrigens: Meine langfristigen Favoriten unter den Anlageklassen bleiben Aktien und Gold.