Gold bleibt für Anleger weiter attraktiv

von | 13. Okt. 2025 - 11:22 | Kutzers Corner

Kann man Gold im Portfolio halten oder auf seinem aktuellen Rekordniveau sogar noch zukaufen? Beide Fragen möchte ich positiv beantworten.

4.000 Dollar pro Unze – Gold hat eine neue Bestmarke erreicht, und die fundamentalen Rahmenbedingungen bleiben nach vorherrschender Meinung günstig. Ein vorübergehender Rückschlag gilt zwar als möglich, aber eine größere Korrektur sei eher unwahrscheinlich, analysiert Carsten Menke von Julius Bär. Er kommt im Einzelnen zu folgenden Ergebnissen:

Mit einem Anstieg von mehr als 50 % seit Jahresbeginn ist der Goldpreis auf dem besten Weg, seine beste Performance seit 1979 zu erzielen. Damals erreichte Gold sein bisheriges inflationsbereinigtes Rekordhoch. Auf der Suche nach Gründen stößt man auf die bekannten Faktoren wie eine sich abkühlende US-Wirtschaft, niedrigere US-Zinsen und einen schwächeren US-Dollar. Zusätzlich wurde der jüngste Anstieg durch Bedenken hinsichtlich der Unabhängigkeit der US-Notenbank und den Stillstand der US-Regierung angeheizt. Allerdings scheinen die Auswirkungen beider Faktoren auf die US-Wirtschaft und den US-Dollar zumindest derzeit sehr begrenzt zu sein.

Was könnte diesen Rekordlauf stoppen? In der Vergangenheit wurden größere Korrekturen fast immer durch verbesserte Wirtschaftsaussichten und eine Straffung der Geldpolitik verursacht. Angesichts der Tatsache, dass die US-Notenbank gerade einen Lockerungszyklus begonnen hat, halten die Schweizer Banker ein solches Szenario für sehr unwahrscheinlich. Wahrscheinlicher ist, dass Spekulanten Interesse verlieren, also dass alle guten Nachrichten bereits eingepreist sind und diese letzte Phase der Rally ein Fall von „zu schnell, zu weit“ ist. Eine solche Reaktion würde allerdings keine tiefgreifende Korrektur, sondern eher einen kurzfristigen und vorübergehenden Rückschlag verursachen, da die Bär-Banker weiterhin günstige fundamentale Rahmenbedingungen für Gold sehen.

Die sich abkühlende US-Wirtschaft in Verbindung mit den Aussichten auf niedrigere US-Zinsen und einen schwächeren US-Dollar dürfte weiterhin Anleger auf der Suche nach sicheren Häfen in den Markt locken. Obwohl es sich in der Regel um einen zyklischen Treiber handelt, könnte die Nachfrage nach sicheren Häfen nachhaltig anhalten, sollten sich die Bedenken hinsichtlich der Unabhängigkeit der US-Notenbank bestätigen und das Vertrauen in den US-Dollar verloren gehen.

Zentralbanken suchen sichere Anlagen

Zusätzlich zur Nachfrage nach sicheren Häfen dürften die Käufe der Zentralbanken der Schwellenländer als struktureller Treiber bestehen bleiben. Dies spiegelt den Wunsch der Zentralbanken wider, weniger abhängig vom US-Dollar als Reservewährung und – im Extremfall – auch weniger anfällig für US-Sanktionen zu werden. Unter der Annahme einer Zielallokation für Gold von 20 % bis 25 %, die dem globalen Durchschnitt entspricht, dürften die Käufe unserer Analyse zufolge noch drei bis fünf Jahre anhalten. „Wir bekräftigen daher unsere längerfristig konstruktive Einschätzung für Gold und heben unsere 3- und 12-Monats-Kursziele auf 4.150 Dollar pro Unze bzw. 4.500 Dollar pro Unze an.“ Weiter schreiben die Bär-Analysten: „Da wir davon ausgehen, dass Silber weiterhin im Kielwasser von Gold mitfahren wird, heben wir unsere Ziele auf 50 Dollar bzw. 54 Dollar pro Unze an.“

DZ-Bank: Kein Ende des Höhenflugs

Ähnlich klingt es in einer aktualisierten Studie der DZ-Bank: Kein Ende des Höhenflugs in Sicht. Der Goldpreis erreichte jüngst oberhalb von 4.000 Dollar je Feinunze ein neues Allzeithoch – damit beträgt das Plus seit Jahresbeginn über 50 %. Klassische Nachfragefaktoren und das anhaltend hohe Interesse der Zentralbanken

dürften den Preis langfristig auf rund 4.800 US-Dollar steigen lassen. Besonders auffällig an der aktuellen Preisrally ist, dass klassische Nachfragetreiber wieder in den Fokus gerückt sind, von denen sich der Goldpreis in den vergangenen drei Jahren teilweise entkoppelt hatte. Insbesondere sind hier das angeschlagene Vertrauen in den US-Dollar sowie die marktseitigen US-Leitzinssenkungserwartungen zu nennen.

Auch der Versuch der politischen Einflussnahme durch US-Präsident Trump spielt eine Rolle. Dieser lässt Zweifel an der längerfristig bestehenden Unabhängigkeit der Fed aufkommen.

Wirtschaftspolitische Entwicklungen

Kurzfristig geben wirtschaftspolitische Ereignisse in den USA den Takt vor

Die aktuelle wirtschaftliche Lage in den USA hat es der Federal Reserve Bank in diesem

Jahr nicht leicht gemacht, mit dem geldpolitischen Lockerungszyklus zu beginnen.

Einerseits sorgt die Zollpolitik von US-Präsident Trump für steigende Inflationserwartungen (und mittlerweile auch höhere Inflationsraten), was Leitzinssenkungen durch die Fed als Preisstabilitätswächter entgegensteht. Andererseits dürften die verhängten Importzölle auch zu einer Phase konjunktureller Schwäche führen, die Leitzinssenkungen rechtfertigen würde, um den Arbeitsmarkt zu stützen. Der Marktkonsens rechnet momentan mit zwei weiteren Senkungen um 25 Basispunkte bis Ende des Jahres und weiteren Lockerungen im Verlauf von 2026. Perspektivisch fallende Marktzinsen erhöhen die relative Attraktivität von Gold.

US-Inflation verleiht Gold zusätzliche Attraktivität

Gold gilt für viele Menschen nicht nur als Zufluchtsort in unsicheren Zeiten, sondern auch als Schutz gegen übermäßige Inflation. In den USA steigt die Inflationsrate bereits seit April dieses Jahres an und lag im August bei 2,9% – deutlich über dem 2-Prozent-Ziel der US-Notenbank. Dabei dürften die verhängten US-Importzölle sowie weitere US-Leitzinssenkungen zu einem anhaltenden Preisdruck beitragen.

Die Sorge vor erhöhten Preisniveaus spielt dabei sowohl bei privaten als auch bei institutionellen Anlegern eine Rolle. Dies spiegelt sich in den starken Zuflüssen bei goldgedeckten ETFs wider.

Zu guter Letzt

Wie wertvoll Gold ist, zeigt auch sein bisher gewonnenes Gesamtvolumen. In der Geschichte der Menschheit wurden bis Ende 2017 schätzungsweise 190.000 Tonnen gefördert. Dies entspricht einem Würfel mit 21 Metern Kantenlänge reinem Gold.